Ich habe es mir oft ausgemalt, wie es gewesen wäre, euch beide nebeneinander stehen zu sehen, die Hüften mit den Armen umschlungen, die Gesichter der Menge zugewandt. Sie, mit den goldblonden Locken und ihren aufreizenden Glitzerkleidern und du, mit dem dunkelbraunen Haar, in deiner Wolke aus Schwarz und Rot. Beide stolz, beide so unwahrscheinlich talentiert und zusammen eine Naturgewalt, welche die Szene nie hätte ignorieren können.
Das Bild fühlt sich falsch an und ist so irrelevant, dass ich mir blöd vorkomme; dass ich nicht weiß, warum es auch jetzt noch, vor allem an Tagen wie diesen, aufkommt und versucht, in meinen Gedanken zu spielen. Vermutlich, weil ich mich lange gefragt habe, ob die Dinge anders gekommen wären, wenn du nicht so eifersüchtig auf sie gewesen wärst. Wenn du dazu in der Lage gewesen wärst, das Angebot von Freundschaft zu erkennen und anzunehmen, wie sie es dir gemacht hat.
East of Eden sei das wahre Konzept gewesen, das reden sie heute noch, East of Eden sei das Bild gewesen, das die damaligen Konstellationen sprengte und neue Möglichkeiten zeigte, aber das ist nicht wahr – East of Eden war damit nur als Erstes sehr schnell erfolgreich.
Aber was wäre East of Eden mit dir gewesen, Sam? Mit dir und Alexis?
Ich weiß, dass du am Anfang am eifersüchtigsten auf Blake warst; darauf, dass er einen Platz bei mir einnehmen könnte, der dir bestimmt war, dir gehörte, und dich dementsprechend verdrängen würde. Für dich gab es oft nur dieses finale Entweder-Oder-Gefüge. Das man einen Menschen ebenso mögen, ebenso lieben und ebenso intensiv in seinem Leben haben könnte, ohne das es einer anderen Person auch nur irgendetwas an Zuneigung absprach ein Konzept, das du heuchlerisch fandest; dass sich immer nach Verrat angehört hat, früher oder später. Und du warst so konzentriert auf mich, so besitzergreifend und ereifernd, lange Zeit, das du die wahre Bedrohung nicht kommen sahst.
Wahrscheinlich hast du sie nie gesehen, nicht wahr?
Alexis, ja…
Doch als ihr ein Paar wurdet, du und Blake, war sie für dich nur noch eine Silhouette am Rand; jemand, den er kannte und mochte. Jemand, den Blake auf Parties mit einem Kuss und einer Umarmung begrüßte, auch dann, wenn die Augen eines ganzen Raumes auf ihm lagen. Doch am Ende warst da du. Die, die er an der Hand nahm und mit sich zog, ebenso stolz, wie liebevoll. Blake hat dich immer mit dieser bloßgelegten Offenheit geliebt.
Alexis war nie akut. Und trotzdem war sie am Ende deine bitterste Rivalin.
Aber die größte Bedrohung hast du vielleicht bis zum Ende hin nie so recht begriffen. Vielleicht wolltest du es nicht sehen. Vielleicht sahst du es tatsächlich nicht.
Aber die Gefahr lauerte bei Logan.
Bei diesem Freundeskreis, den du immer nur ankratztest aber nie vollkommen miterlebtest; den du deshalb unterschätzt hast, immer und immer und immer wieder.
Und am Ende, als das Unglück längst passiert und über unsere Köpfe hinweggefegt war, warst auch du, waren auch wir, Kollateralschaden von Logans Aktionen. Wie viele vor uns. Vor dir. Und wie es auch viele nach uns waren. Nach dir.
Ich frage mich, ob du dich deswegen so eingeigelt hast, danach. Ob du es genauso gesehen und empfunden hast, im verheerenden Rückblick, der doch keinem mehr etwas bringt.
Logan hast du immer gehasst. Mit einer Intensität, die selbst ihn aufgerieben hat, das weiß ich, denn es gab wenige, die sich ihm derart unverfälscht gegenübergestellt haben. Du hast dich schließlich nicht verstellt. Für niemanden. Auch nicht für Blakes besten Freund. Du hast dich nicht mal bemüht.
Deine Ablehnung war fast unnatürlich.
Wir haben nie darüber geredet. Irgendwann gab es so viel, über das du nicht mehr reden wolltest und deswegen haben wir alles, was nicht mit dem Hier und Jetzt des aktuellen Tages zu tun hatte, irgendwann in wissendem Schweigen zwischen uns zergehen lassen.
Aber ich glaube, dass du keine Freude mehr empfunden hast, wenn du an diesen Sommer zurückdachtest.
Was schade ist.
Er war trotzdem gut.
Er war trotzdem wichtig.
Nicht nur für Fury.
Für uns. Für uns alle.
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