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 Betreff des Beitrags: Die finale Szenenplanung
BeitragVerfasst: Do 29. Jun 2017, 21:53 
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T H A N A T O P H O B I E
[THA·NA·TO·PHO·BIE]

über die Angst, einen Menschen zu verlieren, den du liebst


#01 Levi
Levi berichtet über Sams Kindheit; darüber, dass man sie einst bei ihrer Großmutter absetzte und dann nie wieder kam, dass es sie in einer konservativen Zeit zu einem Außenseiter machte und sie das prägte. Für immer. Dass sie viel helfen musste, man ihr das Singen, diese heimliche, so große Leidenschaft versuchte auszutreiben, weil ihre Großmutter sich zu sehr an die Mutter erinnert fühlte, trug dazu bei, dass sie sich zurückzieht, verkapselt und als Levi die Klasse wiederholt, hat er bereits deshalb von ihr gehört, weil Sam in einer kleinstädtischen Wolke an Geborgenheit eine Härte ausstrahlt, die die anderen verunsichert. Und er ist neugierig. Denn da war damals schon was in diesen Augen, das die anderen missverstanden. Nämlich dieselbe Art Einsamkeit.

#01 – Sam trifft auf Levi
In der Schule ist Sammie ein Außenseiter. Weil sie so dürr ist, wird sie von den Mädchen gehänselt, die schon weitaus weiblicher sind, lange, bevor Sammie sich den ersten BH kauft; von den Jungs wird sie deshalb gehänselt, weil sie so wild und furios ist und sich nichts gefallen lässt, denn es macht ihnen Spaß sie zu provozieren und es macht noch mehr Spaß zu sehen, wie sie sich der Sache entgegensetzt.
An diesem einen Wintertag wird Sammie das erste Mal von dem Neuen verteidigt. Levi heißt er und durchgefallen ist er. Er hat blondiertes Haar und gilt deshalb als besonders gefährlich unter den Gleichaltrigen; weil er Nietenarmbänder trägt und zerrissene Jeans hat und sich dafür gar nicht versteckt. Die Schüler meiden Levi, aber Levi doesn’t give a fuck. Levis Laune trübt sich nicht und lässt sich davon nicht beeinflussen, und als er ihr lachend anbietet, dass sie sich ja in Chemie zusammentun können, wenn sie da auch so eine Niete ist, wie er, und ihr die Hand reicht und sich vorstellt, weiß und erkennt Sam, dass sie hier einen Freund fürs Leben findet.

#02 – Sam singt zum ersten Mal vor Levi

Levi und Sam verbringen die Pausen gerne auf dem Schuldach, von wo aus sie dem Treiben des Meeres zusehen. Levi hat, ganz aktuell, einen tragbaren Kasettenspieler, für den er lange nebenher arbeiten gegangen ist und weiht Sammie in die Welt des Rock’n’Roll ein; in die verblassende Magie der 60er und stellt ihr neue Künstler vor – Künstler, die eine wildere Richtung in das neue Jahrzehnt der 70er gehen. Und Sammie ist genauso davon beeindruckt, wie Levi. Er erzählt ihr, dass er schon länger Gitarre spielt und dass er eigentlich ganz gut ist. Er erzählt ein bisschen genant, als würde er sich ein wenig schämen, aber der selbstbewusste Levi ist gar nicht immer so selbstbewusst, wie er es angibt und die Pflegefamilie, in der er groß wird, ist ähnlich konservativ wie Sams Großmutter.
Doch Sam ist begeistert – und beichtet ihm auch eine Kleinigkeit. Nämlich dass sie gerne singt. Und als Levi sie auffordert, ihm was vorzusingen, ist es das erste Mal, dass Sammie sich traut, die Heimlichkeit hinter sich zu lassen. Und als sie sich der Vormittagssonne entgegenstellt und sich das Herz aus der Lunge singt, singt sie sich in Levis Herz.

#03 – Levi flieht vor einer schwierigen Situation & Sam muss sich den Verlustängstendämonen stellen

Während Sam sich weiterhin tapfer mit durchschnittlichen Noten durch die Oberstufe beißt, hat Levi Probleme mit der Pflegefamilie. Sie wollen ihn nicht mehr, heißt es und er gerät in Gefahr, woanders zu landen und woanders kann im Jargon auch bedeuten, dass es überall in England sein wird, nur nicht in Blackpool. Die Behörden wären bereits involviert und Sam ist sauer mit ihm, weil er nicht eher etwas gesagt hat, weiß aber auch, dass es in dieser Hinsicht absolut nichts gibt, dass sie ihm abnehmen kann, um es ihm leichter zu machen.
Sam kann mit Verlusten nicht umgehen, nicht seitdem ihre Mutter sie auf der Schwelle stehen ließ und sich nie wieder meldete und Sam hat Angst; Angst um Levi, klar, aber noch mehr Angst um sich. Vor dem, was bleibt, wenn Levi gehen muss, weil sie weiß, dass es nicht viel sein wird. Und deswegen tut sie das, was sie am besten kann – sich abzunabeln und vor Levi zu verschließen, denn es ist besser, denkt sie, wenn sie die Rahmenbedingungen neu steckt, bevor er einfach verschwindet und sie da steht – verwundet, mit blutendem Herz, aber alleine.
Ein Leben ohne Levi ist trist und langweilig und scheint sinnlos zu sein. Sam hinterfragt zum ersten Mal ihre Gefühle für Levi, denn Sam weiß, dass sie mittlerweile längst in einem Alter ist, in dem nicht nur Küsse, sondern auch mehr auf dem Programm stehen; in dem Autofahrten, Pierbesuche und Open-Air-Kinos-mit-Heimfahren mehr bedeuten können, als nur das. Sie weiß, dass sie Levi liebt, auf ihre eigene Art und Weise, aber sie erkennt auch, dass es freundschaftlich ist und nicht mehr – aber das sie für Levi durchaus mehr sein könnte. Und dieser Gedanken beschäftigt sie.
So oder so, beschließt Sam aber etwas zu tun, was sie bisher nie getan hat – zu kämpfen. Doch als sie an der Tür seines Zuhauses klopft, ein Ort, den sie selten genug besucht hat, schlägt man ihr die Tür vor der Nase zu und sagt ihr, dass er längst gegangen wäre und auf dem Rückweg ist Sam deshalb dumpf, traurig und verzweifelt. Und natürlich wütend auf sich selbst. Sie sucht den Rückzugsort des Meeres – und findet Levi unter einer schwach glimmenden Laterne, bepackt mit einem großem Jutesack und seiner Gitarre.
Es wäre alles gut. Er wäre ohnehin bald volljährig und niemand zwingt ihn zu irgendetwas. Er kann in der Zwischenzeit bei einem alten Freund unterkommen, den er im Heim kennengelernt hat. Bei Blake.


#02 Levi
Levi redet über Angst. Gibt zu, dass die Angst, sie zu verlieren, groß war, aber das er nichts machen konnte, absolut gar nichts, weil er immer schon wusste, dass Sam zu flüchten tendierte, wenn man sie zwang und dass er sich dazu entschloss, darauf zu vertrauen, dass in seinem Loslassen ihre Rückkehr lag. Er weiß, dass bei Sam damals viel los war. Viel Wut, besonders ihrer Großmutter und ihrer Mutter gegenüber, eine Rolle spielte. Die Schulband, die sie damals gemeinsam ins Leben riefen, viel bedeutete – vielleicht der einzige Output war, den sie hatte. Er machte sich Sorgen um sie, als er ging, weil Sam so ein Mensch war; einer, der so schnell wegbrechen konnte, passte man nicht auf.
Er lernte in der Zeit, wie gebrochen Sam wirklich war; wie schwer das Traumata der Kindheit wog. Es fiel ihm nicht schwer, Sam nicht loszulassen, während er in das neue Leben eintauchte, ein Leben, das anders, wilder und ungestümer war. Er weiß, dass sich die Klassenzimmer für sie leer ohne ihn anfühlten; dass sie wieder alleine ist, ohne ihn.
Es überrascht ihn nicht, dass sie in dieser Zeit die Band kappt, die sie gegründet hatten und obwohl er weiß, dass Sam seine Gitarre immer besonders benötigte, benötigen wollte, hat Levi mittlerweile eine Gitarre kennengelernt, die besser zu ihr passt, als er es je könnte. Und er fragt sich, ob er damit das Anfang vom Ende losgetreten hat. Das sie und ihn.


#04 – Erste Träume einer eigenen Band

Da Sam weder Adresse noch Telefonnummer hat, ist es Levis Anruf, auf den sie wartet, und als er das tut, ist es spätabendlicher Anruf, den sie nur deswegen wahrnehmen kann, weil ihre Großmutter im Garten nach der Tomatensaat sieht.
Er klingt fröhlich und ausgelassen; Musik wummert im Hintergrund, die Geräuschkulisse bezeugt eine Feier – eine von vielen, wie er berichtet – und schwärmt von Lytham, schwärmt von Blakes Bude und schwärmt vor allem von der Musikszene. Hier gäbe es so viel; hier würde eine nächste Generation heranreifen und die Stadt hätte so viel Energie. Sie hätten vor, Blackpool zu erobern; hätten vor all das in die City zu bringen.
Sam fühlt sich ausgeschlossen und spürt diese Eifersucht in sich herankeimen, die sie nur kennt, wenn es um Levi geht – bis Levi berichtet, haargenau, wie er das für ihre Band geplant hat. Immerhin hätte nur Sams Stimme diese Macht, die Leute Blackpools für sich zu gewinnen. Er will sie dabei haben. Nur mit ihr geht es. Sams Herz macht einen Hüpfer. Levi berichtet, dass er einen Schlagzeuger gefunden hat – Bradley – der etwas älter, aber grundsätzlich ein cooler Typ sein soll.
Als Sam sich nachts auf das Dach zum Rauchen schleicht ist sie glücklich und dankbar.


#05 – Sams erster Besuch in Lytham

Mit viel Vorbereitung kann Sam ihre Großmutter dazu überreden, dass der anstehende Wochenendtrip nach Lytham St. Anne eine Schulsache ist; sie bezahl sogar Georgina Reed dafür, um bei ihr Zuhaue anzurufen und ein einstudiertes Telefonat abzuhalten, um die Sachlage zu untermauern – und nachdem ihre Großmutter vom großen Bildungsauftrag ausgeht, stimmt sie zu, hat aber die Bedingung, dass Sam sich Freitag wie Samstag zur Abendessenszeit meldet und Rücksprache gibt. Sam sieht darin zwar eine blöde Fügung, aber kein Hindernis und stimmt zu. Sie kommt mit ein paar Umwegen in Lytham St. Annes an, weil sie das Busgeld sparen will und per Anhalter fährt. So kommt sie der ländlichen Gegend etwas näher – am Busbahnhof empfängt sie Levi, dem sie in die Arme fällt. Er riecht nach Zuhause.
Es wäre ein kleiner Schuppen, eigentlich nichts Besonderes, versichert ihr Levi, doch nachdem sie ihre Tasche am Busbahnhof in einem Schrank eingesperrt haben und sich auf dem Weg zur Party machen, hat Sam im Gefühl, dass mehr hinter den Worten steckt und soll recht behalten. Kleiner als Blackpool zwar, hat Lytham eine viel aktivere Szene, fällt ihr auf; eine, die sich nicht zwingend hauptsächlich um die Piers und den Strand dreht, auch wenn Sam gerade diese Nähe zum Meer liebt. Aber hier in Lytham gibt es laute Straßen; es gibt bunte, grelle Lichterketten und Mädchen in zu kurzen Röcken und hohen Schuhen, starkem Makeup und lautem, mutigen Lachen – und Absteigen, ganz viele, in denen das Leben pulsierend zu ihr herangetragen wird.
Der Laden, den sie betreten, ist ein Punkschuppen – lockere Kleidung, lockeres Haar, Gelächter, Bier und wilde, nicht gerade melodiöse Musik. Levi schleppt sie an einen Tisch und dort lernt sie zum ersten Mal Bradley kennen – ein großer, bäriger Typ, mit Perlen in seinem langen Bart und einen hochgestylten Iro. Auch Logan sitzt mit am Tisch und fällt Sam sofort deshalb auf, weil er so attraktiv ist – lange Haare, eine ausgebleichte Strähne, ein Beanie, eine Zigarette und eine erste, wenn auch dezente Tätowierung an der Hand. Alexis ist auch dabei, die blonde, braungebrannte Traum eines jeden Mannes, der sie ist – und sie begrüßt Sam herzlich. Sie hätte ja schon so viel von ihr gehört.
Als Logan sich etwas aufrichtet und meint, dass „er“ kommt und dran ist, shiftet sich die Aufmerksamkeit zur Bühne und gemeinsam mit Levi und Alexis verlässt sie den Tisch; nur Logan und Bradley bleiben zurück. Dann sieht sie den Auftritt; sieht Blake, sieht und hört sein Gitarrenspiel und ist genauso gelähmt, wie sie fasziniert ist und als sich ihre Blicke treffen, entfesselt sich etwas Fiebriges und Mehr; etwas Ungekanntes und Sam weiß – das hier… das ist anders.

#06 – Sam und Blake klicken
Als Sam am nächsten Morgen aufwacht, tut sie es in einem fremden Bett, in TShirts und Boxershorts, die nicht die ihren sind und mit einer Gedankenlücke so groß, wie das London Eye. Sie macht gar keinen Hehl aus ihrer Panik, denn oh Shit, was hat sie da nur getan? Dass sie keinen Alkohol verträgt ist immerhin kein Geheimnis und trotzdem hat sie es getan. Ausschweifend. Who the fuck cares, wenn sie schonmal dem Wirkungskreis ihrer Großmutter entflieht, dann richtig. Aber jetzt sucht sie Levi und er ist nicht da – das Bettlaken neben ihr aber zerwühlt. Kurz geht sie etwas hektisch in sich – hat sie…? Fühlt sich aber alles noch normal an!
Gerade, als sie sich in diesem weitläufigen, aber kargen Appartment, mit den schwarzen Wänden und den unzähligen Postern und Bildern und Inspirationen daran umsehen will, immerhin wo SIND denn alle, nach der Party gestern, wird sich sie von Blake ertappt. Der dasteht. Mit zwei Tassen Kaffee, zerzausten, dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren und trägen blaugrauen Augen, die von schwarzen Kajal dezent verwischt sind. Sam ist genauso ertappt wie erschrocken und peinlich berührt. Immernoch sicher ist sie sich nicht und deswegen platzt es ihr ganz trampelhaft raus, dieses „Sag mal, haben wir?!“ woraufhin er lacht – was sie irgendwie verletzt. Was er versteht, aber sein „Gott, NEIN“ macht es irgendwie nicht besser. Am Ende gibt er ihr die Kaffeetasse und sie stapft auf den kleinen Balkon und grapscht sich eine Kippe.
Als er sich zu ihr gesellt, ist es immernoch awkward, aber irgendwie auch nicht. Sie findet ihn ziemlich heiß und muss ihn immer wieder von der Seite her ansehen, denn in ihm liegt so eine… Wildheit, die sie noch bei keinem gesehen hat und immer nur in sich spürt. Sie fühlt sich ihm so verbunden.
Und als Blake sie fragt. „Und du singst also, hmn?“ ist da keine Unsicherheit und kein Genieren, keine halbgaren Antworten, die sich mit Ausflüchten paaren. Sam bejaht – mit einem Selbstbewusstsein und einer Erkenntnis, die sie tief erdet. Es fühlt sich richtig an, es endlich klar auszusprechen. Vor allem vor Blake.


#03 Levi
Levi erzählt von Blake. Dass Blake der ärmste Motherfucker ist, den er kennt und er, das Mülltonnenkind, darf das sagen. Es ist schwer, Blake dazu zu bekommen, sich zu öffnen; Blake selbst verträte, ähnlich wie Sam, doch immer die Ansicht, nichts zu sagen zu haben. Aber das sie da waren, diese massiven Gedankenkonstrukte, und das er die in sein Gitarrenspiel legte und dass das Blakes Magie war. Levi spürte, dass sich da was anbahnte, zwischen ihnen. Er wusste, dass es ihn einerseits verletzte; dass da Eifersucht und ein wenig mehr reinspielte, aber insgeheim wusste er von Anfang an, dass Blake und Sam zueinander gravitieren würden.
Sie waren das Gleich und Gleich und die Gegensätze in einem abstrusen Konzept. Blake machte sich damals nicht viel aus Beziehungen oder gar aus Frauen; Sex zu haben war eine Sache, damit verantwortungsbewusst umzugehen auch, aber der Rest? Levi hatte immer das Gefühl, dass Blake alleine strahlen musste.
Und dann kam da Sam.
Und wurde eine Sonne.
Levi vermutet, dass er sie damals vielleicht trotz seiner Hartnäckigkeit verloren hätte. Und das er Blake dankbar ist, auf ewig, egal, wie es verlief und ausging, dass er Sam packte, wie nur er sie nehmen durfte und in Levis Leben hielt.
Zumindest eine Weile länger.


#07 – Mit dem Tod ihrer Großmutter verliert Sam Halt
Sam ist eine andere, zurück in Liverpool. Sie weiß, was sie will und denkt wenig darüber nach, ob eine Zukunft in ihrem Wunsch, zu singen und das auf Bühnen, liegen kann. Sie weiß nur, dass ihr wenig natürlicher fällt, als genau das zu tun und dass sie sonst wenig mit ihrem Leben anzufangen weiß, ganz gleich, wie passabel ihre Noten sind. Sam bereitet sich darauf vor, ihre Großmutter damit zu konfrontieren, zieht das Gespräch aber nicht durch. Als ihre Großmutter von einem Arztbesuch kommt, bringt sie die verheerende Diagnose Darmkrebs im Endstadium mit sich – und das tilgt nicht nur Sams Träume, sondern erstickt sie auch in einem ganz besonderen Gefühl der Dunkelheit, denn wenngleich sie es nie leicht mit ihrer Großmutter hatte, ist sie die einzige Familie, die geblieben ist.
Und Sam hat Angst davor, alleine zu sein.
Eine Woche vor Levis 18ten Geburtstag stirbt Sams Großmutter und Sam fällt in ein tiefes Loch der Depression. Sie ist überfordert damit, die Angelegenheiten des Bed & Breakfasts zu regeln, vor allem deshalb, weil sie selbst minderjährig ist, aber als Erbe des kleinen Hauses eingetragen ist und einen gesetzlichen Verwalter zugeteilt bekommt, der ein pain in the ass ist. Das Bed & Breakfast wird in ihrem Namen neu verpachtet und Sam darf in dem Obergeschoss weiterhin wohnen, wenn ihr danach ist – aber ihr ist nicht danach.
Sam packt ihre Habseligkeiten, die traurigerweise in eine einzige Kiste passen und nimmt sich ein Zimmer in einem Motel, nicht unweit von Strand und Schule, denn das ist das einzige das keine Fragen stellt – und lange dauert es nicht mehr, bis auch sie 18 wird, nicht wahr?
Aber als Sam sich häuslich einzurichten versucht, ist da nichts, kein Gefühl von Heimat oder Zugehörigkeit. Sam fühlt sich alleine. Sam fühlt sich verlassen. Und als Sam versucht, dieses Gefühl zu ersticken, in dem sie singt, will kein melodiöser Ton über ihre Lippen finden und sie bleibt erstarrt.

#08 – Levi kommt zurück und will Sam mitziehen, aber sie ist nicht bereit

Ein Tag nach Erreichen der Volljährigkeit steht Levi auf der Matte – bereit, Blackpool zu erobern. Und bereit, Sam aus dem Loch, in dem sie steckt herauszuziehen. Aber Sam macht es ihm nicht einfach. Schon immer mehr dünn, als schlank, ist sie zu dürr und auf die Frage hin, was sie eigentlich zu sich genommen hat, kann sie keine so rechte Antwort geben – wahrscheinlich Kaffee und Zigaretten. Also versucht er sie abzulenken; zieht sie mit in ein Diner, versucht sie mit einem traditionellen Frühstück aus der Reserve zu locken und erzählt ihr, dass er Pläne für die Band gemacht hätte.
Ob sie sich an Bradley erinnere? Sauguter Schlagzeuger, arbeite sogar oft hier und hätte Lust auf ein Engagement und wäre offen, zu sehen, wohin sich das entwickelt, bevor es sich in was auch immer entwickeln kann, und einen Bassspieler, den bräuchten sie ja nicht, immerhin hätten sie sie – Sam. Und Sam kann den Bass durchaus bedienen, durchaus auch gar nicht schlecht, sondern solide, wie Levi das gnädig beurteilt. Und mit Bradley hat Sam keine Probleme, denn sie mag Bradley. Mag, wie er über Musik redet und alles mit dem gebührenden Ernst annimmt und jeden so nimmt, wie er ist, ohne Vorurteile, egal wie alt.
Aber Levis Plan geht darüber hinaus – er will Blake hinzuholen.
Und das regt etwas in Sam. Sie ist sich mit einem Mal unsicher. Levi weiß nicht wieso, aber wie könnte er es je verstehen? Blake brennt mit dem gleichen Feuer wie sie und momentan kann sie es sich nicht leisten, sich von seinem Feuersturm tilgen zu lassen, wenn alles, was sie zu bieten hat, klägliche Funken sind.
Sam lehnt die Band ab und hinterlässt einen schockierten Levi, den sie das erste Mal in ihrem gemeinsamen Leben sitzen lässt. Das Essen hat sie nicht angerührt.


#09 – Ein Streit mit Levi eskaliert und sie nähert sich Blake an
Sam macht ihren Abschluss und sie macht ihren Abschluss überraschend gut, nachdem sie die letzten Wochen nochmal hardcore reingepowert hat – etwas anderes, als zu lernen, gab es in ihrem Leben ohnehin nicht mehr, nicht wahr?
Obwohl sie eigentlich mit dem Chor länger darauf hinarbeitete, nach dem Abschlussprocedere gemeinsam mit der Schulband aufzutreten, muss jemand anderes einspringen. Sam will nicht singen. Sam kann nicht mehr singen.
Levi ist da, um den Abschluss gemeinsam mit ihr zu befeiern und auch, wenn es Sam längst noch nicht besser geht, tut es gut, ihn an ihrer Seite zu wissen. Doch als er zusammen mit Bradley UND Blake auftaucht, fühlt sie sich verraten und auf einen Wunsch reduziert, den sie ihm einfach nicht erfüllen kann und natürlich auch nicht will. Sam fährt ihn in aller Öffentlichkeit an und das nicht zu knapp und sagt, dass er sich verpissen und zum Teufel scheren soll – Levi bleibt etwas perplex zurück. Sam stürmt Nachhause, in dieses Shithole, dass das Motel doch ist.
Als es eine halbe Stunde später klopft, brüllt sie die Tür an, dass sie seine dumme Visage nicht sehen will – doch an der Tür ist nicht Levi. Sondern Blake. Und Blake sagt ihr, simple as that, was für eine Scheißfreundin sie ist und das Levi froh sein kann, sie loszuhaben. Das macht Sam nur noch fuchsiger und sie stürmt zur Türe und reißt das Ding auf und bohrt ihm den Zeigefinger in den Brustkorb und rät ihm, sich gefälligst um sein eigenes miserables Leben zu kümmern und das er den Mund zu halten hat; er wisse nichts, NICHTS über Levi.
Aber Blake weicht nicht zurück und Blake lässt das auch nicht einfach so über sich ergehen. Er stellt sich ihr entgegen und erinnert sie daran, dass Levi das letzte halbe Jahr sein Mitbewohner war und dass er ihn gut genug kennt um zu wissen, dass er ihren selbstsüchtigen Arsch liebe und dass er so eine beschissene Behandlung nicht verdient hätte und dass das mit ihrer Großmutter scheiße aber eben nicht zu ändern wäre; dass sie erwachsen werden solle. Sich entschuldigen sollte.
Aber Sam sieht rot. Blake kommt näher und näher und er drängt sie in das Zimmer zurück und er macht sie Wort für Wort für Wort nur noch fuchsiger, nur noch wütender, doch als er ihre Grandma in den Mund nimmt, kann Sam nicht an sich halten und verpasst ihm eine Ohrfeige. Und als er innehält, komplett perplex, kommt Ruhe in den Raum; sein Brustkorb bebt und Sam ist sich der Tatsache auf einmal gewahr, wie nah sie einander stehen. Er rät ihr, das sein zu lassen – sie reckt ihren Kopf und will nur wissen, was er dagegen zu unternehmen will? Er hat sie längst am Handgelenk gepackt und Sam versucht sich dieser zu entziehen, Doch Blake zieht sie mit einem Ruck an sich heran und Sam findet sich zu ihrer eigenen Überraschung in der Situation wider, dass sie es ist, die ihn küsst - mit einer Notwendigkeit dahinter, die ihr die Beine wegzieht. Aber das ist okay, Blake hält sie längst in ihren Armen und er hält sie fest. Und als er die Tür mit seinem Fuß zustößt, fühlt Sam sich das erste Mal seit Wochen wirklich sicher und geborgen – und gefunden.

#10 – Sam und Blake schlafen miteinander – und finden zueinander

Das, was sie mit Blake hat, lässt sich schwer definieren und Sam weiß auch nicht, ob sie dazu in der Lage ist, es zu können, denn ein bisschen Angst hat sie davor. Sie fühlt sich lebendig mit ihm und er bringt sie zum Lachen, weckt aber auch in ihr das Bedürfnis mehr zu sein. Für ihn. Wegen ihm. Und sie weiß, wie gefährlich solche Gedanken sind, denn sie weiß, sie machen zu abhängig und gerade sie, hat sie sich geschworen, muss aufpassen.
Aber der Sex ist grandios. Und die Art und Weise, wie er sie küsst, scheint ihre Seele an all den richtigen Stellen zusammenzuflicken.
Sie treffen sich am nächsten Tag mit Bradley und Levi am Strand und Levi weiß sofort, was Phase ist. Und Sam rechnet mit vielem, aber nicht mit dem verletzten Ausdruck in Levis Augen, von dem sie weiß, dass er nicht von den Dingen herrührt, die sie ihm an den Kopf geklatscht hat. Sam entschuldigt sich – wissend, dass sie es nicht für die Worte tut. Dann kommen sie ins Gespräch und besonders Levi scheint erpicht darauf, das Thema zu wechseln. Sie wollen eine Band gründen – und Blake ist bereit, einzusteigen; Blake, der begnadete Gitarrist, mit dem Charisma scheinender Rock’n’Roll-Legenden, aber unter einer Bedingung. Er will wissen, worauf er sich einlässt. Will wissen, wen seine Gitarre begleiten wird; wer seinen eigenen Künsten Leben und Geist einhauchen wird.
Blake will, das Sam singt. Und als Sam den Mund öffnet, kommen Worte, die sich zu einer Melodie, einem Lied formen, das erste Mal seit Wochen und als ihre Stimme aufersteht, wie der Phönix aus der Asche, singt sie mit einer Notwendigkeit, die sich in das Gedächtnis der anderen brennt und ihnen vor Augen zieht, warum Levi Sam wollte.
Denn Sams Stimme ist dazu bestimmt, die Weltbühnen zu erobern.


#04 Levi
Levi fragt sich, ob die Dinge anders gelaufen wären, wäre Sam nicht so eifersüchtig gewesen. Er kommt sich blöd vor. Er hat sich diese Frage immerhin schon oft gestellt. Er fragt sich manchmal, wie es gewesen wäre, mit Sam und Alexis als Freundinnen und ob in einer Freundschaft andere Optionen möglich geworden wären.
Er weiß, dass sie am Anfang immer am eifersüchtigsten darauf war, dass Blake ihren Platz einnehmen könnte, bei ihm, bei Levi; weiß, dass sie sich schnell und gerne verraten fühlte und auch wenn Levi es versteht; wenn Levi immer ähnlich empfunden hat und sich geehrt fühlte, wusste er damals schon, dass die Gefahr anderweitig lauerte.
Bei Logan.
Bei Alexis.
Bei diesem Freundeskreis, den sie immer nur ankratzte, kaum miterlebte und dementsprechend unterschätzte. Levi sagt, dass auch sie ein Kollateralschaden Logans wurde. Wie viele. Wie so viele nach ihr. Und Levi fragt sich, ob sie sich deswegen so einigelte, danach. Ob sie auch zurückgesehen und es genauso empfunden hätte.
Er weiß, dass sie Logan immer verabscheut hat. Unnatürlich ablehnte. Und ist sich deswegen sicher, dass sie diesen einen Sommer, diesen besonderen Anfang, nicht mehr schwerelos betrachten konnte. Was schade ist.
Er war trotzdem gut.
Trotzdem wichtig.
Für Fury und sie alle.



#11 – Fury wird gegründet und die Rivalität zu EoE baut sich auf
Sie nennen sich Fury und ganz so, wie der Titel verspricht, machen sie sich ein Programm, denn sie sind jung, sie sind alle talentiert und sie haben nicht vor, weiterhin auf Stadtfesten zu spielen und von irgendwelchen besoffenen Trotteln auf irgendwelchen dämlichen Hausparties als die neuen Stars gefeiert zu werden, nur um in deren Dunstkreis zu versinken.
Sie alle schieben kleine Nebenjobs und da Sam dank des Bed & Breakfasts ein paar bessere Nebeneinnahmen hat, ist es ihnen möglich, in Lytham einen festen Proberaum in einem größeren Jugendfreizeithaus anzumieten und das verlagert selbstverständlich alles ein wenig weg von Blackpool und bringt Sam in Kontakt mit einer neuen Welt, einer aufregenden Welt, in den Kontakt mit Blakes Welt und die ist aufregend und berauschend – und unfassbar musikalisch.
Sam trifft in dem Jugendhaus erneut auf Alexis und Logan und stellt fest, dass diese mit einer eigenen Band der zweiten Proberaum gemietet haben und als sie ihnen zuhört und lauscht, ist sie fast schockiert, wie gut Alexis‘ Stimme tatsächlich ist, wie kunstfertig Logans Bass, wie gut die Band generell miteinander harmoniert und spürt, wie die Konkurrenz in ihr hochdriftet.
Sam weiß, dass sie etabliert sind, Sam weiß, dass die Band beliebt ist und gerade dabei, sich einen Namen zu machen. Und Sam weiß, obwohl sie Alexis‘ nett findet, dass eine Freundschaft mit dieser Frau etwas ist, das sie nicht zulassen kann, wenn sie selbst Fuß fassen möchte. Sie verurteilt sich dafür, verurteilt sich für den Neid, den sie verspürt, kann sich aber nicht helfen – vor allem auch nicht, wie sie sieht, wie gut sich Blake und Alexis‘ verstehen, wie ungezwungen sie miteinander umgehen und wie er über Alexis‘ Gesang redet. Denn sie will, dass er sie auch so sieht, auch so hört – und sie hat nur die Möglichkeit, sich dieses Gehört selbst zu generieren.
Im Proberaum zurück angekommen, macht Sam eine klare Ansage zu ihrer Qualität und das sie will, dass sie die Probeintervalle hochschrauben – Diskussion gibt es nur kurz von Levi, der Schwierigkeiten sieht, das mit seinem Job zu vereinbaren. Aber am Ende des Tages ist die Band wichtiger und er merkt, dass Sam nicht abweicht. Und als alle mitziehen, entfesselt sich Sam, ohne zu wissen, dass hier die Abwärtsspirale beginnt.

#12 – Sam schlägt ein Angebot Logans eigenmächtig aus und macht damit Ärger
Logan bietet ihnen an, in den anstehenden Sommerfestlichkeiten als ihre Vorband aufzutreten, was Sam ablehnt, ohne die anderen zu Rate zu ziehen und das führt natürlich zu einem Disput, denn während Levi und Blake diese Chance genutzt hätten, geht Sam lieber in Gefahr, überhaupt nicht aufzutreten, bevor sie es als Opening Act für diesen Kotzbrocken macht – denn Logan kann sie nicht leiden, wie unschwer zu erkennen ist, was auch daran liegt, dass Logan mit ihrer impulsiven und dominanten Art nicht zurechtkommt, die er gerne als kindisch, unprofessionell obendrein bezeichnet und die innere Stimme, dass Logan ihrem Traum immer ein paar Schritte näher ist, als sie selbst, umtreibt Sam oft.
Als Logan sie verlässt, gibt es eine ausgesprochen starke Auseinandersetzung, in der Sam sich von einer recht hässlichen Seite zeigt. Blake schweigt, ist aber bereit, sich an der Seite Sams FÜR Sam zu fügen und das macht sie erst recht wütend.
Als sie fertig sind und gemeinsam Nachhause laufen, offenbart er ihr, dass Logan ihn als Gitarrist für die Saison angefragt habe und dass er das abgelehnt hätte. Dass sie aufhören muss, Angst zu haben; dass sie aufhören soll, nach links und nach rechts zu sehen, dass sie aufhören soll, andere immer als Angriff zu betrachten und dass sie auf sie vertrauen soll, auf Fury, auf ihre Band, auf ihre Freunde, vor allem aber auch auf sie – und auf das „Uns“, das sie sich erarbeitet haben. Und das ist ein Versprechen, dass er ihr abnimmt. Und das sie ihm gibt. Widerwillig. Aber sie tut es. Womöglich tut sein Verrat später genau deswegen so unwahrscheinlich weh.

#13 – Sie können keinen Gig ergattern, haben aber trotzdem den Spaß ihres Lebens während der Sommerfestspiele

Sie schaffen es nicht, einen Gig für die Sommerfestspiele und die damit verbundenen Auftritte zu sichern, da das Programm schon so lange voll ist und der Spot bei Logan von Sam abgelehnt wurde. Sam ärgert sich darüber, allerdings nur kurz, denn Levi weiß sie ziemlich gut aufzubauen, denn sie brauchen die Probezeit, sie brauchen mehr eigene Songs und sie brauchen Sichtbarkeit abseits dieser großen und vielen Bühnen, die sich nicht nur über Lytham, sondern auch über die anderen Seebäder, also auch Blackpool, erstrecken. Sie entscheiden sich dafür, die Festspiele zu genießen – und können Sam überreden, sich auch mal Logan und Alexis‘ anzusehen; mit viel Bier und guter Gesellschaft an den Sidelines und Sam schafft es sogar, den Abend zu genießen, gemeinsam mit ihrer Band, den Freunden, dieser Familie, die sie geworden sind und ist das erste Mal… einfach nur Mädchen, seit einer sehr langen Zeit.
Der Abschluss bildet das Riesenrad und als dieses kurz stockt und nicht weitergeht, führt sie Blakes Hand zwischen ihre Beine und zieht ihn zu sich.


#05 – Levi
Levi denkt, dass darin vielleicht Sams eigene Tragik, ihr ureigenes Problem sein könnte, denn in dieser Konkurrenz wurde diese Musikerin geboren, die sie später wurde; werden musste, um den Weg gehen zu können, in den sie sich später in London fügte.
Er weiß, dass etwas in ihr klickte, als sie keinen Gig bekamen, dass hier die Funken in Feuer aufstoben und dass das gut war, weil es ihr den Anreiz gab, den Rest ihres Lebens so in Reihe und Glied zu peitschen, um ein Streben nach ihrem Traum möglich zu machen.
Das tut ihm leid, manches Mal. Er wäre gerne mehr das gewesen, was sie gebraucht hätte, damals. Fähiger. Williger. Vielleicht auch einfach risikofreudiger.
Levi weiß, dass es Sam schwer fiel, gerade in dieser Zeit, das, was sie mit Blake hatte, zu bekennen. Sam hat oft den Fehler gemacht, Liebe mit Schwäche gleichzusetzen; hatte immer Angst davor, vor dieser Liebe, denn Liebe, bedingungslose und ausufernd, wurde immer bestraft und Sam hat gelernt, aus diesem einen Versagen und seitdem Angst und Panik. Gerade im Kontext des aufstrebenden Traums war es ihr wichtig, nicht als schwach wahrgenommen zu werden.
Aber Blake war nicht ihre Mutter. Blake war nicht Levi, Blake war besonders, das hat sie damals schon gespürt, Levi weiß das. Sie wollte das, diese Nähe zu Blake und sie brauchte ihn, in dieser Phase ihres Strebens trotzdem auf diese Art, für die sie sich schämte.
Aber Blake liebte damals ein stückweit mehr, als Sam es sich erlaubte. Und das war gut so. Zumindest in den Anfängen.



#14 – Mit dem Verkauf des Bed & Breakfasts beginnt ein Neuanfang
Sam gibt das Bed & Breakfast auf und verkauft es – für die Pächter ändert sich natürlich nichts, aber für Sam ist es ein wichtiger Schritt, denn es bindet sie nicht mehr an ihr altes Leben, dass sie zwar nicht vergessen, aber abschließen und hinter sich lassen möchte, auch wenn ihr das nur sehr schwer gelingt.
Als sie das Haus übergibt und sie sich verabschiedet, mit der Anzahlung in bar in den Händen und den Rest des Desposits auf ihrer Bank, lächelt Sam und verabschiedet sich von der Großmutter, die sie trotzdem geliebt hat, die sie trotzdem sehr geliebt hat, final und merkt, dass sie das endlich kann; dieses Loslassen.
Von dem Geld kauft sie sich ein aufreizendes, kurzes, abenteuerlich verrücktes Kleid und Netzstrumpfhosen dazu – die Verkäuferin schlägt ihr entsprechende Pumps dazu vor, doch Sam weiß, was sie will – und denkt an ihre Boots zuhause.
Sam ist glücklich und fühlt sich so frei, in diesem kurzen Kleid mit seinem atemberaubenden Rot, dass sie vorher nie tragen durfte und entscheidet sich dazu, die langen Haare abzusäbeln und genießt ein letztes Mal, wie die Brise des Meeres ihr durch eine lange Strähne fährt und über ihre Stirn weht.
Nach einem faulen Vormittag am Strand um Kraft zu tanken, trifft sich die Meute im Bandraum, wo Blake die gute Nachricht überbringt – sie haben ihren ersten Gig außerhalb Lythams bei einer Battle of the Bands Veranstaltung, bei der zwölf weitere Bands auftreten. Das Ding ist verrückt, absichtlich konkurrierend und verspricht einen ganzen Tag voller musikalischem Kräftemessen – und als Sam mitbekommt, dass Logan auch mit am Start ist, sagt sie zu. Mit einem Gedanken an Alexis‘ Stimme schwört sie sich über den Zeitraum das Rauchen ab und pocht darauf, bis dahin mindestens fünf weitere Songs auszubauen und endlich fertigzustellen – da Blake und sie dafür die Grundbausteine liefern, nistet Sam sich über den Zeitraum bei Blake ein, bei dem sie ohnehin nahezu wohnhaft ist. Alles, was fehlt, ist das Offizielle daran. Und auch, wenn sie offiziell sind; auch, wenn es keinen Zweifel gibt, was zwischen ihnen beiden abläuft und stattfindet, so nehmen sie es nicht zwingend in den Mund, das haben sie nie so wirklich und obwohl Sam sich dabei ertappt, es schön zu finden, es sich zu wünschen, fast ein wenig zu sehnen, traut sie sich nicht, zu fragen, oder es anzusprechen. Das, was sie mit Blake hat ist zu besonders und die Angst, es damit zu sabotieren, ist immernoch präsent. Doch als er sie an der Hand hinter sich in die Wohnung zieht, lächelt sie und denkt sich, dass es doch genug ist. Eigentlich.

#15 – Sam beginnt Blakes Beziehungen zu Logan und EoE zu hinterfragen
Beim Battle of the Bands ist Sam zuversichtlich; sie ist eine Force of Nature, sie ist entschlossen und sie ist nicht nur bester Laune, sondern in absoluter Hochform. Dass sie nicht gewinnen ist nicht optional, sie hat die Konkurrenz schließlich ausgelotet. Niemand kann ihr was. Wieso auch? Die Lieder, die Blake und sie geschrieben haben, die sind solide und bereits in kleineren Gigs ausgetestet worden – wenn Blake immerhin nicht auf der Baustelle schuftet, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, da er keinen Schulabschluss besitzt, spielt er in kleineren Pubs Gitarre. Sam sieht das zwar nicht so gerne, versteht aber, dass er den Nebenerwerb nicht abblasen will und auch nicht kann. Ihr Geld blasen sie schließlich in den Proberaum und stellenweise auch neues Equipment.
Am Ende werden sie Dritte – und verlieren gegen Logans Band, für die ich endlich mal einen Namen brauche, was Sam natürlich tierisch aufregt. Hier geschieht es aber das erste Mal, dass sie Alexis richtig wahrnimmt; in ihr nicht nur das blonde Püppchen mit der rockigen Soulstimme sieht, sondern eine Frontfrau – und Alexis, fern von unschuldig und zurückhaltend, hat die Massen im Griff, wie ein Profi. Sam sieht, wie Blake sie ansieht; hört quasi die Gedanken, mit denen er ihre Performance abmisst und beurteilt und fragt sich zum ersten Mal, was die beiden verbindet. Es ist nicht Eifersucht; sie vermutet keine romantische Beziehung, aber eine auf einer anderen Art und Sam… Sam fragt sich, ob sie Blake wirklich kennt.


#16 – Der Aufstieg beginnt und ihre Beziehung zu Blake definiert sich
Auch wenn Battle of the Bands nicht so verlief, wie erhofft, hat es einen Nebeneffekt, der Fury durch die Decke steigen lässt – denn über Nacht haben sie sich quasi eine riesige Fanbase erspielt und die wollen mehr; mehr von Fury, vor allem aber mehr von Sam; der Sirene in dem roten Kleid, den Netzstrumpfhosen und den Boots, die die Bühne zu ihrem Zuhause gemacht hat. An einem Tag flattern gleich vier Gigaufträge ein und sie beschließen, dass feiern zu gehen – groß, in Gesellschaft, also tun sie sich mit Logans Band zusammen und gehen in ein Diner essen, danach feiern und tanzen und trinken.
Es ist Alexis, die Blake gratuliert – zu Sam, zu der Beziehung, die sie haben, und scherzt dann, weil sie ihn so noch nie gesehen hat, wann denn die Hochzeitsglocken läuten und als Blake Sam ansieht, mit dieser Wärme in den Augen und meint, dass er theoretisch nur auf seinen Kniefall wartet, keimt Panik in Sam auf, die sich von Levi nur zu bereitwillig zum Tanzen ziehen lässt. Als Levi sie auf der Tanzfläche lachend dazu befragt, was es damit auf sich hätte, wischt Sam das Thema mit einem „Gar nichts!“ beiseite, denn für sie ist es das, ein Garnichts, ein Nonexistent, denn sie will darüber nicht nachdenken. Und als Blake ihr mit seinen Blicken folgt und sie ansieht, schafft sie es nicht, seinen Blicken standzuhalten und flüchtet sich auch den Rest des Abends lieber an die Bar, um die Worte auszublenden, die verheerend in ihrem Kopf nachhallen.
Blake versteht natürlich, dass irgendetwas faul ist, und irgendwann taucht er bei ihr auf und schnappt sie sich und fragt sie, was los ist. Sie lacht und tut so, als wäre bestens, doch er gibt ihre Handgelenke nicht frei und dann sieht er ihn, diesen Schimmer in ihren Augen und bittet sie leiser, sanfter darum, bei ihm einzuziehen – und als der blanke Terror in ihr hochkommt, wird sein Blick zärtlich.
Sie solle keine Angst haben.

#17 – Sam zieht zu Blake und lässt ihr altes Leben hinter sich
Es fühlt sich seltsam an, Blackpool den Rücken zuzukehren und sich vollkommen in Lytham zu integrieren, aber Sam tut es. Nachdem sie ein langes, ruhiges Gespräch mit Bradley hatte, der sie schließlich alle am besten kennt, weiß sie, dass es nicht Blake ist, vor dem sie Angst hat, sondern dass es nach wie vor dieses alte Leben ist, dass an ihr nagt und das es ihre Chance ist, ihre Chance auf Glück, und das es unsinnig ist, sie nicht anzunehmen.
Bradley erzählt ihr von Blake aus der Kindheit; wie er war. Wie sein Leben war und dass das, was er für sie empfindet, gänzlich zweifellos ist. Sam bedankt sich mit einem Kuss auf die Wange und bemerkt, dass die Band zu ihrer zweiten Familie geworden ist. Und dass sie sich im Leben angekommen fühlt.
Sie verspricht sich selbst, achtsamer zu sein. Mit sich selbst – aber auch mit Blake.
Im Spätsommer zieht Sam zu Blake, in diese alte Dachwohnung, mit der gusseisernen Badewanne und dem kleinen Balkon, wo sie bereits vor einer gefühlten Ewigkeit das erste Mal Freiheit kostete.
Es fühlt sich gut an, den Namen auf dem Klingelschild anzubringen; es fühlt sich gut an, die Tasche auszupacken und zu verstauen und eine Seite des Schranks in Anspruch zu nehmen, denn viele Klamotten hat Sam nicht und viele Klamotten braucht sie auch nicht und als er sie in die Arme nimmt und nicht mehr freigibt, und sie angezogen zu sich in die Badewanne zieht, lacht Sam – und als sie das tut, lässt sie das Gewicht der Welt von ihren Schultern fallen. Sie küsst ihn und sie küsst ihn stürmisch und vergräbt ihre Hände in seinem Haar, ihre Nase in seinem Nacken, seinem Duft, seiner Essenz und flüstert ihm ein „Ich liebe dich. So sehr“ entgegen, dass sie sie in der Intensität in ihren eigenen Grundfesten erschüttern.
Sie schlafen miteinander in der Badewanne, dann im Bett, später auf dem Fußboden, auf dem sie einschlafen und erst mitten in der Nacht wieder aufwachen, Arm in Arm. Nachts stehen sie zusammen auf dem Balkon, eine Decke über sich gezogen und rauchen gemeinsam eine Zigarette und Sam betet, womöglich zum ersten Mal in ihrem Leben, und bittet darum dass das nie aufhören möge.


#06 – Levi
Es lag alles an diesem einen Treffen. Sam ist lange nicht damit herausgerückt und Levi glaubt, dass er es nie erfahren hätte, wäre Sam nicht betrunken gewesen. Er weiß, dass sie das oft desillusioniert haben muss, im Nachhinein; die Tatsache, wie eng er mit Logan tatsächlich befreundet war, diesem Mann, dem sie kaum etwas abgewinnen konnte und deren Verbindung sie nur schwer verstand. Levi weiß, das Sam das akzeptiert hat, weil es sein altes Leben ist, ein Leben, in dem sie keinen Bestand und keine Bedeutung hatte, aber es war trotzdem schwer für sie.
Denn Logan versuchte alles, um Blake zu gewinnen. Logan führte auf, wieso Fury scheitern würde. Führte Sam auf; den Vergleich zu Alexis und Sam und als sie Blake nicken sah, in dieser Andacht, für die sie ihn hasste und sich selbst noch viel mehr, wurde Sam wütend und blieb tiefer verletzt, als gedacht.
An diesem Nachmittag, an dem sie heimkam und Logan bei sich und Blake in der Wohnung entdeckte und dieses Gespräch mitbekam, geschah der Bruch. Jener, den auch er lange hinterfragt hatte. Wann er gekommen war. Wieso. Durch wen.
Und es hätte kein Problem sein müssen, doch es wurde zu einem, denn es ging an zwei der essentiellsten, wichtigsten Dinge, in Sams Leben – Die Musik. Und Blake.
Und diese Reihenfolge ist wichtig, denn sie ist bezeugend für alles.
Hätte Levi es nur gewusst…
Der Vorwurf sitzt tief in ihm selbst, so verdammt tief. Aber er wusste es nicht. Und Sam preschte weiter in einer Phase, in der Rückzug besser gewesen wäre und verliert ihn über diese signifikante Sache.
Fuck.
Er will die Zeit zurückdrehen.
Genau dahin.
Er weiß, dort hätte der Weg noch anders gehen können.



#18 – Fans lauern Fury nach einem Konzert auf
Als der Winter die Küste erreicht, haben sie sich eine Fanbase erspielt, die über das County hinausgeht und Sam blüht in der Geschäftigkeit auf. Die Gigs werden immer besser bezahlt, die Shows entsprechend größer – und mittlerweile kommen sogar Anfragen von Rookies rein, ob sie den Opening Act mimen dürfen. Sam ist auf Wolke 7, bleibt aber bodenständig – aber als an einem schneeverhangenem Abend eine Meute Fans darauf wartet, dass sie das Rockhaus verlassen, und sich um sie strömt, strahlt sie und weiß, dass sie auf einem guten Weg sind. Blake bekommt eine selbstgestrickte Mütze, Bradley sogar selbstgestrickte Handschuhe. Levi will recht traurig sein, bis ihm ein Mädchen einen Kuss und eine ganze Torte in die Handdrückt und als sie sich danach entscheiden, bei Bradley einzukehren, fallen sie über die Torte her, wie die Wilden.

#19 – Blake erleidet einen finanziellen Engpass und Sam befürchtet eine Schwangerschaft
Der Winter ist von einem finanziellen Engpass für Blake gekennzeichnet. Er redet nicht zu sehr darüber, da Blake Geld nicht zu wichtig ist aber trotzdem hat er Miete, für die er aufkommen möchte und Verpflegung, für die er aufkommen muss – auch ohne Sams Hilfe, die eigentlich ein komfortables Leben leben könnte, mit dem Verkauf des Bed & Breakfast, es aber nicht tut, da sie spart.
Blake arbeitet hier und da, aber für jemanden wie ihn, gibt es selten irgendwo lange oder feste Arbeit, vor allem nicht im Winter, abseits des saisonalen Ansturm. Blake leidet nicht zwingend darunter, da Blake nüchtern und stets recht realistisch geblieben ist, aber weil er seinen Unterhalt erarbeiten muss, ist er für die Band nicht so abkömmlich, wie Sam das gerne hätte, denn gerade um Silvester herum sind sie für größere Gigs gebucht worden – einer davon sogar in Manchester – und sie möchte in absoluter Topform sein.
Als sie eine Magendarmgrippe erwischt, ist sie frustriert. Aber als sie bemerkt, dass ihre Periode ausbleibt, wird sie panisch. Ist sie schwanger?

#20 – Blake und Sam streiten nach einem Silvestergig und verletzen sich sehr
Der Gig in Manchester ist nur einer als Vorband. Es ist Silvester und alle scheinen in Feierstimmung, bis auf Sam, die mittlerweile davon überzeugt ist, schwanger zu sein. Sie sind Teil einer mittelgroßen Entourage; die Band, für die sie den Opening Act gespielt haben, sind frisch unter Vertrag geraten, die ersten Anfänge der Punkszene sind hier deutlich zu spüren. Die Feier ist extrem wild; etwas, dass Sam in diesem Exzess noch nie erlebt hat, zumindest. Doch amüsieren kann sie sich nicht und bis Mitternacht warten will sie auch nicht, da sie einfach nur müde ist. Sam verzieht sich, vermeintlich heimlich, ins Hotelzimmer – aber lange alleine bleibt sie nicht.
Blake.
Er will wissen, was los ist. Dass bereits seit ein paar Wochen was ist. Es wäre Silvester, er würde den Raum nicht verlassen, bis er wisse, was abgeht.
Sam weigert sich und geht in die Defensive und das tut sie in ganz altbekannter Manier – des Angriffs. Blake lässt sich darauf nicht ein, aber als sie ihm entgegenschleudert, dass sie schwanger ist, also das denkt, überrumpelt sie ihn und er ist sprachlos.
Er ist behutsam; vorsichtig, das merkt man, aber Sam merkt auch, dass er es nicht schlimm findet und das macht Sam wütend. Er solle sich nicht freuen, sie würde sich bald darum kümmern, no way in hell kriegt sie ein Kind und das pisst Blake an, der nicht versteht, was daran schlimm oder furchtbar sein sollte. Klar, es käme nicht zu gelegen, aber fuck this, er ist auch groß geworden. Sam giftt ihn an, dass man ja sehen kann, wie gut das funktioniert hätte und das sie das einfach nicht will und versucht Blake damit absichtlich zu verletzen, was auch tatsächlich funktioniert. Er fragt sie, was es ist, was sie dann will und Sams Antwort ist messerscharf und tut so weh, aber ehrlich – mehr. Mehr als das. Und obwohl Sam sich auf den momentan Status der Band und ihr Bestreben bezieht, bezieht sie sich für einen Moment auch auf ihre Beziehung.
Und das verändert rückblickend so viel.

#21 – Sam ist nicht schwanger, macht aber klar, keine Kinder zu wollen
Zurück in Lytham angekommen sucht Sam einen Arzt auf, der ihr berichtet, dass sie kein Kind erwartet. Sie wäre schmal – nicht dünn, dürr. Sie esse zu wenig und müsste ihrem Körper mehr Nährstoffe zuführen; hätte womöglich auch viel Stress, soetwas spiele mit rein. Zur Sicherheit verschreibt er ihr eine Pille. Danach macht sich Sam gleich auf in den Proberaum, nur um zu bemerken, dass Blake fehlt. Er müsse arbeiten, berichtet Bradley, der wie immer Bescheid weiß, und die Tatsache, dass er das nicht mit ihr abgesprochen hat, stört sie.
Doch zum Auslassen ist sie zu müde, viel viel viel zu müde. Stattdessen, nimmt sie die Situation so hin, aber bei der Probe macht sie viele Fehler was recht untypisch ist. Sam ist müde und der Streit mit Blake belastet sie.
Zuhause redet sie mit Blake. Es ist nicht so, dass er kein Interesse an der Band hätte, aber er kann das reale Leben nicht einfach so aufgeben. Sam appelliert an ihn – niemand wäre so talentiert, wie er; seine Gitarrenkünste eine Gabe, nicht einfach nur ein Talent. Blake lächelt, aber er lächelt trostlos und beteuert, dass ihm die Sache wichtig ist, aber dass er das Leben nicht beiseiteschieben kann. Sam akzeptiert das, trotzdem fragt sie ihn, ob sie es, als Band, eines Tages schaffen könnten; was er meint.
Und als er sagt „Eines Tages vielleicht, ja“ tut die Antwort so weh, als würde er einen Traum zerschlagen.

#22 – Sam nimmt sich Rücksicht vor. Zu spät
Während eines gemeinsamen Barausfluges berichtet Levi, dass die Veranstalter des Frühlingsfestes bei ihnen angefragt hätte – für drei Termine. Und, wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte, wären Scouts unterwegs. Scouts aus London!
Sams Augen blitzen auf und das Herz schlägt schneller; dass sie zusagen, ist ja klar. Und Blake? Schiebt den Job bei der Umzugsfirma und stößt mit in die Vorbereitungen und das erste Mal seit langem hat Sam wieder das Gefühl, dass sie an einem gleichen Strang ziehen. In der Zeit leben sie von ihrem Geld und vertiefen sich gänzlich in der Musik. Blakes Kontakt zu Logan wird enger, auch wenn er nie lose war und manchmal hat Sam das Gefühl, dass sie in das, was die zwei Männer verbindet, nie einbrechen wird können und Sam weiß nicht, was sie davon halten soll. Manchmal hat sie das Gefühl, dass sie ihn gar nicht kennt, als wäre sein Gesicht zur Hälfte vom Schatten des Mondes bedeckt und als könnte sie ihn nie ganz erfassen. Sie erzählt Levi von ihren Gedanken und Bedenken das erste Mal am Telefon und Levi tut es ab, sogar lachend – Blake wäre ein harter Brocken, genau wie sie. Sie würden da schon gut zusammenpassen. Blake hatte es nur einen Zacken schwieriger, mit seinen alten Leuten und der kleinen Schwester und niemand weiß so richtig, was in ihm vorzugehen scheint. Bis auf Logan, murmelt Sam und Levi schweigt und sagt dann, Nah, dass Logan einfach nur so ein extrem empathisches Gespür für seine Mitmenschen hat. Dass er wisse, dass Sam ihn nicht leiden konnte, aber das Logan tatsächlich feinsinnig war und dass ihn dieser Feinsinn durch Blakes Barrikaden brechen ließ. Das Blake das manches Mal bräuchte. Sanftheit. Sam wäre zu hart. Sehr oft. Sie müsse aufpassen. Blake wäre dahingehend zerbrechlich.
Sam nimmt sich mehr Rücksicht vor.


#07 – Levi
Levi erinnert sich noch an den Abend. Den Abend, an dem sie über die Möglichkeiten geredet haben; wohin sie nicht nur im Leben, sondern mit ihrer Musik möchten und er hat Sam selten andächtiger erlebt, als damals. Er fragt sich, ob sie jemals ein Gespräch dieser Art mit Blake geführt hat. Fragt sich, ob es das war, was Blake einsam gemacht hat; was ihn hat tun lassen, was er letztlich tat. Fragt sich, warum er nicht derjenige war, der solche Gespräche mit Blake führte. Denn Blake war damals auch sein Freund. Aber Levi weiß auch, dass er kein Logan war und dass Sam kein Logan war, war damals vielleicht auch das Problem.
Sie war nicht mehr das, was Blake brauchte. Vielleicht lag ihr Fokus zu sehr auf sich selbst. Und Levi weiß, dass sie damit hart mit sich ins Gericht ging. Außergewöhnlich sogar.
Aber dass sie wissen müsse, dass ihre Wünsche und ihre Träume nicht weniger wert waren. Nie. Und das sie ein Recht darauf hatte.
Aber Blake eben auch.
Und das darin die Tragik liegt.
Und das daran niemand je etwas ändern können wird.
Weil Liebe manches Mal nicht ausreicht. Und niemand kann dagegen etwas tun.



#23 – Der Scout hat kein Interesse an Fury
Sie hat mit einem Scout geredet! Einem echten Scout! Einem Scout für ein aufstrebendes Indielabel, ein Scout, dem ihr Sound gefällt, der an ihrer Energie interessiert ist! Sam ist aus dem Häuschen und treibt damit alle so ziemlich in den Wahnsinn – vor allem, als sich Wochen später niemand zurückmeldet, obwohl es hieß, dass es nicht lange dauern würde.
Dabei nimmt Sam das nicht wahr, was alle anderen schon längst verstehen. Dass der Scout sich nicht melden wird. Dass er sich nicht für sie entschieden hat. Und sie lassen Sam deshalb tigern und stromern, weil sie wissen, dass dieser Groschen für sie selbst fallen muss und auch wird. Beim Essen erwähnt Blake dann, dass Logan und Alexis längst Rückmeldung erhalten haben – und das zieht Sam natürlich ein bisschen den Boden unter den Füßen weg. Sie merkt, wie Eifersucht in ihr hochkommt und keimt; schlimmste, niederträchtigste Eifersucht und sie hasst sich dafür, aber kann sich auch nicht helfen. Fuck. Sie hasst das!

#24 – Blake geht
Blake geht.
Sam starrt ihn an. Der Abend war beschissen genug, aber das, was er sagt, kann und will sie trotzdem nicht fassen. Das ergibt keinen Sinn. Oder? Sie hört seine Worte, aber entzieht sich der Bedeutung. Was er sagt ergibt keinen Sinn und weil sie sich dazu entschließt, ist das so. Ende.
Logans Band hat ein Angebot von einem der größten Plattenlabel bekommen – Standort: USA. UK wäre nur ein Sublevel. Das Stichwort ist International. Das ist eine echte Chance und Logan möchte ihn mit an Bord haben. Und er möchte gehen. Es ist seine Chance.
Sam ist verwirrt. Ob sie nicht seine Chance wären, ob SIE nicht seine Chance wäre und wieso… nein, sie versteht das nicht. Aber Blake ist ehrlich. Und Blake ist deutlich. Seine Worte sind deutlich und sie furchen tief – zu tief. Fury ist noch nicht bereit; Sam ist noch nicht bereit und wenn er wartet… wird das vielleicht nie etwas für ihn. Er kann im Leben nichts. Er kann nichts, außer zu singen und Gitarre zu spielen und Sam merkt in diesem Moment, dass sie ihn noch nicht, noch nie singen hörte und ist schockiert aber auch erschüttert über diese Tatsache und weiß nicht, was sie sagen soll.
Sie versteht. In sich hineinhorchen versteht sie so gut. Trotzdem ist sie wie gelähmt. Sie kennt sein Gitarrenspiel, es gibt nichts, dass sie mehr beeindruckt, mehr vereinnahmt. Doch in seiner ungezwungenen, lässigen aber verschwiegenen Art hätte sie nie gedacht, dass das, was in ihr brannte, auch sein eigener Herzenswunsch sein könnte. Und sie verurteilt ihn zutiefst, dass er ihr das nie anvertraut hat.
Ihr wird schlecht. Er sagt ihr nicht, dass er sie liebt, das registriert sie, als sie seinen Blick spürt, der sie aufsaugt und dem sie deshalb zu entfliehen versucht. Er sagt ihr, dass er sie dabeihaben will. Bei sich. An seiner Seite.
Als Frau, als Mädchen im Hintergrund, nicht aber neben ihn, mit dem Mikrofon vor ihr, nicht so wie Alexis, die gelockte Frauenpower in ihren Glitzerkleidern und dem herausfordernden Blick. Er wollte sie für sich. Ganz alleine. Nur für sich.
Und Sam realisiert und weiß, dass sie nicht bereit ist, ihm das zu geben; sich selbst aufzugeben, für ihn, für diese Liebe, nicht im Anbetracht ihres eigenen Traumes. Sam lässt ihn stehen; stakst durch den Regen und findet Obdach bei Bradley, der überrascht ist.

#25 – Sam flüchtet zu Brad und Levi und sucht Rat
Levi ist mindestens genauso wütend, wie Sam das ist, trotzdem bewegt er sie dazu mit Blake zu reden, was Sam aber verweigert. Er weiß von den anderen, also Logan und Co. dass es bald nach London und dann weiter geht, aber Sam weiß nicht, was sie sagen und wie sie ihm gegenübertreten soll.
Sie redet mit Levi über ihre Gefühle, warum sie so enttäuscht ist, was sie sich erwartet hat und dass sie nicht weiß, was sie fühlen soll und als er sie soweit hat, mit Blake reden zu wollen, mit Blake reden zu müssen, findet sie nach einer Woche des Campens bei Bradley eine leere Wohnung vor. Sam bricht an Ort und Stelle zusammen und merkt nicht mehr, dass Levi an ihrer Seite auftaucht.
Alles, was Blake ihr hinterlassen hat, ist ein Zettel, kaum ein Brief, doch mit der weltenzerbrechenden Erkenntnis, dass er weg ist, bringt sie es nicht über sich, ihn zu lesen. Sie kann nicht. Sie will nicht. Sie weint in Levis Armen und fühlt sich verlassen, aber noch mehr verraten und hintergangen.

#26 – Fury steigt nach Blakes Fortgang auf

Als Sommer ist, haben sie erneut diesen Gig bei den Battle of the Bands. Blake ist seit einer Weile weg und seitdem aus Lytham auch Logans Band, Alexis und die anderen verschwunden sind, ist die musikalische Landschaft dabei, sich zu verändern. Sam ist eine andere geworden. Stiller. Fokussierter. Und als sie backstage im Warteraum sitzen, fragt Levi Sam, ob sie ihn je gelesen hat, diesen Brief und Sam nickt. Er würde auf sie warten. Immer. Und sagt dann, als sie aufsteht, dass er Warten kann, bis er schwarz wird. Sie braucht ihn nicht. Und sie will ihn nicht. Nicht mehr. Vor allem nicht so.
Sie gewinnen das Battle of the Bands an diesem Abend und als Sam in die johlende Menge blickt, speien ihre Augen Feuer, als brüllten sie „Watch me, Blake.“


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Verfasst: Do 29. Jun 2017, 21:53 


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BeitragVerfasst: Mo 3. Jul 2017, 13:58 
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über die Angst, dem Wahnsinn zu verfallen



#01 – Alexis
Alexis fragt sich, ob es überhaupt jemanden gab, der tatsächlich nachvollziehen konnte, was es war, dass er aufgab, als er ging. Ob es überhaupt jemanden gab, der ihn so gut kannte. Ob Logan es so gut tat, wie sie immer alle der Meinung waren; wie sie selbst der Meinung war. Sie bezweifelt das, mittlerweile. Ist sich nicht sicher, ob Logan diese Opfer für sie geschlachtet hätte, wäre es sich des Ausmaßes bewusst geworden.
Aber auf der anderen Seite: wer verstand schon Logan?
Sie erinnert sich immer noch so präsent an diese Zeit, an ihn, wie er damals war, als er aus dem Van stieg und nach einem tiefen Luftholen das neue Umfeld betrachtete. Wie jung er war. Wie froh sie war, dass sie ihn hier, an ihrer Seite hatte. Sie wusste, sie hätte das ohne ihn nie gepackt. Hat ihn immer gebraucht, immer ein bisschen mehr, als Logan. Und sie fragt sich, ob er das wusste? Jemals? Ob es ihm ähnlich bedeutete, wie es ihr bedeutet hat. Eigentlich doch immer noch tut.
Sie war sich sicher gewesen, dass er es überstehen würde. Diese schwere, diese harte Phase, durch die er sich selbst peitschte. Denn das war er doch, oder? Stark. Dieses alleinstehende Instanz, die niemanden brauchte; jemand, der sich nie ganz öffnete oder mitteilte, egal wie gut man ihn kannte, weil er sich selbst regulieren konnte. Am Ende des Tages.
Sie entschuldigt sich, dass sie es nicht früh genug gesehen hat.


#27 – East of Eden Meeting
Er fühlt sich desillusioniert, als er aus dem Van steigt; Lee, Jackson und Declan kennt er zwar, hat sich aber nie die Mühe gegeben, zuviel mit ihnen zu tun zu haben. Lee und er konkurrierten eine ganze Weile miteinander; als leidenschaftliche Gitarristen kein Wunder, aber das Verhältnis ist locker. Der Schlagzeuger Declan ist ein alter Kumpel, dem er die Jobs bei der Umzugsfirma zu verdanken hat, aber Declan hat in einer anderen Band gespielt und hatte eine recht besitzergreifende Freundin, die es nicht mochte, wenn er nach Gigs zu lange abhing, deswegen blieb es bei sporadischem Kontakt. Jackson ist ein alter Schulfreund, mit dem er sogar zusammen in der Schulband spielte, weswegen die Wiedersehensfreude zwar da ist, aber trotzdem einen Strudel an Gefühlen hochwirft, mit denen Blake sich nicht leicht auseinandersetzen kann.
Es ist verregnet, als sie in London ankommen, und als sie sich in einem zu kleinen Besprechungsraum quetschen lassen, befürchtet Blake schon, dass sie hier jemanden auf dem Leim gegangen sind, doch das Meeting ist erfolgreich. Und zu Blakes großer Überraschung wollen sie nicht nur Alexis, sondern auch seine Vocals; etwas, das Logan vorgeschlagen hatte. Sie sähen darin Potenzial, eine echte Chance für ein innovatives Projekt.
Blake ist überrumpelt – aber als Alexis seine Hand nimmt und sich zu ihm lehnt und ihn nicht nur bittet, sondern euphorisch anfleht und versucht, ihm aufzuzählen, wie toll das würde, dass seine Gitarre sich immer schon so gut mit ihrem Gesang gefügt hätte, stimmt er zu.
East of Eden ist geboren.

#28 – Erste Nacht im Wohnheim
Sie werden in einem eigenen Wohnheim des Labels untergebracht, das sich in den Londoner Outskirts befindet, aber trotzdem noch zentral genug ist, um sie den Geschmack der Stadt niemals verlieren zu lassen. Es ist ein trister Bunker, mit zu wenigen Fenstern, aber dort befindet sich alles, was sie brauchen – sie haben eine ganze Etage für sich; eine Küche mit einem gemeinsamen Aufenthaltsraum, zudem große Waschräume und auch die Zimmer sind okay. Im Gebäude befinden sich Proberäume und ein eigenes, kleines Tonstudio, dass zwar nicht zu professionellen Zwecken dient, aber dem Schaffen der Musiker zuspielen soll – immerhin sollen und müssen Songs geschrieben und geprobt werden und das Label erwartet Großes von ihnen, daraus machen sie keinen Hehl.
Sie haben einen Pressesprecher und sie bekommen einen Manager zugeteilt; ein untersetzter, aber geschäftiger Mann, der sich ab Minute eins bestens mit Logan versteht und das Tempo vorgibt, dass kein geringes ist. Blakes Zimmer ist am Endes des Gangs, gegenüber von Alexis und als er seine wenigen Habseligkeiten in das kargen Zimmer bringt, das frisch gereinigt, aber trotzdem nach alten, kalten Rauch riecht, lässt er sich träge auf das Bett nieder, dessen Matratze quietscht. Blake doesn’t care. Er greift nach seinen Zigaretten, fährt sich müde durchs Haar und reagiert zeitverzögert, als es klopft.
Es ist später am Abend und es ist Alexis. Sie könne nicht schlafen. Ob sie sich zu ihm setzen dürfe? Blake rutscht wortlos und wortlos setzt sie sich zu ihm, kuschelt sich an ihn. Das ist okay und bedeutungslos, ihre Beziehung tatsächlich so gut. Das Schweigen ist erdrückend. Und dann sagt Alexis, dass Sam ihn verzeihen wird. Und das sie nachkommt. Ganz bestimmt. Er würde schon sehen.
Doch Blake lacht auf, leise, bitter, womöglich auch etwas traurig und schüttelt dann den Kopf, aber er sagt nichts. Denn Alexis kennt Sam schlecht. Und ob er sich selbst so richtig verzeihen kann oder soll ist etwas, worüber er nicht nachdenken will. Er bittet sie, für ihn zu singen. Sie tut es.

#29 – Session mit Cowriter und Logan
Das Label möchte, dass die Band ihren Flair beibehält, was schwierig ist, da sich die jetzige Cast aus drei unterschiedlichen Bands zusammenführt. Logan und Alexis haben sich von ihrer Band losgesagt, die zwar wild und rockig war, aber immer den Fokus auf dem stimmlichen Melodischen hatte, Blake war mit Fury immer an der Grenze des Punks, aber während Jackson aus der Glamrock Richtung kommt, waren Lee und Declan in Gefilden unterwegs, in denen geschrien und wild in die Saiten geschrammt wurde; alles begleitet von wilden Drumsolos und Schlagzeugrhythmen wie ohrenbetäubendes Kriegstrommeln. Es ist den Scouts und ihrem Gespür zu verdanken, dass sie nun zusammengeführt wurden, aber es gilt nun, nicht nur zu vereinen, sondern auch eine Marke daraus zu kreieren und das fällt schwerer als gedacht.
In der alten Band schrieb Logan die Songs, zugeschneidert auf Alexis‘ Stimme, aber obwohl Logan weiß, dass er ein halbwegs akzeptabler Songwriter ist, weiß er, dass es hierfür schlicht nicht ausreichen wird – der Fokus gerät auf Blake, der gemeinsam mit Sam jedes der Lieder für Fury geschrieben und komponiert hat. Alexis ist begeistert, dass Label gewillt, ihn experimentieren zu lassen, unter der Voraussetzung, dass man ihn einen Co-Writer des Labels zur Seite stellt; einen erfahrenen Mann, der weiß, was der Markt will und die Brücke vom Underground zu der Öffentlichkeit sein soll.
Als man Blake mit dem Mann alleine lässt, springt kein Funken über. Sie wollen ein vielseitiges Album, sie wollen ihn hören, wollen seine Stimme, die Geschichte, die dahinter liegt, erfassen und miterzählen, aber gleichermaßen wäre ihnen einen Symbiose mit Alexis Geschmeidigkeit ein besonderes Anliegen.
Aber als Blake versucht, in die Richtung der rockigen Liebesballaden zu gehen, wovon sie eine haben möchten, blockiert alles. Das ist nicht das, was er fühlt. Das wird nie das sein, was er fühlt. Alexis kann diese Balladen und sie kann sie gut, aber in Alexis steckt mehr, in Alexis steckt mehr Tiefe, als Logan sie ihr zuspricht. Die Session droht zu entgleiten.
Dann klopft es.
Es ist Logan, der außerhalb des Aufnahmebereiches bei den Mischpulten steht und sie mit verschränkten Armen beobachtet. Er fragt durch die Technik, was los sei, ob er seine Kreativität gefressen hätte. Blake ist genervt, er hätte Probleme, reinzufinden und das er einfach ein paar Minuten bräuchte. Aber Logan sagt, dass er mit Fury schon genug Zeit verplempert hätte und dass er keine Minuten für ihn hätte. Blake braust auf, aber Logan mutet ihn nur über die Technik und sagt ihm, dass er genau wisse, wie es Blake so ginge und dass er kein Problem hätte, das zu entfesseln, wenn er es nicht hinbekäme.
Dann beginnt Logan einen Tennisball gegen die Scheibe zu werfen. Immer und immer wieder. Und er hört nicht auf. Und wandelt diese Verachtung, die Blake in sich spürt, in etwas, das unter der Oberfläche pulsiert und raus will. Logans Würfe werden intensiver und Blake ist nach zehn Minuten so aggressiv, dass er dem Co-Writer, der einen höchst angestrengten Eindruck macht, die Gitarre entreißt und ein rohes Spiel beginnt, um sich auszutesten. Und bevor sein Kopf auch nur halbwegs adäquate Worte formen möchte, schreit Blake seine Gefühle in die schalldichte Abgeschiedenheit des Tonstudios.
Ein Schalter legt sich in Blake um. Ein wichtiger Grundstein für East of Eden legt sich. Logans düsteres „Geht doch“ bezeugt, wie gut er den Freund kennt – und das er ihn genau deswegen dabei haben wollte.

#30 – Blake denkt im Park über Sam nach
Da man sie groß aufzuziehen plant und die Pläne sich hauptsächlich in die Richtung der Staaten lenken, haben sie nicht allzu viel Freizeit – und weil die Musikpresse langsam Wind von ihnen und dem Projekt bekommt, legt man noch Wert darauf, dass sie möglichst unter dem Radar bleiben. Ausgang aus dem Bunker, wie sie es so nett nennen, gibt es daher selten, doch Blake entschlüpft nach den ersten zwei Wochen, weil er sonst erstickt. Ganz sicher. Ihm ist nach Meer; nach dem Rauschen der Wellen, aber alles, was er hier hat, sind die Betonmauern Londons und er entflieht ihnen, indem er durch Vicky Park spaziert. Er hat schon von den Festivals gehört, die hier abgehalten werden und fragt sich, wie es wohl wäre, eines Tages hier zu spielen. In dem Alleinsein überkommt ihn die Einsamkeit und als er sich an einem See niederlässt, damit der Heimat in diesem Bisschen am nächsten, fragt er sie, wie es Sam geht und erinnert sich – das Battle of the Bands wird nicht mehr weit sein.
Er hätte sie gerne bei sich. Weiß, dass sie die Eine ist, das wusste er schon immer und warum weiß er nicht, aber mit Sam fühlte es sich immer gut an. Nicht leicht, das nie. Aber das hat er auch nicht verlangt. Er fragt sich nicht, ob sie zu ihm kommt, denn er weiß, dass sie es nicht tut. Gleichzeitig sieht er sich aber um und weiß, dass er mit ihr, mit Fury, vielleicht niemals hier wäre und dann ist es eine andere, schwärzere Dunkelheit der Vergangenheit, die ihn überkommt, und er lässt sich von ihr einhüllen.
Blake weiß, dass er das hier braucht. Er braucht und will es für sich. Und er weiß, dass er für sie nie ausreichen wird. Und dass er sich dafür nicht aufgeben kann. Nicht kann. Nicht will. Und er hasst es so sehr, denn sie ist das einzige, dass er wirklich will, aber so nie haben können wird und it’s killing him.

#02 – Alexis
Die Findungsphase war schwierig. Da war zwar Logan, Logan mit dem Gespür dafür, was ginge, was zusammenpasste, aber als es darum ging, nicht nur zu finden, sondern zu definieren, spielte Blake nicht nur die wichtige und die tragende Rolle. Er formte East of Eden; er gab ihr die Stimme, die sie nicht nur haben wollte, sondern auch brauchte und er führte sie zusammen. Auf seine leichtfertige, unkomplizierte Art, die sonst niemand hatte.
Ein virtuoser Geist, das war das, als was Alexis ihn immer empfunden hatte. Sie war es schließlich, die Logan auch näher auf ihn aufmerksam machte, damals, vor so vielen vielen Jahren, als sie fast noch Kinder waren. Ob er das wüsste? Sie dachte gerne daran.

#31 – Party im Wohnheim
Die Etage über ihnen wird von einer weiteren Band bezogen, zudem landen zwei neue Gesichter auf ihrem eigenen Flur – Poppy und Diane, beide bei der gleichen Agency unter Vertrag, doch während Diane ihre Tage mit Modelcastings und Schauspielunterricht verdingt, ist Poppy bereits einen Schritt weiter und hat ihren Weg in das Filmgeschäft geschafft. Erotikfilme, heißt es nett umschrieben, doch sie alle wissen, was es bedeutet – Declan kennt sie sogar und ist ganz nervös, als er hört, dass sie das Zimmer neben ihm bezieht.
Auf der ersten Party seit ihrer Ankunft in London amüsiert sich Blake königlich darüber, wie rot der sonst so taffe Declan immer anläuft, wenn sie sich zu ihm neigt, um sich mit ihm zu unterhalten, denn Poppy ist mit ihrem roten Haar und der aufreizenden Kleidung nicht nur ein Hingucker, sondern auch witzig und gesprächig und weiß, wie sie ihren Schlagzeuger zu nehmen hat.
Es ist eine nette, ausgelassene Zusammenkunft und wird von der Band unter ihnen ausgerichtet. Alkohol fließt, es wird viel geraucht, Musik gespielt und gelacht. Selbst Logan scheint zu entspannen, was selten genug ist, aber Alexis lässt er trotzdem nicht aus den Augen. Logan tummelt sich an einem der wenigen Fenster und Blake gesellt sich zu ihm und Blake genießt das Vertrauen, dass sich zwischen ihnen entfaltet hat. Logan ist schwierig und ein Kotzbrocken, aber er ist ein wahrer Freund; Blake hat das nie unterschätzt. Logan berichtet von seiner Vision. Er will hoch hinaus. Und Blake zweifelt für keine Sekunde daran und interessanterweise macht ihm der Gedanke keine Angst. Nicht so. Nicht hier. Er ist in guter Gesellschaft, weiß er. Logan macht ihm klar, worin er die Stärken sieht. Und das Blake sich nicht unter Wert verkaufen soll. Er wäre ihr kreativer Antrieb; niemand hat diesen Funken in sich, wie er es hat.
Später am Abend, als alle etwas alkoholisiert sind, gräbt Poppy ihn schamlos an, doch Blake weist sie ab.

#32 – Die Band festigt sich
Mit dem Verstreichen des Sommers kehrt Ruhe in ihr Leben ein und tauscht sich mit dem geschäftigen Treiben ein, dass es sie nicht mehr kümmern lässt, dass sie in dem Bunker eingepfercht sind. Blake arrangiert sich langsam mit dem Co-Writer, intensiviert allerdings seine Beziehung zu Alexis, die mit dem Druck, der auf ihr lastet, anfangs nicht zu gut umgehen kann. Es gibt viele Reibungspunkte zwischen Logan und ihr, der wie immer ein besonderes Auge auf sie gerichtet hält, und der einzige Puffer ist nur Blake und mit ihm zusammen die Musik, die sie zu kreieren versuchen.
Alexis ist unzufrieden mit der Richtung, die man ihr vorlegen möchte und beichtet Blake in einem Gespräch, dass sie das Gefühl hat, das man ihr keinen Tiefgang zuspricht, nur weil sie eine Frau ist; weil sie lächelt und freundlich ist und bemüht ist, und ist genervt davon und Blake versteht, denn er kennt Alexis‘ Vergangenheit, die auf ihre eigene Art nicht immer die leichteste war. Blake gesteht ihr seine Aufmerksamkeit zu und fragt sie, worüber sie singen möchte. Sie sagt über das, was sie bewegt und das wäre nicht Liebe. In ihr stecke so viel mehr. Blake fordert sie auf, ihr davon zu erzählen. Sie geniert sich und neckt ihn, ob er dazu bereit wäre, doch Blake reagiert ernst. Natürlich wäre er das. Sie erzählt ihm von Selbsthass, von Versagensängsten, von Tagen, an denen sie alles beenden will und keine Lust mehr hat, von Zurückweisung, von einem Leben alleine und dem Ausbrechen aus dem Teufelskreis dysfunktionaler Verbindungen. Blake verspricht ihr, dass das ihre Musik sein wird, wenn dass die Dinge sind, die sie bewegen.
Was die beiden nicht wissen: in diesem Bestreben, in dieser offenen Rohheit, werden sie Stimmen einer ganzen Generation, nicht nur für Männer, sondern auch für junge Frauen und damit schreiben sie Musikgeschichte.

#33 – Declan wird Vater
Durch seinen Manager wird Declan darüber in Kenntnis gesetzt, dass sein Sohn geboren ist und das stürzt den Drummer in eine kleine Identitätskrise, denn er hat keine gute Beziehung zu der Frau; die Frau selbst wäre labil und er ist besorgt um das Kind, zu dem er nicht kommen kann, für das er keine Zeit hat und für das er sich, wenn er ehrlich ist, auch nicht entschieden hat und überhaupt ist die Situation scheiße. Declan gerät an den Manager und Blake geht dazwischen, bevor Logan es tut und es ungemütlich wird. Er tauscht einen wissenden Blick mit dem besten Freund aus und bedeutet, dass er sich darum kümmert. Er wirft Declan seine Jacke zu und bedeutet ihm, ihm zu folgen, was er tut und so stürzen sie sich in einen nebelverhangenen, überraschend nasskalten Nachmittag in London und finden sich in einem Szenepub ein, in das langsam Leben reinpilgert.
Sie bestellen sich etwas zu trinken, ein Pint Bier, um langsam anzufangen und die beiden fangen an, sich zu unterhalten. Declan darüber, dass er das Gefühl hat, dass das etwas Großes wird, er aber auch gleichzeitig das Gefühl hasst, seine Eier in einen Schraubstock gequetscht zu bekommen und dass er sich fragt, woher Logan diesen eisernen Willen hernimmt. Dass er ihn dafür flucht. Aber auch bewundert. Blake lacht darüber, denn so wäre Logan einfach schon, seitdem er ihn kennt. Declan fragt Blake, woher Logans Leidenschaft stammt, wofür es ist, dass er brennt, weil ihn der Ursprung des Ganzen wirklich interessiert und Blake erzählt ihm, dass es nicht unbedingt nur zwingend seine Leidenschaft für die Musik ist, sondern das Versprechen, dass er Alexis gegeben hat; dass er sie da rausholt und das sie es schaffen werden. Das verwundert Declan, der wissen will woraus, aber Blake winkt ab und sagt, dass das nicht seine Story ist, die es zu erzählen gilt und Declan stimmt zu.
Die Stimmung schlägt um, als der Abend voranschreitet und Declan und Blake scheißen auf alles und entschließen sich, den Abend zu genießen – sie gehen vom Bier zu den harten Sachen über und Declan, ein richtiges Partytier, hat keine Probleme damit, sich zu involvieren.
Poppy und zwei Freundinnen entdecken sie und gesellen sich zu ihnen. Der Abend eskaliert und während Blake sich austreten geht, vögelt in der Kabine nebenan Declan hemmungslos mit einer der beiden. Als er, etwas dumpf, Hände waschen geht, steht da Poppy, die ihn lasziv empfängt. Ob er denn nicht auch ein wenig Dampf ablassen wollen würde. Doch Blake lehnt ab. Poppy bleibt mit Schmollmund zurück.

#03 – Alexis
Sie hat sich mit Sam zu wenig auseinandergesetzt. Das findet sie schade. Denn Sam, Sam fand sie immer spannend, auf diese besondere Art und Weise und Alexis wünscht sich, sie wäre für sie mehr als nur eine Konkurrenz geworden. Sie weiß, dass sie gerne so eine Freundin gehabt hätte, womöglich auch so eine Freundin gebraucht hätte. Aber Sam, und das berichtete ihr Blake eines Nachts, sah in ihr von Anfang an das Ziel, das es zu schlagen galt. Auf welche Art und Weise auch immer, selbst in welcher Bedeutung auch immer. Alexis fand es damals schade, ließ es aber dann beruhen, ließ es auch damals ruhen, nach diesem Gespräch.
Jetzt fragt sie sich, wie hart die Zeit damals für sie gewesen sein muss. Ob Blake je davon erfuhr, explizit, wie es Sam danach ging. Oder ob er es von sich schob, voller Schuldgefühle?
Sie weiß, dass Bradley ein Sprachrohr in das alte Leben hätte sein können. Das war er schließlich für Logan; der einzige Freund abseits Blake und vielleicht sogar der einzige, dem Logan immer ebenbürtig gegenübertrat.
Und Alexis weiß auch, dass Logan Bradley irgendwann sagte, dass er es sein lassen sollte; dass es nicht guttäte. Dass er sonst zu Kollateralschaden würde, zwischen Blake und Sam.
Aber sie erinnert sich an einen Wendepunkt. An einem Punkt, an dem er begann, loszulassen. Und sie fragt sich immernoch, tief in ihrem Herzen, was es war, das ihn dazu bewog, sich komplett freizubrechen – und ob er in dieser Kontrolllosigkeit das Monster zum ersten Mal weckte.


#34 – Das erste Radiointerview
Nun, da die ersten Songs des Albums stehen und mit den Produzenten durchgegangen werden, kurbelt das Management das Marketing an. Die Richtung ist klar und abgesegnet, die Rollen der vereinzelten Bandmitglieder absolut klar; dass das stellenweise tatsächlich Masken und Inszenierungen sind ist etwas, dass sie dem künstlerischen Aspekt zuschieben und für sich anerkennen, weil sie wissen, dass es mit 100%ger Realness einfach nicht geht und damit können sie arbeiten.
Die Moderatoren stürzen sich auf Alexis, der einzigen Frau in der Band und Alexis bercirct mit ihrer Art mühelos. Auf die Frage hin, ob Blake und sie ein Paar wären, geben sie keine klare Antwort, was mit dem Management so vereinbart worden ist, um den Mysteriumsfaktor hochzuschrauben. Der Plan ist, die Spekulationen aufrecht zu erhalten, dann und wann anzufeuern, ganz gleich, dass dem so nicht ist und nie sein wird. Die Moderatoren sind Feuer und Flamme und als es dann um die Fragerunde geht, sind die Telefonate, die eingehen, in neuer Rekordhöhe der Station. Und ab da ist eigentlich relativ klar – East of Eden wird groß. Ganz groß.
Danach gehen alle gemeinsam essen und trinken auf diesen ersten, so wichtigen Erfolg für sie. Sie sind glücklich und ihr Manager zufrieden.

#35 – Silvester
Sie spiele ihre erste Show in irgendeinem Schuppen der komplett überfüllt ist und die Hütte geht einfach nur steil – es ist der komplette Abriss. Blake kann sich nicht erinnern, wann er je auf so einem Konzert gewesen ist und auch Lee stimmt zu, dass es der totale Wahnsinn ist. Und das sagt einer, der in solchen Kreisen musikalisch groß geworden ist. Die Feierei danach ist legendär und etwas, woran sich Blake auch im Hier und Jetzt noch erinnern wird. Das Label hat es groß aufgezogen und natürlich haben auch andere Agencies ihre Rookies dort eingebracht, denn es ist das London der 70er Jahre und Connections sind alles, was es braucht und es hängen sich bereits jetzt schon viele an East of Eden, weil sie merken, wie groß sie aufgezogen werden.
Selbst Logan ist in Feierlaune und lässt sich von Alexis in die Meute zerren; selbst Logan trinkt, und das im Überfluss, aber auch Alexis und dann crasht Blakes Welt, weil er sich an sein letztes Silvester erinnert und weil er es sich erlaubt, das erste Mal so richtig, an Sam zu denken und dieses Vermissen überkommt ihn wie eine Welle der Übelkeit. Sam. Seine Sam. Sie fehlt ihm und der Gedanke daran, dass es nicht mehr lange dauert, bis es ein Jahr her ist, seitdem er sie das letzte Mal gesehen hat, ist keiner, den er auf irgendeine Art und Weise erträgt.
Er ist glücklich hier, mit East of Eden, mit der Band, die genauso aber anders Familie wurde, wie Fury. Das pulsierende Leben um ihn herum ist ein Beweis des Weges, den er gegangen ist und trotzdem fehlt sie und er will sie hier haben, nur für sich alleine und fuck this, er hasst es, dass er sie nicht haben, nicht besitzen kann.
Er bemüht das Münztelefon auf dem Gang, ohne Hoffnung auf Erfolg zu haben. Er traut sich nicht, bei Sam anzurufen, sondern versucht es bei Levi, ganz gleich, dass Silvester ist. Er hat eigentlich keine Hoffnung, dass jemand rangeht.
Und es geht auch niemand ran.
Betrunken und fertig, sackt er neben dem Münztelefon zusammen. Logan findet ihn – und setzt sich zu ihm. Er weiß genau, was Phase ist. Als Blake sich halbwegs stabil genug empfindet, wieder aufzustehen, schleppt Logan ihn an die Bar. Und als die bezaubernde Poppy, mit ihren roten Haaren, den Leopardenkleid und dem verführerischen roten Mund ihn auffordernd zum Tanzen mitziehen will, lässt Blake sich dieses Mal mitziehen. In der Hoffnung, Sam ein bisschen weiter von sich zu brechen.

#36 – Die Aufnahmen beginnen + ein verhängnisvolles Telefonat
Die Tage beginnen früh und enden spät. Das Label hat ein größeres Tonstudio angemietet, das nicht direkt an die Londoner Headquarters angrenzt, und das Einspielen der Instrumente beginnt. Alle sind hochkonzentriert bei der Sache, obwohl Alexis und er des Öfteren außen vor sind, weil die Vocals zum Schluss dran sind; Logan achtet darauf, dass ihr Stil prägnant eingesetzt wird.
Blake ist einsam und raucht zu viel und obwohl Alexis ihm ausgezeichnete Gesellschaft ist, reicht es nicht; reicht sie nicht. Die Phase der Karriere erreicht, ist es ihm wichtig, den Kontakt Nachhause aufzubauen – er will es nochmal versuchen. Er möchte, dass Sam herkommt; er möchte auch Levi sehen; er möchte diese Welten verschmelzen, so irgendwie. Doch die einzige Person, die er ans Telefon bekommt, ist Bradley. Und so unparteiisch wie nüchtern Bradley auch ist, so ernüchternd ist das Telefonat.
Er will wissen, wie es Sam, wie es Levi, wie es allen anderen geht; will wissen, wie das Leben so abläuft, und Bradley, der alte Freund, gibt ihm diese Infos. Und sie schmecken Blake nicht. Fury ist groß geworden, aber die Chancen bisher nicht so, wie sie es sich erhofft haben. Sie können alle nicht mehr zu viel Energie reinblättern, weil der Alltag wichtiger geworden ist. Sam leide darunter am meisten. Levi versuche, sie etwas zusammenzuhalten, aber Sam sei anders, seitdem er weg ist. Sie läge zurzeit im Krankenhaus. Erschöpft. Unterernährt. Blake beendet das Telefonat und packt seine Sachen, aber es kommt nicht zur Abreise, denn Logan schreitet ein.
Bradley hätte ihn im Studio erwischt und gesagt, dass er etwas Dummes vorhaben könnte. Blake wird fahrig und fährt Logan an, sich um seinen eigenen Scheiß zu kümmern.
Es kommt zur Auseinandersetzung. Logan versucht Blake klarzumachen, dass Sam in der Vergangenheit liegt und das er sie dorthin gestellt hat, aber Blake will davon nichts hören, immerhin hätte Logan keine Ahnung wovon er rede. Sie läge im Krankenhaus, sie bräuchte ihn. Logan erklärt, dass er das längst wisse. Es kommt raus, dass Logan regelmäßigen Kontakt zu Bradley hatte, was Blakes Zorn schürt. Als Blake gar nicht hören will und versucht, sich an Logan vorbeizudrücken, schubst Logan ihn zurück und herrscht ihn an. Ob er nicht raffen will, dass er derjenige ist, der sie ins Krankenhaus befördert hat und das er alles nur noch schlimmer macht, wenn er aufkreuzt? Ob er tatsächlich so egoistisch sein will? Ob er nicht einen Moment daran denkt, was passiert, wenn er aufgetaucht ist? Logan will wissen, wie sein Plan ist und Blake erkennt, dass er nichts ändern kann. Denn Sam käme nicht mit ihm mit. Und er würde nicht bleiben. Und es würde sich nichts ändern, außer, dass sie sich weiter und mehr verletzen.
In diesem Moment realisiert Blake, dass er Sam verloren hat. Nicht erst dabei ist, sie zu verlieren – sondern verloren hat, als er Lytham und Blackpool den Rücken zugekehrt hat. Und dass dieses knappe eine Jahr unlängst zwischen ihnen steht, wie eine ganze Welt.
Blake rastet komplett aus und zerlegt nicht nur die Zimmereinrichtung, sondern auch seine Knöchel an der Wand blutig. Dann überspült ihn die Ruhe. Und als er seine Stirn an die Wand lehnt, sollten da Tränen kommen, aber alles, was sich in ihm aufreißt, ist eine gewaltige Leere und sie verschlingt Blake.

#04 – Alexis
Sie fragt ihn, ob er sich daran erinnere, wie gerne sie in England geblieben wären. Wie gerne sie die Karriere, die doch hier, an der Küste und in der Rohheit dieser Landschaft geboren wurde, auch dort losgetreten hätten. Die Staaten klangen immer noch so fern, für einen jeden von ihnen, und sie bezweifelt, dass sie je dafür hätten bereit sein können.
Die Staaten waren in ihrer aller Köpfen immer diese Talentschmiede für die Schönsten der Schönen, aber England dagegen, das war ihr Jagdgrund, das war ihr Level, ihre Bühne. Alexis weiß, dass sie nur dort nie so groß geworden wären, wie sie es tatsächlich wurden, aber nichts lässt ihr Blut rauschen, wie die Erinnerungen an die Ereignisse, kurz, bevor sie gingen. Sie weiß, dass sie sich damals manches Mal hauptsächlich über Logan wunderte, es aber dann deshalb ruhen ließ, weil Logan in seiner entfesselten Persönlichkeit durchaus furchtlos und manches Mal auch gesetzeslos sein konnte; dass sie sich nie über Declan und Lee wunderte, die beiden Chaoten, aber zu spät sah, dass dieses to care aus Blakes Augen gewichen war.
Hier war ihr Punkrock begraben; hier legten sie sich alle bar. Als sie England verließen, hatten sie alle ihre Rolle gespielt und zu spielen – doch Blake blieb nackt.

#37 – Die Aufnahmen werden offiziell beendet und ein Konzert eskaliert
Sie verkünden die großen Neuigkeiten auf einem ihrer Konzerte und belohnen die tobenden Menge mit einem bis dato unveröffentlichten Song – ein wildes Duett seitens Alexis und Blake, dass die Bühnenpräsenz vollkommen einnimmt. Die Menge rastet entsprechend aus, die Band heizt weiter ein.
Die Euphorie im Publikum artet jedoch an einer Stelle in einer Schlägerei aus und als aus dem Moshpit ein einziger Pulk an hämmernden Fäusten wird, eskaliert die Situation. Jackson wird vom Keyboard weg und in die Menge gerissen und Lee wirft sich hinterher, um den Freund zurückzuzerren; Declan schafft es, sich Alexis zu schnappen und sich mit ihr in den Backstagebereich zu verbarrikadieren. Und Logan und Blake? Die stürzen sich mit in die Menge und als man sie blindlings anpöbelt und versucht, niederzuschlagen, haben sie keine Hemmungen, ihre Fäuste sprechen zu lassen. Als die Polizei den Schuppen sprengt und sich daraus ein gefährliches Szenario von Menge vs. Polizei entwickelt, werden Jackson, Lee, Logan und Blake festgenommen. Und als man auf der Station Polizeifotos von ihnen anfertigt und man erkennt, wer es ist, der ihnen da in die Lappen gegangen ist, reicht ein hämischer Polizist die Fotos an die Presse weiter und Logan verspricht ihm, seinen jämmerlichen Arsch zu verklagen.
Am nächsten Tag sind sie mitsamt ihrer Bilder auf den Titelseiten zwei großer Boulevardblätter und obwohl die Berichterstattung von Rüpeln, von einer außer Kontrolle geratenen Generation berichten und dass man das Leuten wie ihnen nicht durchgehen lassen könnte; dass Musiker wie sie die soziale Landschaft Londons verpesten und ihre Jugend verführen, werden sie über Nacht zu Gesichtern der Punk Rock Bewegung.

#38 – Feier im Wohnheim. Blake gibt nach
Kreischende und Plakatschwingende Frauen, Fotografen und Journalisten vor ihrem Wohnheim wollen Infos. Mehr zu ihnen, mehr zu ihrer Band, zu ihrer Musik; mehr zu ihren Plänen. Alexis wehrt Informationen ebenso ab, wie der Rest – nur Blake rät einem besonders aufdringlichen Kerl in bedrohlichen Tonfall sich zu verpisssen und das zieht zwar, wird man allerdings am nächsten Tag in der Zeitung lesen, auch hier wieder nicht zu ihrem Nachteil.
Mit ihrem Manager im Schlepptau, werden sie im Wohnheim jubelnd und mit viel Aufgefahre erwartet und obwohl sich das danach relativ schnell zerläuft, entwickelt sich zu den späten Abendstunden scheinbar wie von alleine eine Zusammenkunft in ihrem Stockwerk. Blake ist nicht nach Gesellschaft, kann das Szenario aber schlecht aussperren, und als sich seine Zimmertüre mit einem leisen, angekündigten Klopfen öffnet, nachdem er sich nach der Dusche in seinem Zimmer fertigmachen möchte, ist es Poppy, die im Türrahmen erscheint und sie lächelt ihn an, unverhohlen musternd, aber lächelnd. Ob er auch käme. Sie hätte ihn bereits vermisst. Eine emanzipierte Frau von heute müsse immerhin jede Chance nutzen, die sich ihr bietet – und sich ab und an in Erinnerung ziehen. Blake schweigt, schickt sie aber nicht heraus und als sie seine Blutergüsse und seine Schrammen entdeckt, kommt Poppy näher und macht Anstalten, ihn zu berühren – und Blake lässt gewähren, dass sie ihn mit sanften Händen betastet. Ihn fragt, ob er okay ist. Dass sie sich Sorgen gemacht hätte. Und dann leicht witzelt, dass sie ohnehin auf den wilden Typ steht. Es wäre ja immerhin nicht so, als könne sie ihren Eltern überhaupt noch irgendwen vorstellen, nachdem sie den Weg eingeschlagen hat, den sie nunmal eingeschlagen hat. Ihre Blicke begegnen sich und so, wie Poppy ihn gesucht hat, lässt Blake ihn nicht mehr entweichen. Es knistert. Atmosphäre baut sich auf.
Als der Kuss kommt, ist es Blake, der die Initiative zuerst ergreift. In der fließenden Bewegung, in der er Poppy zu sich heranzieht, verliert er sein Handtuch, aber das macht nichts, denn in welche Richtung da hier geht, ist von Anfang an klar; das, worauf Poppy doch schon von Anfang an abzielte.
Der Sex ist leidenschaftlich und Poppy nicht zimperlich. Sie ist willig und biegsam – und keinesfalls leise. Doch Blake nimmt sie nur härter. An der Tür und an der Wand und als sie ihn auf seinem Bett wild reitet explodiert er in einen Orgasmus, der sich mit der Schwärze seiner Seele vermengt und die Erschöpfung, die ihn danach ermattet und seine Gedanken und alles andere der Nichtigkeit verdammt, ist eine Abwechslung, die ihm willkommen ist. Poppy wirft er danach aus dem Raum.

#39 – Promotion beginnt & Abschied aus England
Mit dem Sommer vor der Tür heißt es bald Abschied von England zu nehmen. Die Band ist sich uneins darüber, ob es klug ist, der UK jetzt schon den Rücken zuzuwenden, denn gerne hätten sie im Anschluss zuerst eine UK-Tour gemacht, aber mit dem Medienrummel um ihre Personen gab es auch vereinzelte Auftrittsverbote, die man gegen sie verhängt hat – zumal die USA immer Endgame und immer das eigentliche Ziel war. Sie gelten als heiße Importshit; das nächste große Rockding, wie auch immer es sich definiert und während sie hier, in ihrer Homebase, ordentlich Wirbel gemacht haben, können die Staaten ihnen die Welt öffnen.
Insgeheim wissen das alle.
Als Blake vom Regents Park aus den weit entfernten Buckingham Palace betrachtet, schiebt er sich seine Sonnenbrille auf die Nase, verabschiedet er sich nicht nur von der Stadt, sondern auch von seinem alten Leben. Auf dem Rückweg ins Wohnheim lässt er sich ein Portrait der Queen mit zensierten Augen auf seinen inneren Bizeps tätowieren und obwohl Blake bis dahin schon tätowiert ist, wird das sein legendärstes Tattoo, dem sich noch viele hinzugesellen werden.

#05 - Alexis
Dort, wo London roh, dreckig und rüpelhaft war, herrschte in Los Angeles der Glamour einer Großindustrie vor, die seit den zwanziger Jahren in einer beachtlichen Maschinerie Großstars ausspuckt und produziert, ausspuckt und produziert.
Alexis weiß noch, wie fehl am Platze sie sich fühlte; wie billig, mit ihren zerzausten Haaren, die länger waren, als es die Mode diktierte und wie sehr sie überhaupt herausstachen, gepierct, tätowiert, und so anders, so grundlegend anders.
Alexis erinnert sich daran, wie sich die Sonne auf der Haut anfühlte; wie es sich anfühlte, zum ersten Mal die St. Anna Winde in ihren Haaren zu verspüren und weiß noch, dass sie zu Blake sagte, dass es ein Traum war. Doch nur einer sein könnte.
Dass es sich jetzt immer noch so anfühlte, wenn sie an das mehrstöckige Appartment zurückdachte, in das man sie unterbrachte, wenn sie an das Meeting des ersten Tages zurückdachte, und man ihnen das komplette Produktionsteam vorstellte und berichtete, wie sehr man sie liebte. Dass die Vorbestellungen aus allen Nähten geplatzt wären. Dass sie beim Release-Day auf Platz 1 hochschießen würden. So viele Anfragen. Für Auftritte; für Interviews.
Alexis hätte es gesehen, als er sich abwandte; hinausging auf die Dachterrasse, um zu rauchen. Dass er überfordert war. Und dass sein Blick nicht in die Hills des Laurel Canyon, die fernen und so lockenden Hills Hollywoods gerichtet waren, sondern nach Osten. Weit zurück. In die Heimat.
Und Alexis fragt sich manches Mal, ob da vielleicht Sam irgendwo stand, an der kargen Küste Blackpools, und ob sie den Horizont ebenso absuchte, wie Blake und ob es das war, was ihre Liebe heimlich definierte. Diese Sehnsucht; diese nicht abebben wollende Tragik darin.


#40 – Erstkontakt mit Drogen
Total getjetlagged werden sie gleich auf eine Party in den Hills geschleppt; Blake schafft es gerade noch unter die Dusche und verschiedene Stylisten zerren an Alexis herum, dann werden sie auch schon weggekarrt, raus aus der Stadt und hinein in die Tiefen des Laurel Canyon, Althippieplatz, Niederlassung gediegener Millionäre abseits von den gierigen Augen der Paparazzi. Die Party wird von einem berühmten Schauspieler geschmissen und ist bereits im vollsten Gange, als sie dort ankommen. Ihre Ankunft fügt sich gut ins Getümmel, geht aber nicht unter – eine blonde Schönheit umarmt sie alle herzlichst und begrüßt sie mit einem „Willkommen in den Hills“ und einem Augenbrauenwackeln. Rock und moderne Popmusik pulsiert an ihre Ohren und es treibt sie zuerst an die Bar. Lee, Declan und auch Jackson finden schnell in das Geschehen, auch Logan ist relativ bald in ein Gespräch involviert, was nur Alexis und ihn zurücklässt, wie es eben immer so passiert, wenn sie sich in ein neues Umfeld pflegen und sie unterhalten sich auf dem Balkon, dass die dunklen Hills in ihren Nachtschatten überblickt und sie lassen das letzte Jahr abspulen, dass nun, wo sie es in Worte fassen, einfach so weit entfernt klingt. Sie haben es geschafft, dass sagen sie sich beide immer und immer wieder, aber Blake erwischt sich dabei, dass es sich nicht so anfühlt. Er hat lange nicht an Zuhause gedacht, sich an Sam zu denken verboten, also tut er es nicht, aber die Sehnsucht ist da, für den Moment. Nachdem Alexis sich von einem Tänzer strahlend abführen lässt, gesellt sich die Blondine zu ihm und fragt ihn, ob er einen anstrengenden Tag gehabt hätte, oder warum er hier stünde, so ganz allein?
Blake lächelte und erwidert, dass sie ja keine Ahnung habe und als sie sich nach einer verrückten Woche erkundigt, schwingt da Sass mit, ein Necken und Blake hat nichts mehr zu verlieren; der Alkohol wirkt und die Nacht ist jung und Müdigkeit wird überbewertet und er antwortet „eher ein verrücktes Jahr“ und als sie sagt, dass sie da genau das Richtige hätte, lässt er sich von ihr in die Nacht entführen.
Er nimmt die Tablette ebenso an, wie er den Joint annimmt und als sie in einem abgedunkelten Raum vor ihm auf die Knie geht und seine Hose öffnet, vergräbt er seine Hände in ihrem Haar und lässt sich gehen.

#41– Tourbeginn
Das Label hat eine anstrengende Tour zusammengestellt. Sie touren durch die ganze USA, und geben insgesamt über 40 Konzerte, haben aber auch gleichzeitig Pressetermine, Interviews, Festivaleinlagen und tatsächlich vereinzelte Radioshows und Fernsehauftritte. Ihr Manager fährt im Tourbus mit und Logan tut sich mit ihm zusammen, um es mit ihm zusammen zum besten Zeitmanagement zu koordinieren und es ist stressig und hetzig und zu heiß in dem Tourbus.
Die Straßen fühlen sich fremd an, die Weite ist etwas, das Blake nicht gewohnt ist. Wenn alle anderen Kartenspielen, essen oder zusammensitzen, raucht Blake meistens und zupft an seinen Gitarrensaiten und komponiert neue Lieder, die sie brauchen und die neuen Kreationen sind düsterer, als zuvor.
Durch einen mitfahrenden Rookie wird Blake mit Gras versorgt, womit Blake seine entwickelten Schlafprobleme überdeckt, die er im Laufe des letzten Jahres entwickelt hat. Er ist mittlerweile dauerhigh und seine Gedanken sind ein Nebel, wie es auch sein Leben langsam wird. Die Weite vor seinem Fenster schürt die Leere in seiner Brust, aber Blake hat aufgehört, sich darum zu kümmern, weil es das schlicht weg nicht tut. Er ergießt seine komplette Existenz in die Band.

#42 – Party hard
Ihre Herkunft ist Programm. Sie machen sich keine Mühe, die Sache langsam anzugehen, denn sie haben einen Ruf zu verlieren; einen Ruf, dem sie gerecht werden müssen und wollen und so schwer fällt ihnen das gar nicht, denn so anstrengend das touren ist, so beflügeln die Auftritte auch.
Sie sind nicht länger die Band in einem kleinen Punkschuppen, auf einem Jahrmarkt oder einem Frühlingsfest – sie sind East of Eden, Konzerthallen und andere Etablissements sind ausverkauft und wenn Alexis atemlos an Bühnenrand zum Stehen kommt, singen hunderte von Menschen mit; wenn Blake sich zu ihr gesellt, in der intimen Kombination aus Duett und Gitarrenspiel und Getanze, wenden sich ihm Gliedmaßen zu und die Mengen schreien seinen Namen. Blake lässt sich berühren, Blake betreibt Crowdsurfing und Blake gibt sich nah und greifbar. So, wie man Logan wegen seiner mysteriösen Aura liebt und verehrt, liebt man Blake für seine Nähe und sie können nicht genug bekommen, besonders die Frauen nicht.
Nach einem wilden Konzert in Texas lässt sich Blake von drei Frauen gleichzeitig abführen und selbst Alexis liegt in den Armen eines männliche Fans, den sie auf ihr Zimmer zieht. Doch als es Logans Gesichtsausdruck bemerkt, schüttelt er die Frauen ab und gesellt sich zu seinem Freund. Schon bald ertönt Alexis‘ Stöhnen die Hotelsuite und vermengt sich mit den Geräuschen, aber es ist überpräsent. Logan ist fahrig. Blake fragt, ob er darüber reden will. Logan kontert gereizt, ob er denn über Sam reden wollen würde. Blake kontert, dass das kein Vergleich wäre. Aber Logans „Ist es also nicht?“ gibt Blake das erste Mal einen Einblick in Logan/Alexis, den er so noch nie erwogen hat.
Blake wird zurückgeworfen. Er denkt an Sam. Das erste Mal so richtig und bewusst. Und stellt fest, dass er sich nicht mehr an sie erinnern kann, nicht mehr richtig, dass ihr Gesicht langsam vor seinen Augen verschwimmt und alles, was an Erinnerungen noch intakt ist, ihr Geruch ist. Wie sich ihr Lächeln gegen seine Lippen anfühlt. Blake flucht. Die Versuchung, den Mädels aufs Zimmer zu folgen groß. Aber er kann nicht. Nicht mit Sam im Kopf. Dafür verflucht er Logan wie Sam. Er will nicht schlafen, weil er weiß, dass sie ihn dann heimsucht. Also nimmt er was, so wie er es schon seit geraumer Zeit tut.

#06 – Alexis
Sie hätte mit Logan darüber geredet. Damals, beim Release. Und dass er sie gefragt hätte, ob das hier, dieses Monster, dass sie alle, aber vor allem er, kreiert hatte, immer noch das wäre, dass sie wollte. Und das es bezeichnend für ihre Zeit gewesen wäre, bei East of Eden. Denn man hatte ihr, egal wie anstrengend es wurde, immer eine Wahl gelassen – es war ihre Wahl; Logan machte das immer klar.
Blake war die Seele, aber Logan der Antrieb und Alexis die Erlaubnis daran und egal, wie fest Declan und Lee integriert waren, sie hatten nie dieses Mitspracherecht; konnten gegen die Mühlen Logans niemals ankämpfen, nicht mit Alexis Stellenwert konkurrieren oder gegen Blakes Kreativität aufwarten.
Damals hatte sie ihn auch gefragt, ob er dachte, dass Blake es packt. Dass Blake sich nicht nur verändert hatte, sondern verändert war; wie er dastand, mit der Champagnerflasche, augenscheinlich mit Declan am Rande feiernd, während der Blick leer blieb und Lächeln nie richtig zu seinen Augen fand. Sie hatte damals schon dieses Gefühl, dieses ungute Gefühl, dass ihr intuitiv auf das Gewissen schlug, und sie dazu trieb, Blake besonders zu beobachten.
Aber Logan schnitt ihr das Wort ab. Denn sie sollte sich keine Sorgen machen. Und was Alexis darin sieht, ist seine eigene Sorge und weiß dadurch aber auch, dass Logan auf ihn Acht gibt. So gut er es kann.
Sie hätte gedacht, dass das reicht. Und das hätte es vielleicht. Nicht wahr?
Aber dann kam der Unfall. Und dann war auch Logan nicht mehr der Alte. Keiner von ihnen.
Die, die übrigblieben, zumindest.


#43 – Musicawards
Sie gewinnen in der Kategorie beste Newcomer und landen auf der Bank der Nominierten mit anderen, großen Hausnummern zusammen. Blake und Alexis tauchen als Item auf und Logan erscheint Seite an Seite mit einem Szenemodel und verursacht damit großes Aufsehen, inklusive Alexis‘ die damit zu kämpfen hat, was aber scheinbar nur von Blake bemerkt wird. Backstage geht es hektisch zu, aber das ist etwas, woran sie sich gewöhnt haben. Womit Blake allerdings nicht rechnet, ist in Poppy reinzurennen. Er ist überrascht sie zu sehen und ungewohnt froh, fast schon erleichtert über dieses bekannte Gesicht. Er fragt sie, was sie hier her treiben würde, worauf sie nur süffisant grinsend „Arbeit“ antwortet und dann berichtet, dass sie nicht die einzigen sind, deren Karrieren abgehoben haben. Sie hätte hier und da kleinere Filmrollen ergattern können. Doch sie wissen beide, dass sie nie den Absprung schaffen wird und dass sie hierhergekommen ist, um tief in der aufstrebenden Pornoindustrie zu versumpfen. Ob sie sich nichts anderes vorstellen könnte. Blake weiß dass es ein jäher, schlechter Versuch ist. Sie lächelt. Ob er sie denn plötzlich heiraten wöllte oder ob er andere Lösungsvorschläge hätte? Es ist nicht optimal aber okay. Wirklich okay. Sie mag Sex – wie er wisse. Sie kommen sich näher und die Leidenschaft überkommt sie. Blake weiß nicht, was es ist, dass er für sie empfindet, aber es tut gut, sie zu sehen. Und er will sie. Und es ist ihm scheißegal, wo er ist. Er will Poppy. Ein stückweit braucht er sie auch. Sie wäre als Begleitung da, weist sie ihn hin. Als erworbene Begleitung. Sie könne nicht. Blake doesn’t give a fuck. Und Poppy? Will ihn doch schon seit London und irgendwas ist da zwischen ihnen.
Sie kriegen nicht mit, dass sich ein Reporter Backstage geschlichen hat und sie kriegen nicht mit, dass er in den Maskenraum reinsieht, während Blake auf dem Schminktisch nimmt.
Am nächsten Tag ist die Klatschpresse voll von den Bildern und die Berichterstattung dreht sich darum. Das Management is not amused, aber es ist Marketing, es gibt Blake einen entsprechenden Ruf und es etabliert ein Bild. Und Poppy? Poppy zieht es mit ins Rampenlicht. Nicht auf gute Art.

#44– Medienrummel & Fortfahren der Tour
Man geht mit Poppy nicht ganz so gnädig ins Gericht, wie mit Blake, aber es rückt sie durchaus in ein Bild, dass ihrer Karriere förderlich ist. Der Andrang auf East of Eden ist groß, Groupies scharren sich genauso um sie, wie Fans das tun und als die Tour weitergeht, nehmen sie einfach einen Schwung ihres Fanclubs im Tourbus mit und Poppy, die wegen Blake ihren letzten Gig verloren hat und rebellisch ist und aus dem Muster ausbrechen will, nehmen sie auch mit – ganz gleich, dass Logan warnt, dass ihr Management sie am Ende durchaus verklagen könnte, aber mehr sagt auch er nicht, denn Angelina, seine Modelfreundin, schleppt er mit einem verhaltenen Grinsen mit. Denn sie sind durchaus dazu da, das hier zu genießen.
Wilde Nächte brechen aus, und es ist Declan, der sich zu einer kleinen Orgie im Essbereich hinreißen lässt. Alexis rollt mit den Augen und findet es nicht widerlich, lacht aber, denn sie verkriecht sich und ist glücklich, in diesem Chaos und Blake lässt wenig von Poppy ab, die härteres Zeug in den Tourbus geschmuggelt hat – Kokain.
Sie spielen in einer ausverkauften Hütte und sind wilder, denn je und als sie in der gleichen Nacht wieder aufbrechen, weil der zu krasse Zeitplan ihnen das diktiert, besteht Logan darauf, den Busfahrer zu wechseln, doch da der Zweitfahrer betrunken und ausgeknockt im kleinen Badezimmer liegt, ist das keine Option. Logan will nicht fahren. Jackson redet ihm zu. Was soll schon passieren, er soll sich entspannen, es wäre eine verfickte, gerade Strecke.

#45 – Der Unfall
Der Reifen platzt, als so ziemlich alle schlafen. Nur Blake ist wach und erlebt das volle Ausmaß der Katastrophe. Sie überschlagen sich mehrmals und landen im Graben und Blake, der schwer verletzt kaum begreift, was vor sich geht, wird vor die Wahl gestellt, ob er Poppy helfen mag, die bewusstlos neben ihm liegt oder Logan, der aus einem zersplitterten Fenster hängt und in Gefahr gerät, vom rutschenden Bus erdrückt zu werden.
Er entscheidet sich für Logan. Und er will Poppy helfen, aber er kann nicht. Die Kraft fehlt. Ihm sticht die Lunge und er hustet Blut. Blake verliert das Bewusstsein. Alles, was hiervon als Erinnerung bleibt ist die Totenstille. Niemand schreit, niemand wimmert, niemand röchelt. Und sein Unterbewusstsein begreift lange, bevor er es tut – da gibt es nicht mehr viel Leben.

#07 – Alexis
Hey, Blake. Sie hätte immer gedacht, dass sie ihn mehr brauchte, als er sie, doch die Jahre, die grausame Zeit der Welt, hat ihr aufgezeigt, dass dem nicht so war; dass das der größte Trugschluss war, dem sie sich in ihrer Karriere hingegeben hat. Und wie gerne sie seine Rettung gewesen wäre, auch damals.
Gerne würde sie ihm sagen, dass es daran lag, dass er zuerst aufwachte; dass er am unbeschadetsten überstand und dass sie ihn deswegen auswählten. Aber das wäre eine Lüge und obwohl sie weiß, dass er sich das immer insgeheim erhoffte, dass es genau daran lag, weil es sein schlechtes Gewissen getilgt und auch das Gefühl der Verantwortung geschmälert hätte, war es doch nicht so – und insgeheim wusste er das.
War sich in den tiefen Schwärzen seiner Seele seines eigenen Talents immer so urgewahr klar gewesen, um zu wissen, dass man hier nicht nur versuchte, eine Band zu retten, sondern an einem Star festzuhalten, nachdem sie ihn endlich entdeckt und freigelegt hatten. Und er wusste auch, dass er diese Auslebung, diesen konstanten Output brauchte und Alexis weiß, dass er deswegen ging. Dass er für sich ging und Sam deshalb zurückließ.
Aber der Unfall, dieser verdammte Unfall… er änderte alles. Er verschob die Welten von Prioritäten und Bedürfnissen und zentrierte sie um das, was wirklich zählte.
Und da war nur Sam geblieben. Aber das sah Blake nicht mehr. Er sah es schon so lange nicht mehr. Und sie alle waren damit beschäftigt, den Rest ihres Lebens zusammenzuklauben und ließen ihn in einer Situation hängen, in der er sich komplett für sie verbrannte
.

#46 – Das Krankenhaus
Blake erlangt sein Bewusstsein Tage später, eine Schwester eilt ihm zur Hilfe, denn er ist voller Schläuchen und voller Kabel und er ist verwirrt. Er weiß nicht wo er ist, er weiß nicht, was los ist. Ein Ärzteteam ist das nächste, was er sieht und sie fragen ihn nach seinen konkreten Daten ab, die er alle bestätigt. Er will wissen, was los ist, aber man sagt es ihm nicht gleich und das macht ihn fuchsig. Er will sich aufrichten, aber Blake ist zu schwach und sackt zurück. Er fragt nach Logan, nach Alexis, nach allen anderen aber er sieht nur, wie sie kritische Blicke austauschen, aber keine Antwort liefern.
Er hätte viel Blut verloren, sich Rippen angebrochen und innere Blutungen erlitten, die sie operativ stillen mussten. Er hätte Glück gehabt. Ein junger Arzt bleibt zurück du klärt ihn über den Unfall auf, was passiert ist und was die Medien berichten. Blake unterbricht ihn. Was mit Alexis wäre. Was mit ihr wäre. Und man sagt ihm, dass Alexis ein Zimmer weiter liegt. Verletzt, aber bei Bewusstsein. Aber Blakes Mund ist trocken und rau von dem Tubus. Er flüstert – was wäre mit Logan.
Der Mann zieht seine Mundwinkel hoch; es ist ein mitleidiges Lächeln. Mr Hadwin wäre ins Koma gefallen und mehr können sie nicht sagen. Sie hätten seinen kompletten linken Arm rekonstruieren müssen; der Splitterbruch war fatal. Falls er wieder aufwacht, würde er nie wieder so rehabilitiert, wie vorher.
Blake kämpft mit sich. Schwört Logan gedanklich dass er seinen Arsch persönlich aus den Höllenpforten reißt, wenn der Scheißkerl ihn alleine lässt. So alleine lässt. Blake begreift es nicht gleich, doch dann, als die Gedanken sich langsam klären, realisiert er.
Die anderen sind tot? Aber es ist keine Frage. Die Antwort des Arztes ist trotzdem klar. Sie wären die einzigen Überlebenden. Als Blake die Augen schließt, hört er das Rauschen des Meeres.

#47– The Show must go on
Blake nimmt alles in diese Dunstglocke war, die einen anzweifeln lässt, ob das, was gerade geschieht, die Realität ist. Er ist sich nicht sicher, ob tatsächlich das Produzententeam in seinem Zimmer ist und ihm all die Worte entgegenbringt, denen er sich bisher nie ohne Logan gestellt hat. Ihre Blicke sind Ernst, ihre Körperhaltung ebenso defensiv wie fordernd. Er fühlt sich beobachtet. Wie ein Tier im Käfig.
Als er die Augen schließt und öffnet, sind sie immernoch da.
Was sie wollen.
Sie sind irritiert, denn das hätten sie doch längst gesagt. Das Label bräuchte antworten. Es müsste weitergehen.
Er fragt sie, ob sie sich überhaupt die Mühe gemacht haben, nach Logan zu sehen. Ob sie wissen, wie es um Logan stünde.
Sie antworten nicht.
Blake ist wütend.
Dass es diese Band nicht ohne ihn gäbe. Dass er so viel Respekt verdient hat. Das sie ohne ihn einen Scheiß an ihnen hätten ausschlachten können. Dass sie alle charakterlose Wichser sind, die er nicht mehr sehen will.
Aber sie gehen nicht. Sie wollen, dass es weiter geht. Alexis Halsverletzung hätte eine Stimmbandeinschränkung ergeben. Sie hätten nur noch ihn, es gäbe Vertraglichkeiten, die angepasst werden müssten. Es muss mit ihm weitergehen. Sie brauchen ihn.
Blake schickt sie raus, aber sie gehen nicht. Er müsse verstehen. Willigt er nicht ein, verklagen sie ihn. Auf viel Geld. Geld, dass er nicht habe.
Blake reißt ihnen wütend das Zeug aus der Hand und unterschreibt und wirft die Papiere in den Gang und ihre Kackfressen mit dazu. Die Konsequenzen sind egal. Er will seine Ruhe. Einfach nur seine Scheißruhe.
Er schlägt gegen die Wand; frustriert und wütend und am Boden zerstört. Ihm wird schwindelig. Er schließt die Augen und hört das Rauschen des Meeres.
Und sieht Sam.
Und mit einem Mal will auch Blake nicht mehr leben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die finale Szenenplanung 2/5
BeitragVerfasst: Di 4. Jul 2017, 14:54 
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über die Angst, in Liebe zu zergehen


#01 – Chiara
Sam müsse wissen, dass sie es damals schon sah; dieses Andersein, diese große Diskrepanz, das Loch zu den Erzählungen Levis und zu der Erscheinung, die sie dann, in diesem verhängnisvollen Sommer endlich kennenlernte. Levi erzählte nie mehr, als es angemessen war, und sie traute sich nie, näher nachzufragen, weil es ihr anfangs nicht um Sam ging.
Sondern immer nur um Levi; Levi, der Mann, der sie zum ersten Mal richtig ansah und… sah.
Sie kommt sich jetzt kleinlich vor, weiß sie; aber Mädchen wie sie, Mädchen, die ihren Platz in der Welt suchten und begannen, lange, diesen an der Seite von Männern zu suchen, lebten dafür und Levi schien ihr eine Rettung aus dem kleinstädtischen Alptraum zu sein, dem sie entflohen war. Der Mann, mit den warmen, braunen Augen; diesem losgelösten Lachen.
Manches Mal schämt sie sich noch dafür; auch jetzt noch und nur daran zu denken, grämt sie, auch wenn sie sich selbst versprochen und geschworen hat, diesen Part ihrer Vergangenheit zu ownen, aber so leicht ist es nicht.
Im Nachhinein zählt nur, das impft sie sich immer ein, dass er Sam in ihr Leben brachte und auch, wenn es oft seltsam war, in diese eingeschweißte Truppe hinzuzustoßen, fühlte sie sich nie wie ein Außenseiter. Und das lag nicht an Levi, sondern an Sam. Immer an Sam.
Sie möchte nicht anklagen, denn das wäre nicht fair. Aber Sam müsse wissen, dass sie auf ewig andere Frauen, Freundschaften zu diesen für sie versaut hat. Denn niemand wäre genug. Niemand konnte je genug sein; niemand konnte je komplett ausreichen.
Chiara erinnert sich noch gut an den Moment, an den sie Sam zum ersten Mal sah; kennenlernte. Diese dünne, fast schon dürre Gestalt, mit dem langen Haar, der Zigarette in der Hand und einer Härte in dem schönen Gesicht, die sie wundern ließ, lange, was es war, dass ihr im Leben zugestoßen war. Und nun, da sie es weiß, wünscht sich Chiara heute noch, sie früher kennengelernt zu haben. Nicht in London. Sondern bereits in Blackpool. Und dann hätte sie sie fortgezogen, von diesem Leben, von diesen Männern, und hätte ihr diesen Schmerz aus der Brust gebrannt und mit der Liebe ersetzt, die sie verdient hatte.
Denn das war es, das in Sams Leben fehlte, findet Chiara. Liebe. Dass sie deswegen die einsamste Frau der Welt war. Und sie ihr vielleicht deswegen zum Verhängnis geworden ist



#48 – Kings Cross Bahnhof
Sam fällt Levi um den Hals und dabei fühlt es sich so an, als fällt ein ganzes Gebirge von ihrem Herzen. Es ist eine Weile her, seitdem sie sich gesehen haben und obwohl Levi ihre einzige Konstante ist und sie insgeheim weiß, dass er das bleiben wird, wird sie die Angst, verlassen zu werden, wohl nie ganz loslassen.
Er war zu früh, lacht er, weil er nervös ist – und sie lacht mit, weil ihre Nervosität sich angesichts dessen lichtet. Sam hat nicht viel Gepäck, ihr Equipment hat sie an Levis Adresse bereits vorgeschickt; nur eine kleine Reisetasche mit Kleidung und das war es. Es fühlt sich seltsam an, als sie mit Levi den Bahnhof verlässt und hinter sich nicht die leichte Brise des Meeres spürt. Begreift aber, dass diese Phase ihres Lebens vorbei ist, endlich vorbei – und mit einem Lächeln lässt sie sich durch die Stadt manövrieren in der sie noch nie war und genießt ihr neues Zuhause.

#49 – Überraschungsparty
Sam hassliebt Überraschungen. Eigentlich, tief in ihrem Herzen, wo auch diese kitschige Seite steckt, die sie nur selten zugibt, mag sie sie zwar, aber sie kann mit ihnen nicht umgehen. Deswegen sind ihr Überraschungsmomente peinlich. Deswegen hasst sie sie. Aber Levi weiß, was es bedeutet, Sam hier in London zu haben und deswegen interessiert ihn ihre Hassliebe nicht.
Als sie die Wohnung betreten, wird sie mit Knallfröschen und Konfetti in Empfang genommen – TK schmettert ihr ein Gitarrensolo. Lauter Fremde Leute nehmen sie in Empfang. Schön, dass sie da wäre. Dann wäre Levi ja jetzt komplett, feixen sie. Sam reagiert scheu, lächelt aber. Als man ihr ein Bier reicht, nimmt sie es an. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, taut sie langsam auf. Die Schwarzhaarige, die ihr so schüchtern zulächelt, nimmt sie wahr.

#49 – Annäherung
Mittlerweile hat sich ihre Party rumgesprochen. Sam hat ihr Zimmer gezeigt bekommen; dass es mehr schlecht als recht möbliert ist, ist Sam egal, denn dafür ist es doppelt und dreifach mit Teppichen ausgelegt und hat dadurch seinen eigenen Flair bekommen und ist heimischer, als es das Appartment in Lytham seit Blakes Fortgang je war.
Sie ist angetrunken; Levi in vollem Gesprächsrausch mit ein paar Freunden. Sam klaut sich eine Zigarette und verzieht sich auf die große Dachterrasse, die leer ist. Sie beobachtet ihn, während die Musik von hinten an sie heranschallt und lässt sich von den letzten Sonnenstrahlen das Gesicht wärmen. Es ist Sommer. Und Sam hat aufgehört die Jahre zu zählen.
Ehe sie weiter und tiefer abdriften kann, in Gefilde, aus denen sie sich mittlerweile nicht mehr so leicht wieder rausziehen kann, bemerkt sie, wie jemand auf die Dachterrasse tritt. Es ist Chiara.
Sie kommen ins Gespräch, ein wenig verhalten anfangs, doch ein Funken springt über, dem kann Sam sich nicht entziehen.
Vielleicht liegt es an der Party und an der Stimmung; vielleicht aber auch an diesem Neuanfang, den sie hier zu begehen versucht. Aber sie mag Chiara. Und als rauskommt, dass sie auch in einer Absteige wohnt und was anderes möchte, fragt sie, ob sie Lust hat, mit ihr zusammen etwas zu suchen.
Und Chiara, überrascht, wie überwältigt, stimmt zu. Sam, die Levis Worte über Chiara im Hinterkopf hat, beschließt, in ihr die Freundin zu finden, die ihr bisher fehlte.


#02 – Chiara
Ihr Weg ist ein egoistischer. Und sie schaffte es nicht, nie, sich ihnen, dieser Gruppe gegenüber zu öffnen, weil sie das Gefühl hatte, dass sie alle so ballastbeladen wären, dass sie sich das nicht anmaßen dürfte oder könnte. Die Angst vor Zurückweisung war immer größer wie die Verzweiflung in schlaflosen Nächten; wie die Tränen und die Bilder, die sie Nacht um Nacht um Alpträume brachten.
Nach London zu gehen, einfach so, um eine Chance zu ergreifen, oder sich zu generieren, war immerhin nie in ihrer Absicht gestanden. Sie war nicht inbrünstig nach London gezogen, wie Levi, um in einer Bewegung zu versinken; sie war nicht gekommen wie Sam, um sich etwas zu holen, das so lange schon ihr gehören sollte.
Sie war geflüchtet. Geflüchtet, vor dem Jungen, der ein Nein nicht akzeptierte; geflüchtet vor dem Grab, in dem ein zu kleiner Körper lag und geflohen vor der Narbe, die sie niemandem zeigte.
Kopflos. Gedankenlos. In der Hoffnung in der Masse zu vergehen und sich selbst zu finden. Zum ersten Mal. Aber alles, was geschah, war, dass sie auseinanderbrach.
Sam war anders, als sie es war; anders, als die Frauen und Mädchen, die sie kannte und auch Jahre später kennenlernte. Da steckte Wildheit in ihr, etwas Ungebändigtes, dass massiv für das brannte, was sie tat, was sie wollte. Sich dafür der Liebe seines Lebens zu versagen, fand sie mutig und so aussagekräftig. Wie hätte Chiara also ablehnen können, als Sam die Hand ausstreckte und sie in ihre Welt zog?
Ob sie wisse, dass sie diese Hand heute noch nehmen würde? Allem bevorzugen würde? Wenn sie es nur je wieder könnte?
Man. Vermissen war kein Ausdruck für das, was in ihr toste.


#50 – Jobvermittlung
Sie haben den Tag hauptsächlich damit verbracht sich auszunüchtern und die Bude wieder aufzuräumen; danach zeigt Levi ihr ein bisschen das Viertel, Sam wärmt sich langsam für London auf. Es ist Sommer und die Atmosphäre in der Stadt eine andere – nochmal eine andere, als sie es sich ausgemalt hat, zurück in Blackpool und Lytham.
Am Abend erreicht sie mit Levi und TK im Schlepptau das Hammer, der Bandschuppen, in dem Levi arbeitet und in dem TK gerne abhängt. Es hat schwarze Wände, eine rockige Atmosphäre, scheint aber trotzdem nicht verbraucht; hat eine eigene Energie, die ansteckend ist. Bunte Haare, Piercings und Tätowierungen gehören hier offensichtlich zur Kleiderordnung und obwohl Sam sich fühlt, wie eine graue Maus, kommt sie nicht umhin, sich dennoch wohl und aufgehoben zu fühlen. Freundlichkeit pur. Levi stellt sie Chasey vor, eine junge Bedienung und sie kommen ins Gespräch – Sam kann am nächsten Tag anfangen, wenn sie Bock und Erfahrung hat. Sam ist happy und erleichtert, schlecht bezahlt würde nicht, das Trinkgeld wäre, je nach dem, ordentlich.

#51 – Gespräch mit Sam (Samfokus)
Chiara kommt etwas zerfleddert im Hammer an und hat noch ihre Arbeitsklamotten – eine Dineruniform – an. Dafür wird sie von einem Gast angegraben und sie lacht mit ihm. Sie ist oft hier und man erkennt sie oft allein ihrer Arbeitsuniform wegen und man mag Chiara und Chiara mag sie, diesen Trupp an bunten, aufgeschlossenen Leuten, die ihr am Ende des Tages immer das Gefühl geben, zu einer Familie heimzukehren – nicht zu irgendwelchen Leuten.
TK freut sich außerordentlich über ihre Anwesenheit, aber sie möchte zu Sam. Was TK überrascht. Ein wenig atemlos fragt sie sie, ob sie es ernst gemeint hat, gestern Nacht. Sam schwört darauf. Chiara verspricht, dass sie die coolste Wohnung gefunden hat – Sam freut sich mega. Einziger Nachteil? Sie müssten los. Jetzt. Wäre eine ganz knappe Kiste; morgen früh gäbe e schon erste Besichtigungen und sie kennt den Vermieter und er kann für sie was tun.

#52 – Wohnungsbesichtigung
Es ist eine kleine Dreizimmerwohnung. Der Wasserhahn tropft, sie haben Ausblick auf einen dreckigen Hinterhof. Aber das Viertel stimmt. Der Vermieter scheint überarbeitet und verwegen, tut Chiara aber den Gefallen, weil Chiara ihn oft mit vielen Runden heimlichen Extrakaffee durch anstrengende Nachmittage laviert hat. Außerdem findet er sie wohl attraktiv. Doch alles, wofür Chiara Augen hat, wofür Sam Augen hat, sind die Wohnung und sie kann es sich vorstellen. So sehr. Sie ist begeistert. Sie will es haben. Chiara auch. Sie unterzeichnen in derselben Nacht noch den Mietvertrag. Als der Vermieter verschwindet, trinken sie auf dem Küchenboden auf die neue Wohnung das Dosenbier, das Chiara aus dem Hammer mitgeschmuggelt hat.
Es fühlt sich ein stückweit ungewohnt an, ohne die üblichen Verdächtigen, aber gerade deshalb auch richtig.


#03 – Chiara

Chiara glaubt, dass Sam es mehr wollte, als Levi selbst; dass, was sich an Chemie zwischen Chiara und ihm aufgebaut hatte, ganz unweigerlich, ganz ungezwungen. Das in Sams Wollen ihre Liebe steckte, die sie für Levi empfand. Chiara weiß, dass das, was Sam mit Levi hatte auf ewig Unantastbar sein würde und genau das auch damals schon wusste. Niemand wünschte sich Levi mehr Glück, wie Sam, das weiß Chiara.
Levi war Kollateralschaden. Seit Anfang an. Logan sagt zwar, dass es nichts brachte, es zu wissen, weil Sam trotzdem nicht anders konnte, als so weiterzumachen, wie sie das getan hat, aber dass das hart ist, vielleicht auch unfair, dass weiß Chiara; das Sam Levi nie wissentlich mitriss, weil sie es wollte. Levi war da. Levi war bereit. Weil Levi das einzige war, das Sam immer hatte. Und weil Sam auch genau das immer für ihn war.
Es ist nicht so, dass Sam an dem Leben festhielt. Es ist nicht so, dass sie sich selbst duckte; das ging gegen alles, wofür Sam stand, ohne je darüber reden oder betrunken zu philosophieren zu müssen. Sie wollte loslassen und ein stückweit hatte sie das wohl, auf ihre ganz eigene Art und Weise.
Und sie versuchte es auch, in diesem Belang, im Belang der Liebe und der Männer. Chiara versteht jetzt, dass es ein Reinwaschen war. Nicht mal ein kläglicher Versuch dessen. Und dass River toll war. Ganz besonders mit ihr.

#53 – River
Sams erste Schicht ist gleich richtig stressig und sie hat Probleme, sich zu orientieren, findet nicht so richtig rein. Aber man ist nachsichtig, macht ihr keinen Stress – sie soll sich entspannen, hier ginge es um nichts. Ums Bedienen, das Nettsein, mehr bräuchte es nicht.
Nach einer Schicht hängt sie erschöpft über dem Thresen. Ihr Augenmerk fällt auf River, ein Barkeeperkollege, wie er sich an das Schlagzeug setzt – und ein Drumsolo nur zum Spaß hinlegt. Sam ist fasziniert und lässt sich von seinem Können vereinnahmen und in Gedanken zurück an ihre Zeit mit Fury treiben. Sie ist froh, dass sie hier ist. Und auf eine kindliche Art nervös und aufgeregt, all das wieder aufleben zu lassen.
Als River fertig ist, prostet sie ihm mit ihrem Wasserglas zu. Er zwinkert. Eine Connection baut sich auf.

#54 – Erstes Bandmeeting verschiebt sich (Sams Fokus)
Chiara und Levi treffen sich im Vicky Park und sind beide überrascht, dass Sam noch nicht da ist. Sie kommen ins Gespräch; immerhin sehen sie sich selten genug außerhalb der Szene. Levi macht Witze über das Tageslicht, sagt aber, dass ihm manches Mal die Nähe zum Meer zu sehr fehle. Es gab mal eine Zeit, da hätten sie viel draußen verbracht und auch Gigs am Pier gespielt, alle unter freiem Himmel. Das ihm das in London fehlt, in dieser komprimierten Freiheit, wo das nur überdacht und des Nachts zu gehen scheint.
Chiara erinnert sich an ihre eigene Heimat, an Italien, an das Meer, daran, woran sie sich schon länger zu denken verboten hat und dann zieht sie sich einfach die Schuhe aus und zieht ihn in den Parkteich – was verboten ist.
Was sie nicht wissen: Sam, die noch einen Umweg zu einem Bäcker gemacht hat, sieht sie und versteckt sich hinter einem Busch. Und entscheidet sich dann dazu diesen Moment nicht zu brechen.

#55 – Bandmeeting in der neuen Wohnung
Mit einem leichten Sonnenbrand tauchen Levi und Chiara lachend in der Wohnung auf und entdecken Sam, die über einem Zettelberg sitzt, schreibt, und die Gitarre auf ihrem Schoß ruhen hat.
Levi weiß nicht so recht, wie sich zu positionieren, aber Sam empfängt sie entspannt. Chiara schiebt sich trotzdem davon, um ihnen was zu essen zu machen, falls sie Lust hätten. Aber Sam entgeht die Berührung zwischen ihnen nicht.
Sie erzählt nichts vom Park. Erzählt, aber, dass sie mit Brad telefoniert hat. Er könnte sich nicht losmachen. Levi setzte sich zu ihr und nickt und raucht eine Zigarette. Das Brad viel zu tun hätte. Zumal es auch für Levi so klang, als wäre das mit der Band irgendwie vorbei. Sam nickt.
Schweigen breitet sich aus. Dann aber sieht sie Levi an und sagt, dass sie nicht will, dass das ein Hindernis wird. Dass sie das trotzdem will. Solange er dabei ist. Und Levi grinst, nennt sie eine Idiotin, immerhin wäre das seine Idee gewesen, nur mal so, fügt aber hinzu, dass das hier vielleicht auch etwas anderes sein muss, wenn es funktionieren soll. Und Sam stimmt ihm nachdenklich, aber ohne Zweifel zu.

#04 – Chiara
Die Bandfindungsphase ist so sensibel; sie ist intensiv und Chiara findet es schwer, sich in der Gruppe zu halten, das sie, als unmusikalische und untalentierte Person, das Gefühl hat, nicht reinzupassen; vielleicht doch nicht wichtig genug zu sein. Vielleicht doch nur die Mitbewohnerin zu sein.
Chiara weiß, dass es sie verletzt hat; weiß, dass sie das hinter viel Lächeln und den Platz räumen zu verbergen versucht hat und es doch nicht so richtig konnte. Weil sie zu ihrer Familie wurden, weiß sie.
Trotzdem - gerade, als Chiara final das Gefühl hat, nur eine Randerscheinung zu sein, zerschlägt Sam ihre Zweifel, indem sie sich für sie auf ihrer Arbeitsstelle prügelt. Man tatscht sie an. Man bedrängt sie. Man macht sie klein. Und Chiara fühlt sich wie gelähmt in einem alten Leben gefangen, dass sich genauso alt, wie verbraucht anfühlt, aber aus dem zu fliehen es ihr irgendwie so so so schwer fällt.
Und als Sam auftaucht um sie abzuholen; um in die Nacht zu starten, wie sie das vorhatten, nur sie beide, fackelt Sam nicht lange und tut das, was noch niemand für Chiara tat. Sich für sie einzusetzen.
Chiara hatte eigentlich Angst, sich zu öffnen, wollte das nicht, und gerade als sie diesen Kloß selbst brechen wollte, sagte Sam ihr, dass es okay sei. Dass sie nicht reden müsse. Dass sie nicht so verwundert sein solle. Sie gehöre dazu.
Immer.
Und so nichtig all das klang, im Nachhinein genau das vielleicht auch immer noch tut, so viel Mut gab es ihr. Und mit diesem Mut hat Chiara sich geschworen, die Unsicherheiten fallen zu lassen. Und dafür bedankt sie sich. Weil es alles geändert hat und das dieser Anstoß ohne Sam vielleicht zu spät geschehen wäre.


#56 – Sam versucht River anzuwerben
Sam will River. Dazu hat sie sich entschlossen, als Levi ihr davon erzählt hat, dass es bei ihm nicht zu gut mit seiner Band läuft und er sich ein professionelleres Engagement wünscht und obwohl Sam weiß, dass sie erst noch einen Ruf zu verlieren haben, setzt sie sich mit einer ungeschönten Offenheit auf ihn an, die ihn absolut frontal erwischt – und es macht ihn an, daraus macht er kein Geheimnis. Und obwohl Sam dieses Desinteresse verinnerlicht hat, weil es ihr nicht zu viel bedeutet, weiß sie dennoch, dass sie eine gewisse Wirkung auf Männer hat und diese Wirkung lässt sie spielen.
Sie fragt ihn, was sie machen muss, um ihn zu kriegen. Headfirst. Sie will ihn. Headfirst. Er hätte da ein paar Ideen. Und sie sagt ihm, dass er sich ficken soll, wenn er denkt, dass sie dafür in die Knie geht oder die Beine breit macht. So läuft das nicht. So läuft die Band nicht, So arbeitet sie nicht. Das hier ist ernster Shit.
Er lächelt. Ob sie wisse, dass sie das noch anziehender mache. Sam sagt, dass es sie einen Scheiß interessiert, zu was sie das macht, weil so und nur so die Sachlage wäre. Sie würde mit potenziellen Bandmitgliedern nichts anfangen. Das ist ihre erste und eisernste Regel.
Jetzt grinst River und sagt ihr, dass das für ihn tatsächlich ein Grund wäre, Nein zu sagen. Seine Bedingung ist aber die: ein Abend, nur sie beide, durch die Karaokeclubs Londons. Er vertraut keiner Frau, die nicht nach acht Gin & Tonic immer noch Nancy Sinatra schmettern könne.
Sam willigt schmunzelnd ein.

#57– Sam gewinnt River für die Band
River hält Wort und zieht sie durch das Nachtleben Londons. Für Sam tut sich eine ungewöhnliche Welt auf, aber sie hat keine Schwierigkeiten sich fallen zu lassen und hat Spaß an dieser neuen Welt. Es ist ungewöhnlich, London ohne Levi und ohne Chiara unsicher zu machen, aber Sam, die auch alleine ganz gut klarkommt, genießt es – sie tanzen ausgelassen und sie kommen sich über Alkohol und wilde Tanzeinlagen näher. Sam stellt fest, dass sie sich von River angezogen fühlt, sehr und dieses Gefühl überflutet sie, und sie lässt sich gehen. Sie machen auf der Tanzfläche wild miteinander rum und Sam interessiert es nicht, wer sie alles sieht.
Später, beim Karaoke angekommen, ist River sich sicher, dass er Sam ins Nirvana singen wird, doch da er Sam noch nicht hat singen hören, nicht richtig, hat er schlechte Karten. Als sie sich am Ende mit Nancy Sinatra in sein Herz singt, prophezeit er ihr eine große Karriere, aber Sam will nichts davon wissen. Im abgedunkelten Foyer zieht sie ihn in eine brandneue Fotobox und setzt sich auf seinen Schoß. Er fragt sie, was aus ihrer Regel geworden wäre, keine Bandmitglieder zu daten?
Aber Sam antwortet nur, dass das hier kein Date ist – und ob es ganz drauf ankommt, ob er bereit ist, beizutreten, wie es hier weitergeht.
River ist im Zwiespalt. Dass Sam ihn anmacht deutlich zu spüren. Aber er sagt zu. Und Sam grinst ein „Wusste ich’s doch“ und bevor River reumütig Seufzen kann, küsst sie ihn – und öffnet mit ihren Händen seine Hose.
Sie haben eine schnelle, intensive Nummer in der Fotobox, von der niemand je etwas erfahren wird. Es tut gut; River tut gut und Sam erinnert sich daran, wie lebendig sie Sex einst fühlen ließ.

#58 – Bandprobe
Die Band hat sich gefunden und die Band funktioniert auf ihre Art und Weise gut. Sie klingt anders, rockiger, vielleicht auch ein Stückweit aggressiver, das ist schwer zu beurteilen, doch River ist ein energischerer, schnellerer Drummer als Brad es ist und bis Sam und Levi sich darauf eingestellt haben, dauert eine Weile, aber sie tun es nichts desto trotz. Sie haben einen Lagerraum, in dem sie üben, weil sie sich keinen Proberaum leisten können und das macht das Abschätzen der Akustik manches Mal schwer, doch das Trio spielt sich relativ schnell ein und findet einen guten Rhythmus.
Ein Gitarrist aus Rivers Band taucht auf und macht ihm eine Szene und als Sam ihm sagt, dass er sich verpissen soll und er daraufhin Sam bedroht, wirft Levi sich dazwischen und es artet in einer Schlägerei aus, die River auflöst. Sam fährt ihn danach an, was zur Hölle das gewesen sei. Und River erklärt, dass das daran liegen muss, dass New London Fire ihnen wohl den Spot geklaut haben muss. Sam versteht nicht. Levi auch nicht. River beichtet die Überraschung früher. Ihre Band hätte sich rumgesprochen und River hat seine Fühler ausgestreckt. Sie sind bei einem lukrativen Gig im Hole dabei. Große Sache. Immer extrem gute Überraschungsacts. Man kennt Sam bereits aus Lythams Kreisen.
Sam versichert sich – sie spielt keine Opening Spots mehr. Sie weiß, wie arrogant das klingt, aber das Niveau haben sie vor Jahren hinter sich gelassen. River bestätigt, dass es ein Hauptspot ist. Er hätte das so verhandelt.


#05 – Chiara
Sie weiß, das Sam davon wenig mitbekam; sie weiß, dass Sam in diesem Sog ihrer eigenen Musik, in der Kreation dessen versank, aber das mit Levi und ihr, das funktionierte nicht und obwohl Chiara darum kämpfte, so sehr, kam sie nicht gegen das an, was Levi lähmte. Sie hätte es Sam gerne gesagt, so gerne. Aber sie konnte nicht. Weil Sam reinspielte. So sehr. Krumm genommen hat sie ihr das nie. Weil sie Sam doch selbst geliebt hat, weil sie Sam doch ähnlich in ihrem Leben haben wollte und darin brauchte, auch brauchen wollte. Aber es hat trotzdem verletzt. Die Zeiten, nur mit ihm. Der Sex. Die geflüsterten Worte. Diese Möglichkeiten, die sie darin gesehen hat, vor allem für sich selbst… Chiara trauerte darum. Im Verborgenen.
Heute weiß sie, dass Levi mindestens so zerrissen war, wie sie selbst, doch sein Nichttrauen, sein Non-Commitment, war nicht das, sondern eine Entscheidung an und für sich und mittlerweile respektiert sie sie. Versteht sie. Ist nicht mehr verletzt deswegen. Denn sie weiß, dass sie sich jahrelang in diesem hypothetischen Leben hätte verlieren können, aber dass es ihr nichts gebracht hätte.
Nie. Levi wollte diese Phasen in seinem Leben nicht riskieren, oder in seiner Aufmerksamkeit teilen. Er wollte Sam diese Verwirklichung ermöglichen und er wollte sie an ihrer Seite tun, unentwegt, weil er wusste, wie sehr sie ihn brauchte.
Und Chiara realisierte erst nach dieser Nacht, die Tragweite dessen, was in Sams Leben schief gelaufen sein musste; verstand damals schon, als sie ihn sah, ihre Reaktion darauf und merkte, wie ein Leben, mit so viel Mühe und Schweiß und Herzblut erbaut, dass Welten längst zerbrochen waren und Sam längst wieder erbaute, während Chiara ihre Risse immer noch zusammenhielt.


#59 – Auftrittsabend 1
Chiara ist durch den Wind. Man hat ihr in der Wäscherei ihre komplette Wäsche gestohlen. Ausnahmslos alles. Sie ist außer sich, weil Scheiße, da waren ein paar tolle Kleider dabei, und viel Geld hat sie auch nicht. Sie hat sich extra etwas für den Abend gekauft und steht jetzt mit nichts, außer ihrer Dienstuniform da.
Sam kleidet sie auf den letzten Drücker ein – ein schwarzes, durchscheinendes Spitzenkleid und Overkneestrümpfe. Einen BH hat sie nicht. Chiara freaked – Sam beruhigt sie. Der Stoff ist dick, die Location dunkel, man sähe es nicht. Und selbst wenn – sie wäre angezogen und eine gutaussehende Frau, das ginge schon! Sam trägt zwar immer Boots dazu doch Chiara? Chiara ist in ihrem Schuhrausch gerne ein italienisches Klischee – und kombiniert das Kleid mit einem paar roten Pumps zu denen sie sogar den passenden Lippenstift besitzt.
Während Chiara sich im Bad fertig macht, unterhalten sich Sam und Levi über die letzte Zeit in Lytham; die Zeit, bevor Blake ging. Es ist ein Thema, dass sie zu selten anschneiden; ein Thema, das Levi umgeht, weil Sam es sich selbst verboten hat, darüber zu reden. Aber am heutigen Abend tun sie es. Als Neuanfang. Als etwas, das damit nichts mehr zu tun hat. Das zu betonen ist wichtig geworden. Sehr. Zu viel richtete sich nach Blake, nachdem er wegbrach. Sam weiß das. Und Sam will diesen Weg auch nicht mehr gehen. Und das ist ein Versprechen, dass sie Levi abringt, weil er es einfordert.
(Chiara fragt sich, ob sie über den Mann reden, der ging, während sie die beiden durch das Badfenster beobachtet.)

#60 – Auftrittsabend 2
Das Hole ist vollbepackt bis gefühlt unter das Dach. Die Energie der Szene erreicht sie. Die Presse ist anwesend, dass sehen sie sofort; die Schlange, um in das Gebäude reinzukommen scheint ewig lang und am Hintereingang erwartet sie Blitzlicht. Sie lavieren sich schnell rein und zerren auch Chiara mit. Es sind sogar Securities anwesend – das erste Mal in Sams Leben auch dazu da, um sie zu beschützen. Sam fragt sie, was hier los wäre. Sie sind tightlipped und erzählen etwas von Standardverfahren und von ausschlagenden Mengen. Es gäbe special guests und es wären vorab ein paar Gerüchte nach außen gedrungen und seitdem wäre der Andrang unzumutbar. Der Veranstalter wollte für Sicherheit sorgen. Sam wagt einen Blick in das Innere des Veranstaltungshauses und fühlt sich an ihre Zeiten in Lytham erinnert, nur größer, nur jetzt ausschweifender. Schwelender. Sam findet, dass das verdammt gut zu New London Fire passt; ihre Energie wiederspiegeln würde.

#61 – Auftrittsabend 3
Irgendwas ist los, begreift Sam, schon bevor sie den Raum erreicht hat. Sie hat sich Sekt geklaut, immerhin wäre das ihr erster gemeinsamer Auftritt und fuck this, den mussten sie ordentlich befeiern, denn obwohl River ihnen diesen Auftritt hier zwar organisiert hatte, ist es ihrer Stimme zu verdanken, ihrem Ruf in Blackpool und Lytham, dass es weder ein Bewerbungsprozess, noch ein Vorspielen gab. Das hier hat was mit Saat und Ernte zu tun und Sam nimmt sich vor, ihm die Leviten zu lesen, denn wenn er sich jetzt gefälligst hierüber nicht freut, hat das alles keinen Wert; das Vorhaben, ihr Versprechen, es würde keinen Sinn machen und das muss es – sonst marschiert sie jetzt mit ihm raus. Das läuft so nicht mehr. Nie wieder.
Doch als Sam den Raum betritt merkt sie, dass sich die Atmosphäre geändert hat. Sam muss nicht Levis Blick folgen, denn sie erkennt die Stimme auch so.
Logan. Sam versteinert sich, als ihr Blick zu ihm flattert. Er begrüßt sie. Ein Mundwinkel zu einem Lächeln hochgezogen das eines ist und doch wieder nicht. Hass keimt in ihr auf. Blanker Hass. Wie sehr sie dieses Lächeln hasst. Wie sehr sie diesen Mann verabscheut. Nicht sehen will. Sie hat gehofft, dass er den Ozean nie wieder überqueren würde; in den Staaten versumpfen würde, in dieser Welt aus Plastik und Oberflächlichkeiten, wohin er doch gehört. Levi bleibt beherrscht, aber kühl. Levi hat schließlich auch immer Probleme mit Logan gehabt. Und gerade, als Sam ihre Fassung wiedererringt und ihn fragen will, die Brücke zur Vernunft schlagen will, so ist es doch Jahre her; fragen will, was es ihn nach London verschlägt, sieht sie ihn im Augenwinkel stehen – und versteht Levis Angespanntheit. Blake.
Bei Sam reißt eine Sicherung durch. Sie verlässt fluchtartig den Raum und alles um sie herum, Levis Fluchen, Chiaras Zurückhaltung, Rivers Ungläubigkeit, Logans Worte, Blakes Rufe, gehen unter in dem Fluchtinstinkt der sie blank durch den schlecht belichteten Gang führt.
Blake.

#06 – Chiara
Chiara fragt sich, wieso Sam nichts gesagt hat. Immer noch. Sie hatte Poster in ihrem Zimmer, Schallplatten. Sie schmetterte sie, regelmäßig, sang sie sogar mit, inbrünstig, Blakes Zeilen wie Alexis. Sie hatte keine Ahnung, dass hinter diesem Lächeln, amüsiert, nachsichtig, aber doch so fern, ein Weltenbruch begraben lag, der durch diese Stimmen erst losgetreten wurde. Levi verhielt sich deshalb so, weiß sie jetzt und Sam? Sam hat das von sich geschoben und wollte darin eine neue Welt, so sehr – und konnte ihr im entscheidenden Moment nicht entfliehen.
Als sie später an diesem Abend, in der Menge stand und hochsah zu ihr, zu Sam und versuchte, den Ausdruck in ihren Augen zu lesen, wusste Chiara, dass sie in diesen Bereich nie einbrechen können würde und das brach ihr auf ihre Art und Weise das Herz.
Aber sie lernte auch, an diesem Abend, dass es gefährlich war, sich für andere so zu zergehen, wie Sam das getan hatte, wie Blake es auch tat, wie sie später erfuhr, und als sie dastand, in der Tür, zwischen Sam und Logan, weiß sie, dass damals der Funken übersprang, in ihren Verstand und sie final so warnte, wie sie es benötigte.
Chiara entschuldigt sich, eine schlechte Freundin gewesen zu sein. Nicht mehr das, was Sam gebraucht hätte. Aber das sie sich selbst schützen musste.
Und dass sie deswegen vielleicht zu Logan gravitierte, mit der Zeit. Und dass sie weiß, jetzt mehr denn je, wie sehr Sam ihn verabscheute und dass sie weiß, dass sie damals schon nur schwer damit klarkam, aber das es wichtig war, für Chiara, nur auf sich zu hören.
Und dort, wo sie glaubte, dass Levi sie sah, sah Logan sie wirklich. Und Logan war reif genug, sich damit auseinandersetzen zu wollen und zu können. Dass sie sich dafür nicht mehr schämt. Auch nicht mehr entschuldigt.
Sie wünschte sich nur, sie hätte auch so jemanden gehabt, wenn sie es schon nicht sein konnte.
Sie hasst es. Aber so war es. Und so ist es heute noch.



#62 – Auftrittsabend 4 (Sake Reunion)

Nein. Nein. Nein. Logan kann sie verkraften, das weiß sie; Logan kann man immer verkraften, will man es nur, kann man sich nur diesem Ego gegenüberstellen und damit hat Sam nie Probleme gehabt, NIE, aber Blake? Nein. Blake sollte sie nicht wieder sehen; Blake sollte sie NIE WIEDER sehen. Nicht, nachdem sie ihn in der Wohnung stehen ließ, nicht nachdem alles, was von ihm zurückblieb, dieser Zettel war; dieser verfickte Zettel als einziges und letztes Zugeständnis an sie, seine angebliche Liebe des Lebens und drauf geschissen, aber das gibt sie sich nicht, das kann sie sich jetzt nicht geben, sonst verliert sie alles. Sie zittert, das merkt sie und sie weiß, dass ihre Beine nur deshalb nicht nachgeben, weil sie zu schnell ist. Sie kann nicht klar denken; wieso er hier ist, was er hier macht, hat keine Bedeutung im Anbetracht seiner alles konsumierenden Anwesenheit.
Da ist diese Ecke und sie weiß, dass sie zum Hinterausgang führt und dort wird ihre Freiheit liegen. Sie wird gehen, wie sie einst gegangen ist und dieses Mal wird sie ihn stehen lassen, doch gerade, als Sam abbiegen möchte, ergreift man, etwas, jemand ihr Handgelenk und wirbelt sie herum. Doch als sie herumstolpert, ist es kein Gesicht, dass sie sieht, nur schwarz, alles schwarz – ein schwarzes Oberteil, schwarzes Haar, eine schwarze Hose und er zieht sie mit und Sam kann sich nicht wehren. Sie kennt die Wärme, erkennt die Bestimmtheit, die in diesem Griff liegt, dem sie sich einst nie entziehen wollte, doch jetzt, wo sie es so gerne täte, liegt diese Stummheit in ihr begraben, die sich nicht auflösen will.
Sie stolpert ihm nach und als er sie in ein Zimmer zieht, widerspricht sie nicht. Sie senkt den Blick, doch es ist Dunkelheit, die sie empfängt; ein staubiger Geruch und Enge. Er lässt sie los und dreht sich zu ihr herum und als ihr sein Geruch in ihre Nase schlägt, reißt das die letzten Schutzschilder nieder. Sam will raus. Das kann sie nicht. Das ist nicht nur lebensverändernd, das ist lebenszerstörernd und sie will sich an ihm vorbeidrängen, aber als ihr Körper gegen seinen prallt, schafft sie es nicht, sich an ihm vorbei zu drängen. Sie weiß, dass sie ihn nur schubsen müsste. Weit von sich und er würde sie gehen lassen. Müsste. Er hatte sie schließlich noch nie zu auch nur irgendetwas gezwungen. Aber es ist so surreal und Blake zu nah, viel zu nah und sie muss sich vergewissern, dass er es ist, denn wie kann das sein, nicht wahr? Blake ist verschwunden, er hat sie verlassen und kein Schicksal dieser Welt kann so grausam sein, sie wieder zusammenzuführen, denn wer soll das ertragen? Sie kann es nicht. Sie sicher nicht. Sie ertastet seine Brust, seinen Hals, versucht die Silhouette seines Gesichtes, die sich in der Dunkelheit immer klarer abzeichnet, in sich aufzunehmen, als könnte sie sich so erinnern, denn sein Gesicht, das sieht sie seit Jahren nicht mehr. Ihr Körper reagiert in dieser unmissverständlichen Symbiose auf ihn, dass ihr Hals sich zuschnürt und die Atmung schwerfällt.
Doch als er es sagt, als es seine Stimme ist, die sie hört, dieses „Sam“, so leise, so deutlich, so beschwörend, als wäre sie immer noch die Sterne an seinem Firmament, krallen ihre Hände sich in den Stoff seines Oberteils. Er umfasst ihre Gelenke, sanft, sagt noch etwas, doch Sam hört nicht. Kann nicht. Küsst ihn. Und entfesselt damit etwas zwischen ihnen, dass nie gestorben sein konnte, denn dazu ist es zu intensiv, zu plötzlich. Auf einmal sind da nur noch Küsse, nur noch Berührungen, nur noch dieses Verlangen und zu viel Stoff, der zu sehr stört.
Als er endlich in sie eindringt, scheint es wie eine Erlösung und Sam macht sich keine Mühe, leise oder sanft zu sein, sie ist laut, sie krallt sich in die Haut seines Rückens und hält sich an der bloßgelegten Haut fest und als das Bedürfnis, sich gehen zu lassen und gehen lassen zu müssen, zu groß wird, führt sie seine Hände an ihren Hals, weil es das ist, was sie jetzt will und Blake weiß, was sie braucht und wie sie es braucht und drückt zu und als der Orgasmus zeitgleich mit dem warnenden Schwarzwerden vor ihren Augen kommt, weiß Sam, dass sie zersplittert ist und sich nicht mehr aufrappeln oder zusammenflicken kann.
Sie sind danach ein atemloses, wortloses, ineinanderlehnender Mess und das einzige, wozu Sam sich noch in der Lage sieht, ist ihn final von sich zu schieben; sich zu richten, so irgendwie – und den Raum zu verlassen.

#63– Auftrittsabend 5
Sie läuft in Levi. Sie müsse es nur sagen, und sie wären hier draußen. Sofort. No questions asked. Es wäre okay. Das müsse sie wissen und in ihr Kopf kriegen. River lehnt an der Tür, die Stirn ein besorgtes Runzeln, Chiara eine Figur, die sich mit einer überraschenden Präsenz zwischen Logan und die anderen gestellt hat.
Aber Sam hat es bereits selbst geschnallt – es ist Blake. Blake ist der Überraschungsakt; Blake das herausgedrungene Gerücht. Und Sam weiß, … es ist ihr making or breaking point. Und Sam sagt, seltsam ruhig und sicher, dass sie es nie mehr wollte und dass sie es durchziehen werden. Levi will noch was sagen, aber Sam schneidet ihm das Wort ab. Sie ist nicht mehr dieselbe. Und Levi versteht.
Als sie auf die Bühne kommen und die Menge eskaliert, ist Sams Blick ein Fokus loderndendem Feuers und als sie die ersten Takte von Hit me like a man und damit einen Seitenhieb auf East of Edens allererste Single Hit me like a woman anschlagen, ist das eine Kriegserklärung die sie auf die Menge loslässt und diese nimmt sie tobend auf.

#64 – kurze Blake & Logan Sequenz (Blake Fokus)
Blake steht in den Schatten, hat sich an die Wand gelehnt, beobachtet das Spektakel von der Ferne, lässt Hit me like a man auf sich einwummern und begreift es als den Schlag, der er ist. Aber das ist okay. Er kann das ab. Er weiß, dass er das verdient hat. Er raucht eine Zigarette, seine Hände sind erstaunlich ruhig. Noch, das weiß er, aber er beobachtet sie. Sieht ihre Bühnenpräsenz, ihren Blick, ihre Band, dass, was sie um sich heumgescharrt hat, sieht diese Menge…
„Die Menge liebt sie“, ist es Logan, der sich zu Wort meldet, aus dem schattigen Hinterhalt, in dem Blake ihn nicht sehen kann und auch gar nicht sehen möchte. „Das hat sie schon immer.“ Und Blake weiß das. Wenn nicht er, wer sonst? Ein Feuerzeugklicken verrät Logans eigene Zigarette. Stoff raschelt und Logan tritt neben ihn, die Hand in die Hosentasche gesteckt, sein Gesicht vom Schatten seiner Hutkrempe in Finsternis gehüllt.
Logan lacht nicht, als er sagt „Sie ist gekommen, um sich ihre Krone zu holen“, denn sie beide wissen, dass sie sich diese nicht nur holen kann, sondern dieses Mal wird. Es ist Sams Zeit.
„Sie wird dich ruinieren.“
Und als Blake seinen Blick senkt, ist es stoische Ruhe die ihn umspült. Denn was gibt es da zu sagen? Sam hat ihn längst ruiniert und es gibt nicht mehr viel, dass es zu zerstören gibt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die finale Szenenplanung 3/5
BeitragVerfasst: Mi 5. Jul 2017, 10:21 
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über die Angst, nicht gut genug zu sein und nie zu reichen


#01 – Logan
Irgendein Vollidiot hat geredet. Einer, der sie damals schon kannte; der den Trubel der Bands, den Trubel ihres Freundeskreises in Lytham, diesem primitiven Küstenloch, bereits kannte. Und seitdem geredet wurde, war diese Definition da, dieses Bonnie & Clyde ihrer Geschichte, lange bevor Sid & Nancy geschahen, nur subtiler, nicht derart im Rampenlicht der Szene, da Blake diese längst hinter sich gelassen hat.
Wenn er könnte, das weiß Logan, würde er also Sam nicht nur aus Blakes Knochen schnitzen, sondern herausschneiden. Auch jetzt noch. Um die Welt daran zu erinnern, dass es mehr gegeben hat und immer geben würde, als die Unfähigkeit mit Verlust umzugehen; als die Pathologie einer Liebe zweier Menschen, die zu sehr für den gleichen Traum brannten und daher nicht anders konnten, als sich gegenseitig zu verbrennen.
Er erinnert sich an ihn, den Jugendlichen, den er auf der Schultoilette kennenlernte; er erinnert sich an den Blick, die Attitüde und das Lächeln – besonders an das, denn auch, wenn Blake über die Jahre unverändert schien, war es das Lächeln, das ihn immer und immer wieder Lügen strafte; dass Lächeln, mit dem er sich aus allen Situationen herauslavierte, gleichbleibend ob im Heim, in der Schule, bei seinen Freunden oder bei ihm.
Er weiß, dass Sam ihn nicht gebrochen hat. Dass es der Unfall war. Der Verlust; jener, der auch ihn heute noch aus dem Bett und hinaus in die Nacht jagt; die Minuten umringt von Tod. Dass das nichts ist, das auch nur irgendjemand nachvollziehen kann – niemand, außer Alexis und ihm.
Er weiß auch, dass er ihn deshalb nach London brachte. Zustimmte. Den Weg ebnete und mit ihm ging, weil Logan wusste, dass Blake Wurzeln einen Dreck bedeuteten, aber dass Heimat ein Gefühl war und dass er sich in London wieder zu finden glaubte.
Logan weiß auch, dass er es für sich tat. Um Durchzuatmen; in den nebligen Wintern Londons das wiederzuerlangen, was auch er verloren hat.
Und er hatte sie, diese Vorahnung, für die er bekannt ist, aber er hat entschlossen, sie zu ignorieren. Nicht nur für Blake. Und das tut ihm leid.


#65– Bradley taucht auf
Blake fühlt sich nach seinem Auftritt im Schatten des Backstagebereiches müde: der Abend mit seinen Ereignissen hallt in ihm nach und die Blicke, mit denen Logan ihn traktiert, interessieren ihn nicht und er versucht, sich ihnen zu entziehen. Er ist müde. Er will das jetzt nicht. Zumal Konzentration etwas ist, das ihm längst abhandenkam. Dennoch lässt Logan nicht locker; Logan tut das nie. Er will wissen, wie lange er Sam schon beobachtet. Logan klingt ungeduldig; dass ihm dieser Kontrollverlust, die diese Tatsache doch bedeutet, nicht gefällt, überdeutlich, aber Blake hat keine Muse, zu streiten. Vielleicht ist es das, was Logans Präsenz noch wuchtiger macht. Blake gibt Logan keine Chance, geht auf das, was er sagt nicht ein; zieht sich in die kleine Toilette nebenan wortlos zurück.
Er hört Bradley nur ankommen, denn Logan empfängt Bradley mit einem „Du bist spät dran“ und während Bradley sich eine Zigarette aus der Schachtel klopft und etwas von Verkehr murmelt, weiß Blake, dass Brad dass alles nicht minder gefällt. Blake, der sich am Waschbecken abstützt, versteht den Wortwechsel nicht ganz, nur die Fetzen, die zu ihm fliegen; geprägt durch Logans klare Artikulation, unterstützt durch Brads Ruhe in den Erwiderungen, die ihn Lügen straft. Fast hätte Blake gelacht, doch er tut es nicht. Seine Beine halten ihn nicht mehr lange, das weiß er, also setzt er sich in eine Ecke. Atmet durch. Zündet sich eine Zigarette an. Diese Zeit braucht er jetzt.
Brads Warnung, das Sam in der Stadt wer, wäre zu spät gekommen, sagt Logan. Logan berichtet von dem Aufeinandertreffen, berichtet davon wie sie drauf war, wie Blake danach drauf war und Bradley stöhnt. Das dürfe nicht wieder aufleben, sagt Bradley leise, doch es nützt nichts, Blake hört es ja doch. Und als Logan schimpft, dass er nicht sein verdammter Babysitter wäre, lacht Blake leise auf, trocken und bitter. Logan hat keine Lust auf diese Diskussion weiß Blake und für so einen konfrontationsfreudigen Menschen war das tatschlich selten. „Sam überlebt das kein zweites Mal. Sie überlebt Blake kein zweites Mal.“
Logan erwidert, dass Sam ihn nicht interessiert. Das Sam ihn dahingehend noch nie interessiert hat. Nur Blake. Und während Gott und die Welt sich um Sam und ihren Arsch kümmern konnte, war er Zeuge davon, wie dieses Mädchen, diese Frau Blake von Anfang an ruinierte.
Als Blake aus der Toilette kommt, wäre es ein leichtes, ihnen zu sagen, dass sie sich verpissen sollen; sich um ihren eigenen Scheiß kümmern sollten. Vor nur fünf Jahren, hätte Logan mit ihm für solche Worte ernstliche Probleme, eine tatsächliche Konfrontation bekommen, aber jetzt klaut sich Blake nur eine weitere Zigarette und begrüßt Bradley als den Konkurrenten, der er doch sein wird. Und obwohl Brad leise lacht und ihn warm begrüßt, ändert sich daran nichts.

#66 – Blake lässt den Abend Revue passieren
Er ist nüchtern, das erste Mal seit langem. Wie lange es tatsächlich her ist, weiß er nicht, aber als er in den frühen Morgenstunden im Bett liegt und dem Erwachen der Stadt lauscht und die letzten Minuten des Zwielichts in seiner Stille auf sich wirken lässt, ist er es. Und er schmeckt sie immer noch auf seinen Lippen. Spürt ihre Wärme noch immer an seinem Körper. Hat sich die Frau, die sie geworden ist, ins Gedächtnis gebrannt; die Frau in der Kammer und die Frau auf der Bühne und er weiß, dass er nie jemanden so lieben wird, wie sie, doch wo mit diesem Gedanken über die Jahre die Nüchternheit, die Abgestumpftheit gekommen ist, liegt hierin jetzt eine Ruhe, die ihn wiegt. Ihm wohltut. Auffängt.
Seine Gedanken flattern zum Auftritt, diese Chance, die er sich selbst damit gegeben hat. Um sich zu reclaimen, weil er das nötig hatte. Blake ist selbstsicher in seinen Fähigkeiten, seinen Gedanken, aber mit East of Eden hat er einen Abdruck auf der Welt hinterlassen, der seinen Pfad, auch jetzt, in einem Maße bestimmt, den er nicht ablegen kann, nicht ganz. Er weiß, dass das Label nicht auf seiner Seite ist; weiß, dass er nur Logan hat, der diesen Weg mit ihm geht, vielleicht weil Logan auch die einzige Person geblieben ist, die Blake jetzt noch hat. Blake weiß, dass das hier seine letzte Chance ist. Dass dieser Weg zu gehen das Letzte ist, das ihm jetzt noch geblieben ist.
Die einzige Erlösung, auf die er jetzt noch hofft. Blake schließt die Augen. Und beinahe hätte er geschlafen; beinahe könnte er sogar schlafen. Doch das Zittern der Hände ist da. Dieser aufgekratzte, aber erschöpfte Geist. Also öffnet er seine Zigarettendose und zieht einen Joint heraus und raucht ihn mit geflissentlicher Gewohnheit. Und als Blake die Augen schließt und in einen zu tiefen Schlaf abdriftet, hört er das Strömen der Straße nicht mehr.

#67 – Reid ist besorgt
Als ihm sein Produzent sagt, dass er besorgt wäre, würde Blake gerne erwidern, dass es ihn einen scheiß interessiert, was er denkt und was er will, aber da er extra nach London geflogen ist, um dieses intensive Gespräch mit ihm zu führen, kann Blake ihm das schlecht gegen den Latz knallen. Zumal nicht Reid. Nicht dem Mann, der von Anfang an dabei war und sie unterstützte und sich bemühte, sie, ihn, nach dem Unfall wieder auf die Beine zu bekommen. Reid ist besorgt, dass sein eingeschlagener Weg seinem Image schaden und den Erfolg korrumpieren könnte, den er sich aufgebaut hat und er bräuchte den Rückhalt der Fans. Sein erstes Album hätte zwar eingeschlagen wie eine Bombe, aber jetzt wäre es wichtig nachzuliefern – nicht, um neue, experimentelle Wege zu gehen.
Blake fragt geradeheraus, ob Logan von dem Treffen hier weiß. Reids betroffener Gesichtsausdruck verrät ihm alles, was er wissen muss und Blake lacht leise, trocken und Reid wirft in entschuldigender Geste die Hände von sich; was er denn erwarten würde; er hätte diese Mauer um sich herum, mit Logan. Ihn so zu erwischen, wäre kaum noch möglich. Er würde ihn nicht umgehen wollen, aber…
Blake winkt ab. Denn er versteht. Aber er kramt ihm eine Zeitung raus, die er ihm rüberschiebt. Man preist Blake an, als Künstler im Wandel, als Back to the Roots, ein Künstler, der zurückfindet und sich musikalisch darin so sehr verfestigt und mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt, wie es bisher selten jemand getan hat.
Reid seufzt. Das klänge schon gut. Aber er wäre halt nervös. Ob er ihm das auch verdenken könnte? Blake lächelt. Sagt nichts.
Reid fragt ihn dann, wie es ihm geht. Er wüsste schon, wie er es meinte. Ob er klarkäme. Oder ob er Hilfe bräuchte?
Blake gibt zu, dass es sich seltsam anfühlen würde, wieder zurück in England zu sein, zurück Zuhause. Er hat Zuhause nie für sich als konkreten Ort definiert, immer über die Personen, die ihn umgaben.
Seine Hände zittern und Blake versucht es zu verbergen, in dem er zu seinem Irish Coffee greift; die Cap sitzt tief im Gesicht, die Sonnenbrille verhindert ein eindeutiges Erkennen sowieso, aber mit einem Mal fühlt er sich auf dem Präsentierteller. Reid schiebt ihm etwas über den Tisch. Sehr diskret. Er solle nicht zögern, Bescheid zu sagen, falls er mehr braucht und wieder etwa braucht. Es würde doch alles jetzt so anstrengend werden. Blake zögert nicht, als er die Drogen annimmt, aber seine Hand schließt sich in einer Faust.


#02 – Logan
Das Umnebeln des Geistes, das Erweitern der Sinne katalysiert und in einer Kreativbranche, in der es nicht nur um das Ausleben, sondern um das Liefern geht, hilft man nach. Das ist kein Geheimnis; es wird offen so praktiziert. Viele finden erst so zu ihrer eigenen Kreativität, zu der Auslebung dahinter und wenn sie in dieser Abwärtsspirale stecken, ist es zu spät und Logan sagt, dass sie es nicht anders verdient haben, denn wahres Talent, das ist etwas anderes.
Alkohol und Joints gehörten nie zu ihnen. Feiern, ja, ab und an ein Exzess, aber das war nicht ausschlaggebend. Bei ihrer Musik waren sie für ihre Musik präsent und gewahr; alle mit einer Verantwortung und einer Leidenschaft gewahr, die er, Logan, ihnen auch abverlangt hat.
Es war nie ein Thema.
Nicht bei ihnen.
Vielleicht bemerkte Logan es deshalb nicht.
Alexis erzählte es ihm. Danach. Dass diese Angewohnheiten, dass seine Absturz nicht von ungefähr kam; dass da vorher schon dieser träge Schimmer in seinen Augen lag und es mehr gab, als nur Tabak und Alkohol. Mehr als Joints. Tabletten, weil man besser an sie herankam, als an andere Sachen; weil man sie immer noch besser rechtfertigen konnte, als andere Sachen. Aber andere Sachen gab es auch. Und es ist nicht so, dass er es Alexis erzählte, nicht wahr? Aber das ihm niemand näher war, auf der Basis dieser rohen Emotionalität, wie Alexis. Dass selbst er diese Verbindung nicht verstand. Sie sagte auch, dass er es nie nachvollziehen könne und was er damals als dramatisch abgetan hat, erkennt er nun in der puren Rationalität dieser Aussage an.
Es macht es nicht besser.
Das Produktionsteam versorgte ihn. Verhätschelte ihn. Als Star des Labels wollte man ihn stabil und funktionierend. Es war einfacher, ihm etwas über den Schreibtisch zu schieben, als ihn aus dem Verkehr zu ziehen; in Therapie, zurück zu sich selbst.
Das interessierte nicht. Das Business funktionierte so nicht.
Logan weiß das.
Und brach Reid trotzdem drei Rippen und den Wangenknochen. Aber er dachte, er würde mehr Genugtuung erfahren, Reid aus dem Verkehr zu ziehen.
Sich nicht noch gebrochener fühlen, als ohnehin schon.


#68 – Blake gibt ein Radiointerview
Es ist eine Indiestation, klein, fein, viel Fachwissen. Blake fühlt sich ganz wie Zuhause, und man ist honestly thrilled, dass sie ihn bei sich haben können und dürfen. Sie stellen ihm Fragen zu seiner künstlerischen Entwicklung; warum er sich entschieden hat, sich nach diesem bombastischen Erfolg des ersten Soloalbums, in eine Richtung zu gehen, die, gelinde ausgedrückt, polarisieren dürfte bei der Fanbase, die er sich über die Jahre erspielt hat. Und Blake ist ehrlich. Berichtet von einem KreaTief, einer Phase der absoluten Blockiertheit und dass er bereit war, alles hinzuwerfen.
Sie fragen ihn, warum London, warum England und Blake erklärt, dass er sich entwurzelt gefühlt hat; dass er sich erden wollte und zurück in seine Ursprünge wollte. Die Moderatoren finden das interessant und ungewohnt ehrlich von jemanden, der sein Medienspektakel durchaus beherrscht – kein Wunder, wenn man den berühmten Logan Hadwin in seinem Nacken hätte, scherzt Blake, aber alle in der Station lachen und wissen, wie viel Wahrheit dahinter doch steckt.
Dann berichtet Blake von einem Abend, an dem er Lowkey unterwegs war; er berichtet von einer Bar, von einer kleinen Spielerei der Belegschaft, kurz vor Ladenschluss; von einer Frauenstimme, so ungeschönt und rau, wie die Sturmwellen seiner Heimat, wenn sie gegen die Pfeiler des Piers schlagen, von der Gitarre, dem Schlagzeug, dem Sound und das es in ihm das Gefühl belebt hat, wie es sein sollte, Musik zu machen.
Die Moderatoren gehen darauf ein, finden allerdings einen galanten Weg zurück zum Humor – also, ob man ihn des Öfteren Lowkey in den Bars rumlungern finden könnte. Blake spielt mit und scherzt: Nur, wenn man sich viel Mühe gibt.
Als er die Station verlässt, wird er von Reportern belagert – eine Stimme wird laut. Wie es sich fühlt, andere in den Tod gerissen zu haben. Ob er sich überhaupt noch an ihren Namen erinnere – an Poppy?
Als Blake zu seinem Fahrer ins Auto steigt, sackt er auf der Rückbank zusammen und das Lächeln versiegt.

#69 – Alexis findet Blake bewusstlos in der Badewanne seines Hotelzimmers (Blake Fokus)
Es ist ihre Stimme, die ihn weckt. Ihr Gesicht, dass er versucht, in seinen Fokus zu nehmen aber das nicht ganz schafft. Er ist zu verklärt, die Wärme der Badewanne mindestens ebenso berauschend, wie der Medikamentencocktail in seinem Blut. Sie kniet neben ihm, sieht er; Alexis, die blonde Perfektion, die Schönheit und die Freundin, die er nie verdient und nicht erwartet hatte.
Warum sie es nicht hätte sein können, dass hat er sich oft gefragt, sie und er, sie hätten immerhin eine gleiche Frequenz und wie kostbar das ist, das weiß er, das weiß er seit Jahren. Er weiß nicht mehr, warum sie hier ist, erinnert sich nur langsam, er fragt nach der Uhrzeit, nach Anhaltspunkten, um sich zu sammeln und erinnert sich dann daran, dass sie ja diese Session geplant hatten; Lieder schreiben, Melodien finden, sich wieder einzutakten wie früher. Er sagt Alexis, dass er darüber schon die ganze Zeit nachdenkt. Ob sie das wisse. Darüber nachdenkt, dass Sam ihn wahrscheinlich mehr dafür hasst, dass er Lieder mit Alexis, FÜR Alexis geschrieben hat, wie dafür, dass er ihr alles nicht erzählt hat, das mit Logan, East of Eden und allem. Ob Sam dadurch nicht die grausamste, stolzeste Frau auf Erden wäre. Und dass er Liebe nicht wollte, wenn sie sich so anfühlte, dass es nicht richtig wäre, dass es das mit einem mache und das man nur x Lieder darüber schreiben könne, bis man alles gesagt hätte und trotzdem wäre das Herz noch voll.
Er sagt ihr, dass man ihn nach Poppy gefragt hat und er bezeichnet sich selbst als egoistischen Wichser, der eine junge Frau zerstört hat, der er doch ohnehin nie irgendetwas hätte geben können. Obwohl er kurz wollte. Es wirklich probieren wollte.
Am Ende bittet er Alexis darum, für ihn zu singen. Und als er sich beruhigt hat, nur noch eine rauchen will, hört er, wie Alexis im Zimmer das Telefon betätigt. Aber wen sie anruft, das weiß er nicht.

#70 – Levi und Blake treffen sich im Vicky Park
Blake muss lernen, dass der Verrat, den er an Sam begangen hat, auch einer ist, den er an Levi begangen hat. Es ging unter, bedeutet womöglich gar nicht so viel, aber Levi verlor auch einen Freund, ein Mensch, der ihm wichtig war und auch, wenn er es immer verstanden hat, zumindest ein bisschen, geht ihm die Art und Weise, wie es passiert ist, einfach ab; er kann damit nicht klarkommen und er versteht nicht, warum Blake nicht mit ihnen darüber geredet hat.
Blake ist noch nüchtern; sein Blick ebenso klar, wie seine Stimme. Es ist Herbst geworden; die Hände in die Taschen seiner Lederjacken gegraben, geben sie Wärme, aber auch Stabilität. Er fragt Levi, was er wissen möchte. Und Levi fragt aufrichtig warum. Und Blake antwortet ehrlich. Dass es schwierig war, mit Sam, mit der Band; dass seine Wurzeln nie dort lagen, auch wenn er weiß, das Levi und die anderen dort wurzelten. Aber für Blake gab es ein Leben vor Fury, für Blake gab es intensive Zeiten mit Logan, Alexis und auch Bradley; mit anderen Bands, anderen Leuten und anderen Energien und als Logan ihm ein Angebot gemacht hat, fühlte es sich richtig an, es anzunehmen. Weniger Gift, weniger ereifern. Das, was für Sam und für Levi Familie war, war das nicht für ihn.
Levi ist nicht verletzt, überraschenderweise. Er versteht. Er fragt aber trotzdem, was die Konsequenz gewesen wäre, für ihn und Sam, wenn er geblieben wäre. Blake will wissen, was das für einen Unterschied machen würde. Aber Levi beharrt. Blake ist sich sicher, dass sie zerbrochen wären. Levi findet das traurig; ob sie es denn nicht sehen würden? Wie sehr, sie sich zu schaffen machten.
Blake wirft Sam Stolz vor; will generell nicht darüber reden, weil es sinnlos ist. Dann fesselt Levi ihn fest, an die Nacht ihres ersten Auftritts als NLF. Das, was mit Sam und ihm passiert wäre. Blake schweigt. Levi weiß, dass Blake nicht von Sam loskommt und sie nicht von ihm, und dass es egal wäre, wie stolz sie gewesen wäre, denn sie würde ihn immer lieben genauso wie er sie. Blake wird gereizt. Was er von ihm will. Ob er ihn nur deswegen hier raus beordert hätte. Levi beharrt weiter. Blake wird aggressiv, packt Levi und presst ihn gegen den Baum. Was zur Hölle er von ihm wolle? Was er mit dem Gerede erreichen wolle? Dass es scheißegal ist, wie er empfindet, ob er das nicht kapieren würde? Er hätte nichts zu bieten; nichts mehr und dieses Mal wird er sich ihr nicht in den Weg stellen. Nicht mehr. Dass er es gut sein lassen soll. Dass das seine Hölle ist, die er verdient hat.
Levi wehrt sich nicht, aber als Blake von ihm ablässt, schaut Levi ihn voller Härte und Kälte entgegen. Wie schlimm es wirklich wäre. Mit den Drogen. Ob er sich denn gar nicht mehr kontrollieren könnte.
Blake lässt ihn stehen.


#03 – Logan

Er habe versucht, sie vor ihm zu schützen. Alexis. Das es ironisch war, auf eine grausame Art, weil Logan wusste, dass man sie am besten immer vor ihm, vor Logan beschützte. Dass es diese eine Sache, diese eine Befindlichkeit war, die sie in all den Jahren miteinander nicht überwinden konnten.
Er wusste, dass sie ihn liebte. Dass sie ihn immer liebte. Und das war das Problem, das ist das Problem auch jetzt noch, dann und wann und es steht zwischen ihnen und hat eine Schlucht gerissen, die sich nicht mehr überqueren lässt.
Und das ist das Ding, mit Alexis; der blonden Schönheit, mit den wilden, ungebändigten Haarwellen, den meergrünen Augen und der Stimme, die seine Dämonen besänftigt, denn er hat es ihr versprochen, damals, in den Ruinen ihrer Kindheit. Dass er für sie da wäre, dass er ihr helfen würde und dass er mit ihr jeden Weg gemeinsam ging.
Er hat sie geliebt, wie keine andere Frau in seinem Leben. Und das tut er immer noch. Und es war wichtig, dass aus dieser Sehnsucht nie mehr wurde, weil er nur so sein Versprechen halten konnte. Und das Versprechen war für sie essentieller, als Logan es je könnte. Seine Liebe, die nie Heilung versprach. Nicht rein war. Immer verdreht. Denn er brach Menschen. Frauen. Chiara war und ist die Ausnahme; ein Mensch auf dem Spektrum seiner eigenen Erfahrungen, ein vertrauter Geist.
Er wusste es, als er Chiara das erste Mal sah; den Blick in ihren Augen las, ihre Körpersprache sah. Das sie aus dem gleichen Holz geschnitzt war, wie er und er lernte, dass sie ihn aushalten konnte. Alexis aber…
Blake war der Puffer zwischen ihnen; war das ausgleichende Bindeglied und er hat unterschätzt, wie wichtig sie einander waren.
Was Blake für Alexis bedeutete. Dass er immer dachte, dass es ihn, Logan, benötigte, um sie zu brechen.
Aber das sich am Ende herausstellte, dass es nicht er war. Das es Blake benötigte. Wie es immer Blake benötigte.
Und er merkt es selbst, auch noch heute – für ihn benötigte es auch nicht mehr.


#71 – Blake überrascht Alexis

Seitdem Unfall hat es Alexis schwer. Ihr fällt es schwer, sich als Solokünstlerin zu etablieren; wird mittlerweile mehr als Model, als als Sängerin gehandhabt, denn das sind die einzigen Jobs, die sie mittlerweile überhaupt noch an Land zieht und auch, wenn es den Finanzen besser bekommt, wie ihre bisherige Gesangskarriere, macht sie das einsam. Ihre Liebe zu Logan, diese unerschütterliche, befördert sie in einen Elfenbeinturm, dem sie sich nicht so richtig entziehen kann.
Als er an ihrem Londoner Appartment klingelt, um sie in eine abenteuerliche Nacht zu entführen, funkeln ihre Augen und sie ist Feuer und Flamme. Alexis stellt keine Fragen, nicht im Übermaß, das hat sie noch nie; sie war immer einfach nur da und das ist es, was er jetzt braucht. Sie gehen zusammen etwas essen, danach zieht er sie in einen Tanzschuppen und obwohl er nicht tanzt, tanzen sie und der Spaß ist unermesslich. Paparazzi entdecken sie irgendwann und lichten sie ab, woraufhin Alexis in Logans Bar abziehen will.
Dort angekommen sehen sie Logan mit einer Dunkelhaarigen; das Gespräch scheint intensiv, die Chemie unbestreitbar. Blake erkennt die junge Frau überrascht als Chiara, die er eigentlich Levi zuordnete, aber weiß auch, dass es ihn nichts angeht. Aber Alexis reagiert verletzt, wie sie das immer tut, bekommt sie Logans Affären mit, denn es erinnert sie, auch nach all den Jahren immernoch, dass sie das nie für ihn sein kann und wird. Logan registriert die beiden, grüßt sie aber nur mit einem Nicken, dann verzieht er sich in eindeutiger Pose mit Chiara du daraufhin betrinkt Alexis sich fürchterlich. Blake macht mit. Alexis schüttet ihm das Herz aus. Dass sie es satt hat. Dass es sie krank macht. Dass sie das so nicht mehr will. Blake hat keine Lösung parat, nimmt sie aber mit zu sich ins Hotel. Sie schlafen Arm in Arm ein.

#72– Logan reißt die beiden aus dem Schlaf und entdeckt die Drogen
Blake ist im Halbschlaf, als er die Türe Logan öffnet, der sie überrascht, kalt, nüchtern und übellaunig. Er knallt ihnen eine Zeitung um die Ohren; Bilder, wie sie eng umschlungen tanzen; Bilder, wie Alexis Blake auf die Wange küsst, wie er seine Hände eng um ihre Hüften hat und in eindeutigen Posen tanzen.
Was er sich denkt; was sie sich denkt. Dass sie sich so eine Scheiße nicht leisten können, beide, wenn sie sich erhoffen, jemals getrennt voneinander als Künstler wahrgenommen zu werden. Alexis, halbnackt und berauscht, wird nur langsam wach und merkt nur zeitverzögert, was passiert und das Logan hier ist. Logans Verhalten macht Blake aggressiv, der ihn anherrscht, dass es ihn einen Scheiß angeht, was Alexis in ihrer Freizeit macht und dass er kein Recht über sie hat; dass er sich entscheiden müsste, was er will, mit Alexis, mit sich selbst und dass er es satt hat, das auszubaden. Logan kontert seit jeher glasklar zu wissen, was es ist, was er wollte, dass er sich seit jeher für das, was sie doch einst alle wollten, einsetzten und dass er sich nicht dafür anpissen lässt, dass er den Job macht, den einzigen Job, der sie alle noch zusammenhält. Logan entdeckt Drogen und Medikamentenzeug auf dem Nachtkasten im Überfluss und verliert seine Contenance.
Dass er ihm langsam keine Chance mehr geben würde, bevor er dafür sorgen ließe, dass man ihn zwangsrehabilitierte. Und das nur Gott ihm Gnade geben würde, wenn herauskäme, dass er Alexis tiefer in diese Scheiße reingezogen hätte, als üblich. Mittlerweile ist Alexis wach und geht dazwischen, aber Blake wehrt ab; will nicht, dass sie sich einmischt, denn sie ist oft genug Zielscheibe. Blake lässt er über sich ergehen und Blake erträgt es, wie er es immer ist, wenn es um Logan geht. Trotzdem wirft ihm Alexis tausend Sachen an den Kopf – auch Chiara von letztem Abend, dass sie von Blake gehört habe, dass sie Levis Freundin sei und warum er immer so ein rücksichtsloses Arschloch wäre, der sich nimmt, was er will, ohne die Gefühle anderer zu beachten. Sich unwirsch anziehend, stürmt sie aus dem Zimmer und hinterlässt einen übernächtigten und überforderten Blake und einen schwelenden Logan, dem man nicht über den Weg laufen will.
Blake, der nicht nur der einzige ist, der Logan in seinen Launen kennt und ertragen, sondern ihm auch was erwidern kann, fragt ihn, was er eigentlich erwartet habe; wie sie denn sonst reagieren sollte. Er würde doch wissen, wie es um sie steht. Logan ist mürrisch. Kramt nach Zigaretten, lässt sich aufs Bett sinken, raucht. Ob da was dran wäre, an Chiara. Aber Logan verneint. Und berichtet. Dass es anders mit Chiara ist, als mit anderen. Worte, die er aus Logans Mund noch nie hörte – und deshalb weiß, wie ernst es ihm sein muss. Er fühlt sich lebendig mit ihr; gibt ihm das Gefühl, auch für sich selbst zu existieren.
Blake mokiert ihn. Das man sowas Liebe nennen würde. Und Logan schießt zurück, dass er der Letzte ist, der Mitspracherecht hätte. Blake wehrt ab. Mit Sam wäre es anders. Und Logan stimmt zu. Sie wäre nicht irgendjemand sondern die Liebe seines Lebens.

#73 – New London Fire Auftritt
Bradley gibt ihm die Daten. Falls er Interesse hätte. Dabei ist das nicht so passiv aggressiv gemeint, wie es bei anderen rüberkäme; Blake weiß das. Fury war ein wichtiger Bestandteil seines Lebens und auch, wenn es nicht sein Weg wurde, ist er neugierig. Die aufrichtigen Gründe dahinter sind natürlich egoistischer Natur. Aber Blake interessiert das nicht.
Die Worte Logans wirken wie Gift. Dass das Logans Gabe ist, ist unbestreitbar; Logan sagt die Dinge, wie sie sind, wie er sie sieht, daran kommt niemand vorbei. Auch Logan selbst nicht. Und ob das jetzt Fluch oder Segen ist, das bleibt jedem selbst überlassen.
Ihm ist es wichtig, sie aus der Ferne zu beobachten. Jedwede Nähe zu ihr vernebelt seinen Geist; beeinträchtigt die Fähigkeit zu denken und klare, absolute Entscheidungen zu fassen. Das war nicht immer so, weiß er, auch wenn sie etwas so wie Alltag, wie Routine, soetwas wie Langeweile in ihrer Beziehung nicht kannten. Dazu waren sie zu harmonisch, zu deutlich und vehement miteinander verbunden.
Er muss wissen, wie es ihr geht; muss wissen und sehen, wie sie sich schlägt, denn das ist das, worauf es ankommt in ihrer Welt. Blake weiß das. Es gab sie nicht direkt, diese Gespräche mit Bradley, wie sie sich schlug, weil Blake sich sicher war, dass er mit den Offenbarungen ohnehin nicht hätte umgehen können, zumal sie nichts geändert hätten; absolut gar nichts. Aber es gab genügend Stichpunkte, um zu wissen, dass ihr Leben neben Fury gewöhnlich wurde. Einen Alltag annahm. Dinge, die Sam immer gefürchtet hatte; nie für sich annehmen wollte.
Als er sie sieht, sieht er einen Star, er sieht eine Frau, die sich im Leben gefunden hat. Durchaus über Schmerz, wie er weiß; durchaus über den Schmerz, den er ihr zugefügt hat, in den Jahren, in denen er nicht da war; in denen EoE und Poppy und Touren wichtiger waren. Sie sieht anders aus. Gereifter. Das ist ihm bereits vorher schon aufgefallen. Und er sieht auch, wie sie mit River, dem Zweitgitarrist schäkert, sieht, wie es anders ist, als bei Levi und Brad und als Blake aufsteht, und geht, hätte er nicht gedacht, dass die Erkenntnis, dass auch Sam weitergelebt hatte, ihn derart schmerzen würde.
An diesem Abend entscheidet er sich dazu, sie gehen zu lassen.


#04 - Logan
Logan weiß, was Blake wollte. Es ging weg von dem, was sie sich erarbeitet hatten, all die Jahre, aber es war das einzige, was sie konnten – was Blake noch konnte. Es fragte ihn selten jemand nach seiner Hand; hauptsächlich gar nicht und Logan macht sich aus solchen Dingen keinen Hehl. Er war nicht derart empfindlich; hing nicht derart in der Vergangenheit fest und stützte sich darauf, aber es gab diese Momente, in den späten Stunden irgendwelcher zu großer Proberäumen verborgen, in denen seine Hand versagte, weil die Rekonstruktion ihre Belastungsgrenzen fand und er hasste es. Zerschmetterte seinen Bass. Trat gegen die Wand. Verzweifelte daran. Musik war nicht seine erste Liebe, aber sie war seine große Liebe und auch, wenn er das Talent eines Blakes, oder einer Alexis nicht hatte, lag sein Talent in dem Zusammenhalt, in der Delegation, in dem puren Umsetzen ihrer Wünsche, Träume und Ambitionen. Und er hat das angenommen.
Weiß, dass er die Naturgewalt war. Eine ist.
Dass Wege zu finden nie einfach war, aber ihm am natürlichsten fiel und er hat es nie hinterfragt und ist gegangen, mit diesem Willen und diesem Flow.
Es ging nicht mehr darum, große Häuser in den luxuriösen Hills der Reichen in Los Angeles zu haben; es ging nicht um überteuerte Urlaube, Klamotten und ein Leben im Überfluss.
Blake wollte das nie, obwohl er die Stimme, die Fähigkeiten hatte, sich all das mit einer Leichtigkeit zu nehmen, die anderen ihnen sehr neideten.
Die auch Sam ihn geneidet haben musste, für eine gewisse Zeit, zumindest.
Daraus kann man ihr keinen Vorwurf machen. Es ist schwer, das nicht zu tun, wenn man mit Kreativität und Originalität etwas aufzubauen gedenkt.
Aber was Blake zumindest für das Ausleben des Traums versuchte, versank danach im Nichts und obwohl sein erste Soloalbum einschlug, schlug es nicht nur wegen der Kunstfertigkeit, sondern wegen der Geschichte dahinter ein und Logan weiß und versteht, das Blake das gehasst hat.
Er wollte zurück zu den Wurzeln und er wollte zurück in heimatliche Gefilde, auch mit seiner Musik und er wollte es, um den Trubel um ihn herum abebben zu lassen; weil er sich selbst eine Nische formen wollte, in der er leben konnte, final.
Logan war es ein Bedürfnis, ihm zu helfen. Zumindest dort. Und für einen Moment sah es so aus, als könnte es klappen.
Als würde alles ausgehen, nicht wahr?


#74 – Logan ruft ihn an & er telefoniert mit Chiara / Aufeinandertreffen mit Sam
Sie stellt sich vor. Sie ist charmant, sie ist nett, sie ist einvernehmend und sie weiß ihn zu nehmen, obwohl er sie nur bisher einmal getroffen; nur kurz gesehen hat und er schmunzelt und denkt sich, dass das vielleicht die Facette ist, die Logan so an ihr fasziniert.
Ob er ihr sagen könne, wo er sich gerade aufhält, weil es wäre wichtig, besonders wichtig, und Blake sieht sich um, in der Dunkelheit des großen Labeltonstudios, in welches er sich geschlossen hat. Er steht an einer großen Glasfensterfront und die Straßen Londons unter ihm vergehen im Licht der Autos. Er ist sich nicht sicher, ob er antworten soll, oder was er antworten will, aber dann sagt er es. Warum? Weil es da jemanden gäbe, der ihn sehen wollte und das irritiert Blake, aber er ist beschäftigt, mit der Gitarre in der Hand und all diesen Worten und Emotionen in sich, die herausmüssen und herauswollen. Er gäbe dem Portier Bescheid; er wäre oben, im Sechsten. Logan würde Bescheid wissen. Dann kappt er die Leitung und er widmet sich der Musik, denn wenn ihm die Zeit etwas gelehrt hätte, dann das Sam der perfekte Wegzeiger dahingehend war, wohin er mit seiner Musik wieder wollte. Ein Kompass. Sein Kompass.
Und sie ist in seinen Gedanken vorhanden genug um ihn an eine Erscheinung glauben zu lassen, als er hört, wie ihre Stimme zu den Tönen summt, die er fabriziert. Er genießt den Moment und lässt seine Finger nur kurz über die Saiten fliegen; zittert für den Moment nicht, doch als er aufsieht, steht da tatsächlich Sam im Türrahmen. Sein Spiel versiegt. Und er weiß nicht, was er ihr sagen soll. Er ist sprachlos. Sam ist es auch. Für eine Weile sehen sie sich nur an, bleiben schemenhaft, bis sie aus dem Schatten in das Licht des Fensters tritt. Sie hat einen Schlüssel in der Hand. Es ist der Schlüssel zu ihrem gemeinsamen Appartment erkennt er sofort; sie hat immer noch diese alte Eule dranhängen, die ihre Großmutter ihr gehäkelt hat.
Sie soll ihn behalten, sagt er nach einer Weile. Wenigstens das. Aber Sam kommt näher. Setzt sich in den Fensterrahmen, ihm gegenüber und nimmt sich eine Zigarette aus seiner Schachtel. Als sie diese entzündet, schaut sie ihn an, aus ihren tiefbraunen Augen, die zu ergründen schwer geworden sind.
Sie sagt, dass es ihr leidtut. Als sie das sagt, schaut sie in die Stadt hinaus, in das Gewitter, das heranzurollen droht und Blake folgt ihrem Blick nicht, sondern ergießt sich in ihrem Anblick. Es ist ihr nicht leichtgefallen, das zu sehen. Das tut es immer noch nicht. Weil es zu sehr wehtat, müsse er wissen. Sie hätte es nie vertragen, dass er sie verlassen hat; dass er gegangen ist, wie er nun einmal ging. Dass sie immer das Gefühl hatte, dass er einen Teil mit ihr mitgerissen hat, ohne das richtig zu leben möglich wäre – aber eben nur gerade so. Dass sie gerne mehr gewesen wäre, für ihn. Es aber nicht konnte. Und das tut ihr leid. Sie war nicht das, was er gebraucht hätte. Und vielleicht hätte sie es deshalb verdient, verlassen zu werden. Blake, der weiß, dass etwas von ihm zurückblieb, bei ihr, als er ging, fragt sich, ob diese Teile von ihnen noch immer dort standen, am Meer und das Leben führten, tief in den Winkeln ihres Herzens, dass sie immer hätten führen sollen, aber das sagt er nicht.
Sie konnte sich selbst nicht aufgeben. Sie konnte nicht das sein, was er wollte. Und Blake erwidert, dass er es verstanden hat. Versteht. Dass ihm sein eigener Egoismus leidtat – aber das auch er nichts anderes hätte tun können; nicht damals, nicht in diesem Moment.
Sie wisse nicht, was sie tun soll. Sie könne ihn nicht vergessen; er verließ ihr Leben nie, egal was sie tat, oder was sie sagte. Er blieb auf seine Art, omnipräsent. Ihre Liebe unbesiegt. Und das sie damit nicht klarkäme. Sie erträgt es nicht mehr, nicht mehr so, ihn so zu lieben, wie sie es tut. Sam ist unemotional, als sie das sagt, beinahe leer wirkt sie, während sie ihre Stirn auf die angezogenen Knie gebettet hat und sie sieht so müde aus, wie Blake sich fühlt und er fragt sich, ob es das ist, was sie einander antun – er ihr und sie ihm.
Sie weiß, dass es besser wäre, ihn loszulassen. Aber sie kann nicht. Was ist, wenn sie nicht kann? Was sie tun soll? Ihm diesen Schlüssel geben und gehen? Dabei sieht sie Blake an und er weiß, dass sie dieses Mal eine Antwort haben will von ihm, eine Entscheidung von ihm. Und dann sagt er, dass er es nicht beenden kann, wenn es das ist, was sie braucht und von ihm verlangt. Dass sie das nicht von ihm erwarten oder verlangen dürfe. Viel. Aber nicht das.
Sein Gitarrenspiel ist längst versiegt und die Weite des Tonstudios erreicht sie gähnend. Als sie aufsieht, sieht er, dass Sam, die nie weint, weint. Wortlos. Und das in ihrem Blick so etwas wie eine verzweifelte Bitte liegt, die sie wohl selbst kaum beschreiben könnte, die er aber so gut nachempfinden kann.
Er zieht sie in seine Arme, weil es das einzige ist, das zu tun ihm übrigbleibt. Er kann sie nicht gehen lassen. Nicht so. Und wenn es bedeutet, dass sie nicht loslassen kann, wenn es das ist, das sie empfindet, dann entscheidet er sich dazu, auch sie nicht gehen zu lassen. Nicht dieses Mal. Und als Sam in seinen Armen schluchzend zusammensinkt und sich an ihn klammert, sind sie wie die letzten Überlebenden eines Schiffsbruches und vielleicht ist dieses Bild gar nicht mal so abwegig.
Sie weint an seinen Hals, das er nicht gehen soll. Nicht mehr. Und er beschwört, während er sie fester in seine Arme schließt und ihr Haar küsst, dass er aufgehört hat, zu rennen.

#75 – Party bei Levi und Brad

Es erinnert Blake alles ein wenig an sein altes Appartment; an das Appartment, dass er später mit Sam teilte. Es ist größer, es ist auch besser eingerichtet – immerhin wohnt Bradley dort – aber am Ende ist es eine Höhle, für Leute wie sie, ausgelegt mit vielen Teppichen, Möbelstücken, die sie im Ausverkauf oder auf dem Sperrmüll anderer Leute gefunden haben. NLF ist ebenso da, wie Logan es ist; Freunde Brads sind da, alte, wie neue, und auch Levis Freundeskreis, der wie immer beachtlich groß ist, ist zu Brads Geburtstagsfeier aufgetaucht. Obwohl die Szene präsent ist und man dann und wann durchaus Blicke auf Logan und ihn wirft, ist es ein ebenbürtiges Zusammenkommen. Nur Alexis fehlt. Blake genießt den Abend und genießt Sam, die sich auf seinem Schoß zusammengerollt hat und mit der er gemeinsam eine Zigarette raucht und über die Dächer Londons starrt, während die Musik und die gute Laune der Feier von hinten an sie herandringt. Es ist eine angenehme Szene, ein Moment, der keinerlei Worte bedarf und das ist durchaus das angenehme zwischen Sam und ihm, die Bequemlichkeit, die keinerlei Worte benötigt. Er könnte versinken in ihr, weiß er und er erinnert sich an die letzten Nächte und Tage, die sie miteinander und ineinander verbracht haben. Er könnte sie hier und jetzt unter dieser Decke, in die sie sich gekuschelt haben, nehmen, weiß er, so groß ist das Verlangen, so groß die Notwendigkeit nach ihr und könnte Blake sie trinken, täte er das vermutlich. Sie haben nicht darüber geredet, wie es weitergehen soll und was denn die nächsten Schritte wären und sein könnten, und es ist besser so, weiß Blake – das, was sie waren und nicht waren hatten sie noch nie definieren wollen. Sam, jedoch, ist zögerlich, manchmal. Möchte nicht auf ihn reduziert werden, das spürt er und das ist okay. Als sie sich also von einer Blonden zu einem Bier nach drinnen ziehen lässt, beobachtet er sie kurz, wie sie – angetrunken – zum blühenden Leben erweckt und sich in eine Gruppe Leute integriert, die er nicht kennt, aber ihre Freunde zu sein scheinen.
Sie erinnert an die Sam, die er kennt. Blake lächelt. Blake fühlt sich gut. Aber natürlich reicht das nicht.
Als er sich in das Badezimmer begibt, ist es Logan, der die Badezimmertüre aufstößt, und sich zu ihm gesellt, scheinbar entspannt; rauchend. Er fragt ihn, wann er vorhat, ihr alles zu erzählen. Blake checkt seine Nase, bevor er sich die Hände wäscht und den Kommentar ignoriert. Aber Logan lässt nicht locker, der Blick längst zu dem eines Raubtiers geworden. „Du hast doch vor, es ihr zu sagen, oder?“
Aber Blake sagt Logan, dass er das ihm überlassen soll und lässt ihn dann stehen. Das Zittern in seinen Händen ist verschwunden, sein Blick klare, seine Aufmerksamkeit geschärfter. Er ärgert sich über Logan, ärgert sich genug, um zu versuchen, ihn einfach zu ignorieren, mit dem wissenden Tonfall aus seinem Hinterkopf auszusperren. Sam muss er damit nicht belasten. Noch nicht. Es gibt nichts zu erzählen. Er hat immerhin kein Problem. Er hat es im Griff. Dass Logan ihm deswegen in den Ohren liegt, ärgert ihn. Er hat es immerhin im Griff. Er kann aufhören, wenn er es will und muss. Aber seine Hände zitterten nach dem Unfall. Und Blake hat keine Zeit, keine Muse für Therapie, will das nicht, kann die Bilder nicht heraufbeschwören. Und er braucht diese funktionierenden Hände für die neuen Songs. Nur dafür. Dann könnte er aufhören. Dann.
Aber nicht jetzt.

#76 – Sam gibt ein erstes Radiointerview
Blake ist im Studio, als er sie hört. Man hat sie zur Frontfrau gemacht und den Manager gleich mit eingeladen. Es ist eine einstündige Session, es geht um Motivation, es geht um die Frauenrolle der heutigen Zeit in der Musik und ihr eigenen Ziele darin, wie sie sich definiert; was sie erreichen möchte, mit ihrer Musik, mit sich selbst, in der Geschichte dieser Zeit. Blake hört, wie sie zum ersten Mal all das, was sie fühlt und sich wünscht und hofft, in klare Worte formt. Und er ist stolz auf sie und stolz mit ihr, denn er kennt den Weg, der sie an diese Stelle gebracht hat – und er weiß, dass er daran keinen Anteil hat. Niemand, so richtig, höchstens Levi, aber ansonsten war Sam immer schon ihr eigener Antrieb und ihre eigene Bemühung.


#05 – Logan
Das Problem, das er damit hat, ist, dass es niemandes Fehler ist. Er weiß das und er darf das sagen. Immerhin hat er lange genug nach Schuldigen gesucht; Teilschuld eingefordert und spüren lassen. Dass Reid nie wieder einen Fuß in das Musikbusiness setzt, ist eine Konsequenz davon.
Aber es gab wenig mehr. Und darin liegt das Problem, diese beschissene Tragik, wie aus einem ihrer Songs oder aus den Filmen, bei denen sich Chiara immer die Augen rausweint, weil es tiefer schürft, als es sollte. Und er hasst es, hasst es, dass es Blake war; er hasst die aktive Entscheidung dahinter, die er nur verstehen, aber nicht nachvollziehen kann.
Chiara ist die Liebe seines Lebens. Immer noch. Steht mit ihm, Seite and Seite; dass sie nicht die einzige ist, die da steht, macht ihr nichts aus, solange sie die erste auf dieser Prioritätenliste ist und das ist sie.
Das ist nicht das, was Blake und Sam hatten.
Aber es ist das nächste zu dem, was er je haben wird.
Aber er weiß, dass Sam Blakes Sonne war und woher das kam und worin das wurzelte, würde er nie ganz verstehen; nie ganz nachvollziehen können, das weiß Logan.
Er kann nur vermuten. Und Logan glaubt, dass es einen gebrochenen Menschen brauchte um einen gebrochenen Menschen zu sehen.
Und er weiß, dass Sam das war. Und das auch Blake das war, immer schon. Und das er das nicht sah, nicht derart verstanden, vollkommen begriffen hatte.
Dass Blake am Ende vielleicht immer nur Sam brauchte, weil er Sam brauchen wollte.
Und das es dann keine Wahl mehr gab, als der letzte Lichtstrahl zerging – und Blake sich der Dunkelheit hingab, die seit Jahren an ihm leckte.
Und darin… in diesem Gefüge einer Welt, die Logan so fremd ist.
Versteht er alles.
Und das ist sein Fluch. Denn besser macht es nichts.


#77 – Blake weist ein Treffen mit Reid ab
Reid will wissen, wie es bei ihm läuft, wie es weitergeht. Er würde ja schon ein bisschen stagnieren, da wäre Druck von oben, viel Druck von oben und dem müssten sie sich fügen, ganz dringend. Wie es denn aussähe. Blake, der sich während dieser Treffen so eingepfercht und klein fühlt, fährt sich fahrig durch die Haare. Reid will wissen, ob er Nachschub braucht. Wenn es so wäre, sollte er durchaus etwas nehmen; wenn es dem Prozess förderlich wäre, wäre es keine Schande nachzuhelfen, dass müsse er wissen. Er schiebt ihm etwas rüber, Medikamentendosen, wie immer und Blake will sie nicht, schiebt sie von sich, aber Reid drückt sie ihm in die Hand und sagt ihm, dass er es lieber nehmen soll. Für den Fall.
Dann kommt Reid auf den Punkt. Es gäbe Gerüchte um ein Mädchen… Blake will wissen, woher, aber Reid sagt es nicht und das Logan etwas gesagt hat, kommt nicht in Frage, so viel zumindest weiß Blake. Doch woher dann?
Reid hakt nach. Ob das wieder so eine Poppynummer wäre? Dass er wissen müsse, dass eine Frau an seiner Seite jetzt eine Scheißoption wäre, dass sein Image das jetzt nicht gebrauchen könnte, jetzt, wo er es umformt.
Blake fährt aus der Haut. Reid ginge es einen Scheißdreck an. Und dass er am Ende des nächsten Monats sein Album haben würde. Im Hotel angekommen donnert er die Scheiße in den Spiegelschrank und hämmert gegen die Wand, frustriert, wütend und voller Emotionen, die er nicht beschreiben kann. FUCK. Er will das nicht mehr.

#78– Sam erleidet nach einem Auftritt einen Zusammenbruch und wird mit dem Notarzt ins Krankenhaus gebracht

Niemand weiß so richtig, was Phase ist, niemand weiß, was los ist – NLF touren seit ungefähr drei Wochen durch die kleineren Etablissements Englands und präsentieren erste offizielle Songs ihrer EP. Sie werden damit nicht groß in die Charts einsteigen, wie es einst EoE tat, aber sie werden in die Indiecharts brechen, damit auf nationalen Festivals größere Acts bekleiden können und sie werden zu einem Namen werden – so, wie NLF das möchte; so, wie Sam das möchte. Doch der heutige Abend verlief anders; Sam war wackelig, die Menge bemerkte es nicht, weil sie später am Abend dran waren, aber Brad berichtet am Telefon atemlos, dass sie danach Backstage einfach zusammengesackt ist und man sie nicht mehr zu Bewusstsein bekam. Irgendetwas in Blake setzt aus, als er aus einem Treffen mit Logan hetzt und ins Krankenhaus fährt; er kann nicht klar denken und die Angst, sie zu verlieren, ist übermächtig. In der Notaufnahme angekommen verweigern sie ihm Auskunft, doch als er sie anherrscht, dass er ihr verfickter Freund ist, macht man einen Kompromiss und lässt ihn zu ihr.
Sam ist schwach, aber ihr geht es gut – River ist bei ihr, Levi auch und man lässt ihm Ruhe und Zeit mit ihr und sie gehen raus. Sam kann es sich auch nicht erklären. Gegessen hätte sie. Eigentlich ausreichend. Ihr wäre nur etwas schwindelig, vielleicht hätte sie einfach nur zu wenig getrunken.
Blake verbringt die Nacht bei ihr und als am frühen Morgen der Arzt reinkommt, will Sam nicht, dass er rausgeht. Der Arzt ist entspannt. Das käme öfters vor, bei übermäßiger Anstrengung, sie müsste da jetzt etwas auf sich achtgeben, ansonsten könnte das zu etwaigen Schäden führen. Er habe jetzt auch gleich einen Ultraschall angeordnet, damit sie nachsehen könnten.
Sam ist verwirrt. Blake auch. Was?
Der Arzt ist überrascht, lächelt dann aber. Dass sie es also gar nicht wüssten? Sam wäre schwanger.
Blake zieht es den Boden unter den Füßen weg.

#79 – Blake telefoniert mit Logan
Blake erzählt Logan alles. Und zum ersten Mal, seitdem Blake denken kann, falls er das überhaupt noch tut, erlebt er Logan sprachlos. Und Blake kann es ihm nicht verübeln, wie könnte er es nur? Blake weiß selbst nicht, was er sagen kann oder sagen soll; sein Mund ist trocken, sein Hals rau, seine Gedanken rasend und er selbst maßgeblich unfokussiert. Schwanger, verdammte Scheiße. Nur bei Sam sitzt der Schock tiefer, als bei ihm; es ist schon fortgeschritten, haben sie erfahren, aber sie könnten noch etwas unternehmen, wollten sie es nur - vorausgesetzt, er wäre der Vater; vorausgesetzt, er würde einwilligen. Sie müssen nicht zurückrechnen, um zu wissen, wann es passiert ist, das wissen sie beide; in Blakes Gedanken hat sich ihr Wiedersehen nach Jahren schließlich ebenso gebrannt, wie in ihre .
Ein Baby.
Fuck. Ein Kind. Ein Leben.
Logan weiß es besser, als zu gratulieren; kennt ihn, Blake, besser, als sich in den Rausch an Glückwünschen zu fügen, wie es doch normalerweise der Fall wäre. Es will wissen, wie es jetzt weitergeht. Wie Blake weitermachen möchte.
Blake weiß es nicht, weil Sam es noch nicht weiß. Aber er weiß, dass in ihm eine Entscheidung herangeschwollen ist, die zu fällen ihm einfach fällt, wenn Sam ähnliche Ansichten vertritt.
Er ist des Business doch eigentlich längst so müde. Logan versteht den Kontext.

#80 – Blake und Sam reden im Auto, dann setzt er sie im Hotel ab

Sam ist matt und geplättet und die Fahrt beginnt schweigend; der Londoner Verkehr zur Mittagszeit ist ein einziges Stop & Go. Aber sie haben und hören Radio und er nimmt ihre Hand während sie an Ampeln warten und stehen – und Sam weist ihn nicht ab; drückt sie. Sie sieht müde aus und mitgenommen und mindestens so, wie Blake sich fühlt. Da liegt etwas zwischen ihnen, etwas Neues, etwas Zerbrechliches, ein Thema, das sie bereits in der Vergangenheit hatten und sich damit tiefschürfend verletzten; gegenseitig ablehnten. Sie streicht sich Haare aus dem Gesicht, nimmt sich eine Zigarette, zündet diese aber nicht an. Als sie sagt, sie habe Kopfweh, dreht er das Radio leiser. Er fragt sie, wo er sie abliefern soll. Sie zögert, eine Weile, aber sagt dann, dass sie nicht in ihre Wohnung will. Sie waren noch nicht oft in ihrer Wohnung, wegen Chiara, wegen dem Hort, der sie ist und weil sie sich langsam antasteten; das Hotel bequemer war, für Blake auch anonymer. Sie will ins Hotel, sagt sie. Sie will zu ihm.
Als er am Hotel hält und sie rauslässt, sagt er, dass sie sich ausruhen; eine Runde schlafen soll. Sie lächelt und nickt. Er küsst sie zum Abschied auf die Stirn und als er sie dabei umarmt, bettet sie kurz ihre Stirn auf seiner Schulter ab.
Als sie im Inneren verschwunden ist, macht Blake sich auf dem Weg ins Tonstudio.

#81 – Blake findet Sam

Blake beendet an diesem Abend drei Songs, die er angefangen hat. Er verbringt den ganzen Tag im Studio, zusammen mit Logan, der seinen Tagesplan umwürfelt, als Blake ihn darum bittet. Blake ist dankbar für den Freund, dankbar dafür, dass er ihn unterstützt, mit dem Bass, wie er es einst tat, obwohl seine Hand bald schmerzt – aber Logan sagt nichts, sondern zieht es mit Blake durch. Dessen Hände zittern leicht; er hat nichts da, aber im Rausch des Musizierens geht es eine Weile länger, wie gewöhnlich und gibt Blake das Gefühl, es ertragen, es bald angehen zu können, aber als das Zittern seinen Körper erreicht; Schweiß beginnt, auszubrechen und sich Übelkeit hochkämpft, muss er abbrechen, muss was nehmen, muss sich hochpeitschen und in die Spur bringen. Logan ist dabei, dieses Mal. Sieht es mit an. Die Hände dabei in den Hosentaschen sagt er nichts, ist nicht verurteilend, sondern nur wissend. Blake weiß, dass er ein Problem hat und er erkennt es in diesem Moment auch an.
Er kümmere sich darum, bringt Blake dann hervor, als er sich eine Zigarette rauskramt, sich darüber ausruht, versucht, klarzukommen. Er hätte Recht. Es ginge so nicht weiter. Fuck. Wüsste er doch selbst. Vor allem jetzt.
Logan fragt ruhig, ob sie schon geerdet hätten, Sam und er. Wie es weiterginge. Blake schüttelt den Kopf. Fragt Logan dann aber, wie es für ihn weiterginge, dann. Ohne ihn. Logan lächelt leise, aber es erreicht seine Augen nur verschleiert. Er sagt, dass er zu verknüpft ist, um unter zu gehen und das es über die Jahre immer wieder Angebote gäbe. Blake solle sich damit nicht aufhalten; seinen hübschen Kopf zerbrechen. Sie lachen leise. Beenden den letzten Song. Verabschieden sich.
Dann fährt Blake zurück ins Hotel.
Es ist nicht so, dass Blake etwas merkt, eine düstere Vorahnung hat, als es Stille ist, die ihn in der Suite empfängt, denn Sam ist nicht zwingend jemand, der Fernseher und Musik braucht; die Ruhe genießt, dann und wann gerne liest. Er zieht seine Jacke aus, denn es ist kalt geworden; der Winter lässt London kalt und karg und gnadenlos werden. Er macht den Kamin an, im Wohnzimmer, und ruft dann nach Sam, die er im Bad vermutet, denn dort hört er das Wasser. Aber sie antwortet nicht.
Er tritt ein und sieht kurz zu ihr und geht dann an den Spiegel und spricht mit ihr, ahnungslos; fragt sie, wie es ihr ginge. Dass er fertig geworden wäre, vorerst; dass die nächste Tage nur ihnen gehören, wenn sie das wollen würde, aber Sam antwortet nicht und langsam beschleicht Blake ein Gefühl, diese Kälte…
Er gefriert in seinen Bewegungen und starrt in den Spiegel, in Sams Spiegelbild und sieht, dass sie nicht reagiert, dass sie sich nicht regt und dann sieht er die Pillenpackung Reids, die offen ist; die, auf denen Schmerztabletten draufsteht, aber keine drinnen sind und er hört sie sagen, dass sie Kopfschmerzen hat; hört, wie diese Worte in ihm nachhallen. Blake wird übel. Mit einem Ruck ist er bei ihr, die Ahnung hat sich längst manifestiert und während er auf die Knie geht und mit ihr spricht, sanft und leise, versucht, sie aufzuwecken, hat sein Unterbewusstsein längst registriert, dass sie kalt ist, dass dieses Badezimmer kaltgeworden ist und als er sieht, dass ihre Lippen blau sind, spürt, wie kalt das Wasser ist, wird seine Welt für einen Moment stumpf ob dieser Welle an Verzweiflung, die ihn überrollt. Dann zieht er sie zu sich, drückt den leblosen Körper an seinen Körper und vergräbt sein Gesicht an ihrem nassen Haar und Blake schreit.
Die Entscheidung danach ist leicht. Keine, die er aktiv fällen muss. Er legt sie behutsam in der Wanne ab; er steht auf, er nimmt die Packung und er nimmt den Rest und weiß, was er tut, als er sie herunterwürft, seinen Hals herunterquält, als wüsste er, was er vorhat und als würde er ihn daran hindern wollen. Aber es gibt nichts, was sich ihm hier in den Weg legen kann. Er weiß, was er genommen hat; weiß, was diese Dosis in seiner Blutzirkulation anstellt und mit ihm machen wird.
Aber es hat keine Bedeutung mehr. Als er zu Sam in die Badewanne rutscht, schwappt das Wasser über den Rand der Badewanne und als er sie an sich heranzieht, mit seinen Armen ihren Körper umschlingt, ist es eiskaltes Nass, dass seinen Körper umspült. Blake weint regungslos, die Tränen sind einfach da und sie versiegen nicht und er weint sie nicht für sich selbst, für seinen wertlosen Arsch, sondern für Sam, die Liebe seines Lebens und für dass, was da in ihr heranwuchs und heranreifte und nie eine Chance haben würde.
Als Blake die Augen schließt, schließt er sie für immer. Mit dem Rauschen des Meeres und Sams Lachen in seinen Ohren.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die finale Szenenplanung 3/5
BeitragVerfasst: Mi 5. Jul 2017, 10:32 
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über die Angst, vor dem Vergangenem, vor dem Heimkommen


#01 – Levi
Er sieht sie oft in seinen Träumen. Nicht nur Sam, sondern auch Blake. Sie zusammen. Mit dem Kind. Er hat Brad gefragt, irgendwann, was er glaubte, dass es geworden wäre. Brad meinte, es machte keinen Unterschied; dass es gestorben wäre, wie Sam und Blake gestorben sind. Aber Levi sieht ein Mädchen; ein Mädchen mit der Wildheit Sams Temperament und der nuancierten Sensibilität Blakes, mit einem Gespür für die Musik, wie ihre Eltern sie hatten. Ein Mädchen, dessen Wiegenlieder die Gitarrenklänge und die Stimmen ihrer Eltern waren. Ein Mädchen, mit den blauen Augen Blakes und dem dunklen Haar Sams. Mit Zöpfen. Mit Rosa Sandalen, weil sie in ihrer Schuhliebe nach ihrer Mutter gekommen wäre, aber einem Rolling Stones TShirt, weil ihre Eltern nunmal so gewesen wären.
Fröhlich, plappernd und anstrengend, das wäre sie gewesen. Und Levi weiß, wie toxisch diese Gedanken sind, weil sie ein Abschließen verhindern, aber das ist das einzige, das hilft. Nur damit kann er es ertragen, diesen Verlust und diese Welt, die zusammenbrach. Diese Zukunft, die es nun nie geben würde. Ein Leben, das nie existieren würde.
Er vermisst sie. Heute noch. Sam auf ihre Art. Blake auf seine Art.
Sie gingen laut und mit viel Trubel, aber das Leben ging schnell weiter und noch heute gibt es zu viele Momente, in denen er sich erwischt, das nicht fassen zu können. Dass sie nicht mehr da sind, dass Sam nicht mehr da ist, da, an seiner Seite, wo sie war, seit ihrer Jugend, und er das Leben nicht mehr mit ihr teilen kann; dass es für sie nichts mehr zu sehen gibt, ihre Freundschaft, ihre Seelenverwandtschaft etwas ist, das war.
Aber nicht mehr ist.
Und nicht mehr sein kann.
Und das man tote Menschen nicht zurück ins Leben lieben kann, egal, wie sehr man es sich wünscht.
Er hat aufgehört, die Jahre zu zählen. Aber nicht aufgehört, zu kommen.
Es ist das einzige, das zu tun noch übriggeblieben ist, dieses Heimkommen der letzte Akt, vielleicht auf ewig, den er ihr erweisen kann.
Blackpool ist nicht das gleiche, ohne sie. Lytham auch nicht.
Es ist eine tote Erinnerung; nur eine triste Küstenstadt, die im Morgennebel versinkt, der vom Meer hinauf an den Strand kriecht.
Aber er ist nicht durch; nicht fertig mit seiner Heimat, noch mit sich selbst. Dass ist das Versprechen, dass er ihr gegeben hat, Sam, seiner Sam, Blakes Sam, ihrer aller Sam. Der Clique, die sie mal waren, aber nicht mehr sind; diesen Leben, die einst miteinander verknüpft waren und sich voneinander freigerissen haben.
Und deswegen wird er wieder kommen. Egal, wie groß die Angst ist.
Und irgendwann wird es anders sein. Und daran hält Levi fest.


#82
Er ist der Erste, der sich abwendet, weil er es am wenigsten erträgt. Chiara nimmt seine Hand, oft, aber Levi registriert sie selten; zündet sich im Weggehen gegen den Wind lieber eine Zigarette an; bevorzugt es so. Ihre Wege trennen sich danach nicht immer gleich; heute gehen sie etwas trinken, irgendwo am Pier, irgendwo zurückgezogen, und vielleicht zieht es sie weg von Blackpool und zurück zu Lytham.
Das alte Appartment gibt es immernoch. Levi hat die Mieterschaft übernommen. Brad wendet sich an ihn, als Levis Feuerzeug nicht richtig klickt und zündet seine Zigarette an und er bedankt sich, seine Stimme leise, die Lippen trocken. Wie immer weiß er nicht, was er sagen soll, denn dem Meer den Rücken zuzudrehen, bedeutet Sam den Rücken zuzudrehen und das zu tun, weil es das einzige ist, das zu tun übriggeblieben ist, ist seine ganz persönliche Hölle.

#83
Sie verlassen den Pier, das Holz, mischen sich unter das leichte Treiben am Strand und gehen die Küstenstraße zurück in die Stadt. Dann ruft jemand seinen Namen. Levi ist geneigt, sich nicht umzudrehen, doch etwas an dieser Stimme…
Er wirft einen Blick über die Schulter und erkennt die Blondine. Das Mädchen von den unzähligen Jugendparties Lythams; seine beste Gesprächspartnerin; der Partygast, deren Name er nie erfuhr und diesen Umstand immer bereut hat.
Er hat sie vergessen, weiß er. Vergraben. Und sie jetzt zu sehen, sich zu erinnern, lässt die Umgebung verblassen, vor allem deswegen, weil sie lächelt und ihm so unbeschwert entgegenwinkt. Er bleibt stehen. Lässt sich dunkelbraunes Haar vom Wind zerzausen. Er lächelt.
„Hey“, begrüßt er sie, und sie reicht ihm die Hand. „Willow“, stellt sie sich vor. Und lacht dann. Sie dachte, dass es Zeit wäre. So nach all den Jahren. Ob er sie noch kenne?
Levi lacht betreten und sieht sie an, sieht in dieses Meergrün, das unberührt ist und empfindet urplötzlich Hofnung.
Ja, antwortet er. Denn wie könnte er auch. Als Brad fragt, ob er kommt, winkt Levi ab. Gleich. Willow fragt, ob er nicht etwas verpasse? Sie wollte ihn nicht aufhalten, aber sie hatte sich gefragt, ob sie ihn mal wieder sehen würde. Irgendwann. Aber Levi hat Zeit.
Levi hat alle Zeit dieser Welt. Und gemeinsam schlendert er mit ihr die Straße weiter entlang, den Sturmwolken entgegen und einem Lächeln im Gesicht.


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