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 Betreff des Beitrags: Szenenplanung Nr. 5 - Aftermath
BeitragVerfasst: Do 29. Jun 2017, 08:45 
Administrator
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Registriert: Di 30. Mai 2017, 07:06
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#01
Ihr Zusammensein ist selten geworden. Hat mehr Nostalgie als Gemeinsamkeit und daran wird sich nichts mehr ändern. Sie haben sich auseinandergelebt; die Jahre haben an ihnen allen gewirkt, das Leben, zu dem sie sich entschieden haben, sie verändert.
Trotzdem finden sie sich hier ein. Jährlich. Immer am gleichen Tag, zur gleichen Uhrzeit, immer nur sie, immer zusammen und lassen zu, dass die Sturmwinde der winterlichen Küste an ihren Haaren reißen.
Levi hat die Hände in seinen Hosentaschen; der Kreis schließt sich und findet in der Perspektive final zu ihm zurück. Da stehen Chiara und Logan, das internationale Topmodel und der Produzent, der Platenlabelmitinhaber, beide millionenschwer und ein Paar, nach wie vor und obwohl sie noch da sind, die Erinnerungen an sie, an das, was er mit ihr hatte, ist die Zeit damals verblasst und er sieht jetzt, das es nicht funktioniert hat, weil er nicht bereit dafür war und das er Logan verdammen konnte, wie er es wollte – dass Logan das Kaliber Mann und das Kaliber Mensch sein würde, dass Chiara an ihrer Seite verdient hatte. Logan war gut gealtert; ein attraktiver Mann der zu einem wichtigen Namen in der Industrie geworden ist. Die Vorgeschichte, East of Eden, Blake Callahans tragisches Ableben und die hektischen Zeiten danach, haben größtenteils zu einem Ruf beigetragen, den die Jugend heute als Rock’n’Roll Times befeiert. Logan schürt diesen Ruf nicht. Wie könnte er auch? Niemand hat mehr unter Blakes Suizid gelitten wie er und Chiara meinte einst, vor Jahren, dass Logan seitdem ein anderer war, das etwas fehlen würde und dass es seitdem niemanden mehr in seinem Leben gab. Nicht mehr so.
Und wer konnte es ihm verdenken.
Bradley hat das Musikbusiness hinter sich gelassen. Ist praktizierender Anwalt und lebt mittlerweile wieder hier, in der Gegend. Er hat Alexis an der Hand; Alexis, die alt wirkt und immer noch so erschöpft, als wäre gerade erst alles passiert. Sie war es, die Blake und Sam fand und seitdem ihre Stimme verloren hatte, erst ihre Gesangsstimme, dann gar nicht mehr zu sprechen zu können schien und Kliniken waren ihr beständiger Aufenthalt; Therapien ein ständiger Lebensbegleiter. Levi wusste, dass Alexis Blake auf eine Art und Weise geliebt hatte, die ihnen, Blakes damals altem Leben unverständlich gewesen war, aber über die Jahre hatte Levi in Alexis‘ unaufhaltsamen Zerfall sehen müssen und können, wie intensiv diese Freundschaft war und wie sehr sie einander halfen, in ihrer East of Eden Zeit. Logan kümmerte sich um Alexis, weil ihre Familie es nicht tat, aber es war Bradley, der sie regelmäßig besuchte und auch zu sich heimholte, wenn die Umstände es zuließen. Sie waren ein seltsames Paar; eines und doch wieder nicht. Levi verstand es nicht immer, aber wenn er ehrlich war, dann wollte er es nicht. Nicht mehr.
Es ist das erste Jahr, ohne River und daher die Dynamik wieder eine andere, ganz leicht, denn River verlor seinen Kampf gegen den Lungenkrebs und folgte somit Sam und Blake und schmälerte den Kreis einer Zeit, die Levi in sein Herz eingesperrt hat und mittlerweile mit niemanden mehr darüber redet. Levis Wut ist mittlerweile verflogen; sieht mittlerweile, dass die Anzeichen, dass es eines Tages so kommen würde, zumindest mit Blake, längst da waren. Sam hatte zu wenig in ihren Blutkreislauf, sagte man, als das man ihr Absicht und Vorsatz hätte vorwerfen können, ihr Tod wurde als Unfall, als tragischer, wie sich herausstellte, gehandhabt und vom Todeszeitpunkt her war es Blake, der sie fand und sich daraufhin entschied, dass er ohne Sam nicht nur nicht konnte, sondern nicht wollte.
Blake hatte ein langjähriges Drogenproblem, von dem sie, Sam und Levi, nichts wussten. Brad wusste es, aber wusste nichts über die Ausmaße, über die Probleme dahinter; das tat nur Logan und Logan trug diese Dämonen selbst mit sich rum, denn Blake hätte Hilfe gebraucht, hatte Alexis ihm eines Tages gesagt, schon lange, aber sie haben es alle ignoriert und sie haben alle trotzdem auf ihn gebaut, denn er war Blake und Blake war zäh und stark und zehrte von diesem Schmerz, formte Kunst daraus und mit dieser Kunst verdienten sie viel Geld. Sie alle. Und das war der Preis, den sie zu zahlen hatten nur um im Nachhinein zu bemerken, dass sie den zu bezahlen nicht bereit waren, nie bereit gewesen wären.
Levi vermisst sie immer noch. Hauptsache Sam. Seine beste Freundin; seine vertraute Seele, sein Lieblingsmensch. Seine erste Liebe. Von der Schwangerschaft zu erfahren, machte ihn fertig, und er weiß, dass er selbst immer noch nicht darüber hinweg ist. Er wird es vermutlich nie verdauen, weiß er, denn auch, wenn Sam sich anfangs immer gerne gegen Kinder gemimt hat, hat er sie als kinderlieb gesehen und erkannt und erlebt und er denkt, sie gut genug zu kennen, um zu wissen, dass sie der Sache eine Chance gegeben hätte.
Sam war als Kind selbst weggeworfen worden. Blake auch. Sie selbst wäre mit einem Leben nicht so fahrlässig umgegangen. Nicht Sam.
Das Leben ist nicht fair und Levi hasst es; er hasst vor allem, dass alles so weiterging, wie es das tat. Levi findet es oft unfair, dass er den Erfolg hatte, für den Sam so lange so hart arbeitete und dann vom Sprungbrett fiel, als ihre Zeit endlich reif war. Er und River fanden sich in einer anderen Band ein. Sie tourten durch die Welt. Sie bestanden sogar jetzt noch, so irgendwie. Sie hatten sich auf eine andere Art in den Rock Olymp geschossen; er und Logan begegneten sich sogar geschäftlich nicht unbedingt zu selten. Er war in der Gitarristen Hall of Fame gelandet; es gab Kids, die Poster von ihm im Zimmer hängen hatten und zu ihm aufsahen; sagten, dass sie werden wollten wie er. Er engagierte sich in Mental Health Programme, war viel in den Staaten, fand aber seine Heimat nur hier in England und sonst nirgendwo mehr. Levi Delaney war ein Name, den man kannte.
Aber am Ende des Tages war da die Einsamkeit. Brad sagte oft, was es brachte, wenn er es nicht genießen konnte; dass er dahingehend fast Logan ein wenig ähnelte, aber Levi wischte den Vergleich gerne und immer beiseite. Er und Logan hatten nichts gemein. Er hätte nicht zugelassen, dass Blake sich derart verschacherte, für die Musik. Er hätte en Freund über die Karriere entschieden, ganz gleich, was Blake gewollt hätte. Weil er ein guter Freund war. Weil Suizid kacke war; weil die Zeit keine Wunden heilte und weil Menschen Löcher hinterließen, die andere höchstens kompensierten, aber nie ausstopften.
Levi hat gelernt dieses Leben zu leben. Levi hat auch gelernt, sich daran ganz aktiv zu beteiligen. Aber immer, wenn er hier ist, immer, wenn es sich jährt und er sich in das ziehen lässt, das vergangen ist, weiß er, dass er damit nie abschließen wird.

#02
Er ist der Erste, der sich abwendet, weil er es am wenigsten erträgt. Chiara nimmt seine Hand, oft, aber Levi registriert sie selten; zündet sich im Weggehen gegen den Wind lieber eine Zigarette an; bevorzugt es so. Ihre Wege trennen sich danach nicht immer gleich; heute gehen sie etwas trinken, irgendwo am Pier, irgendwo zurückgezogen, und vielleicht zieht es sie weg von Blackpool und zurück zu Lytham.
Das alte Appartment gibt es immernoch. Levi hat die Mieterschaft übernommen. Brad wendet sich an ihn, als Levis Feuerzeug nicht richtig klickt und zündet seine Zigarette an und er bedankt sich, seine Stimme leise, die Lippen trocken. Wie immer weiß er nicht, was er sagen soll, denn dem Meer den Rücken zuzudrehen, bedeutet Sam den Rücken zuzudrehen und das zu tun, weil es das einzige ist, das zu tun übriggeblieben ist, ist seine ganz persönliche Hölle.

#03
Sie verlassen den Pier, das Holz, mischen sich unter das leichte Treiben am Strand und gehen die Küstenstraße zurück in die Stadt. Dann ruft jemand seinen Namen. Levi ist geneigt, sich nicht umzudrehen, doch etwas an dieser Stimme…
Er wirft einen Blick über die Schulter und erkennt die Blondine. Das Mädchen von den unzähligen Jugendparties Lythams; seine beste Gesprächspartnerin; der Partygast, deren Name er nie erfuhr und diesen Umstand immer bereut hat.
Er hat sie vergessen, weiß er. Vergraben. Und sie jetzt zu sehen, sich zu erinnern, lässt die Umgebung verblassen, vor allem deswegen, weil sie lächelt und ihm so unbeschwert entgegenwinkt. Er bleibt stehen. Lässt sich dunkelbraunes Haar vom Wind zerzausen. Er lächelt.
„Hey“, begrüßt er sie, und sie reicht ihm die Hand. „Willow“, stellt sie sich vor. Und lacht dann. Sie dachte, dass es Zeit wäre. So nach all den Jahren. Ob er sie noch kenne?
Levi lacht betreten und sieht sie an, sieht in dieses Meergrün, das unberührt ist und empfindet urplötzlich Hofnung.
Ja, antwortet er. Denn wie könnte er auch. Als Brad fragt, ob er kommt, winkt Levi ab. Gleich. Willow fragt, ob er nicht etwas verpasse? Sie wollte ihn nicht aufhalten, aber sie hatte sich gefragt, ob sie ihn mal wieder sehen würde. Irgendwann. Aber Levi hat Zeit.
Levi hat alle Zeit dieser Welt. Und gemeinsam schlendert er mit ihr die Straße weiter entlang, den Sturmwolken entgegen und einem Lächeln im Gesicht.


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